Kolumne

Parallelwelten: Rampensauce!

Die Autokorrektur trennt in der Kommunikation mit Kunden, Geschäftspartnern und Kollegen die Spreu vom Weizen, findet Simone Harland. Doch manchmal geht sie zu weit.

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von Regiomanager 01.02.2018
Foto: ©Alexander Limbach – stock.adobe.com

Aus der modernen Kommunikation sind Messenger-Dienste wie WhatsApp, Telegram oder Threema nicht mehr wegzudenken. In vielen Situationen laufen sie E-Mail-Diensten mittlerweile den Rang ab. Auch in der Unternehmenskommunikation haben sie ihren festen Platz. Verständlich, denn es ist ja auch praktisch, schnell eine kurze Nachricht ans Sekretariat zu schicken mit der Bitte, doch schon mal die Unterlagen bereitzulegen, die als Nächstes gebraucht werden. Oder den Kollegen rasch mitzuteilen, wo sie finden, was sie suchen. Selbstverständlich haben Messenger-Dienste auch die Kommunikation mit Kunden erweitert. So lassen sich diese bei Bedarf von unterwegs darüber informieren, dass man unterwegs ist. Der Vorteil: Da das Ganze schwarz auf weiß (oder auf grün oder hellblau oder orange) beim Adressaten ankommt, kann sich niemand mehr herausreden, Nachrichten nicht richtig verstanden zu haben. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es allerdings: die Fälle, in denen die Autokorrektur zuschlägt.

So nützlich die Autokorrektur ist (und manchmal verbessert sie Schreibende besser als der beste Partner) – wenn es darum geht, Wörter zu vervollständigen, hat sie leider in vielen Fällen eine ganz eigene Vorstellung davon, wie die Kommunikation ablaufen soll. Schaut man ihr dann nicht auf die Finger, äh, den Bildschirm, verändert sie eigenmächtig den Text und damit seinen Sinn. So wird zum Beispiel aus „wartender Hund“ die Wortkombination „wäre der Huns“ (was das bedeuten mag, weiß wohl nur die Autokorrektur allein), aus dem Englischen „into“ ein Ingo und aus „männertypisch“ „Männerperücken“. Zugegeben: Das sind Wörter, die in der Unternehmenskommunikation eher selten eine Rolle spielen. Doch auch häufig genutzte Wörter verdreht sie. Passt man nicht auf, wird etwa aus „tönen“ „töten“, aus „wirkst“ „wirst“. Solche kleinen Änderungen können den Sinn einer Aussage durchaus ins Gegenteil verkehren.

Bei manchen Wörtern ist die Autokorrektur hingegen komplett überfordert. Da wird zum Beispiel aus der Rampensau eine Rampensauce. Doch wer weiß? Vielleicht empfindet sie das Wort „Rampensau“ auch als übergriffig und mildert es daher vorsichtshalber ab. Dem widerspricht jedoch, dass die Autokorrektur gerne auch mal anstößige Texte fabriziert. So kann es etwa passieren, dass sie aus dem harmlosen Wort „backt“ ein „nackt“ macht. In privaten Chats mag das noch lustig sein, in der Unternehmenskommunikation wird’s schnell peinlich.

Sicherheitshalber stellen daher Menschen, die bereits die eine oder andere Überraschung erlebt haben, die Autokorrektur aus. Ist ja auch kein Problem: Ein paar Wischer über den Bildschirm des Smartphones reichen. Andererseits entgehen ihnen dadurch spannende, lustige und nette Erlebnisse. Zudem verdeutlichen die Erlebnisse mit der Autokorrektur schnell, welche Mitarbeiter, Partner oder Kunden Humor besitzen. Mit solchen Menschen ist es besonders angenehm, Geschäfte zu machen. Auch für einen erneuten Kontakt gibt es dann sofort einen Anknüpfungspunkt („Ich war die/der mit …, Sie wissen schon …“).

Dennoch sollte man der Autokorrektur nicht völlig freien Bildschirm lassen, sondern ihr tunlichst auf die Buchstaben schauen. Spätestens wenn sie persönlich oder obszön wird oder gar beginnt, andere zu beschimpfen, ist es an der Zeit, ihr den Stecker zu ziehen. Sogar auf die Gefahr hin, dass sie es übel nehmen und beim nächsten Mal noch vehementer versuchen könnte, ihren eigenen Text durchzudrücken.

Simone Harland | redaktion@regiomanager.de

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