Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 03/23)

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von Regiomanager 13.07.2023
(© am − stock.adobe.com) | Daniel Boss

KONJUNKTUR

IfW: Minus statt Plus

Für die Wirtschaftsleistung in Deutschland zeichnet sich 2023 ein Rückgang ab. Das IfW Kiel erwartet im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 0,3 Prozent und revidiert damit seine Frühjahrsprognose (+0,5 Prozent) deutlich nach unten. Grund sei vor allem das schwache zurückliegende Winterhalbjahr. Im restlichen Jahresverlauf sei aber eine moderate Expansion zu erwarten. Für 2024 rechnet das IfW Kiel nun mit einem Plus von 1,8 Prozent (bislang +1,4 Prozent). Die Inflation dürfte sich im Verlauf des Jahres deutlich verringern und 2024 noch 2,1 Prozent betragen, heißt es. „In Anbetracht der Schwere der Krise und des Lieferstopps von Öl und Gas aus Russland schlägt sich die deutsche Wirtschaft wacker und bestätigt damit ihre Fähigkeit, sich schnell an neue Gegebenheiten anzupassen“, so IfW-Präsident Moritz Schularick Mitte Juni. „Aber klar ist auch, dass die Energiekrise ihre Spuren hinterlassen hat.“ Verglichen mit der Frühjahrsprognose des IfW Kiel haben die Nachwehen der Energiekrise sowie die straffe Geldpolitik der deutschen Wirtschaft im Winterhalbjahr etwas stärker zugesetzt als zunächst erwartet. Mit einem ungewöhnlich hohen Krankenstand und einem Einbruch des Staatskonsums nach Ende der Corona-Maßnahmen dämpften außerdem zwei Sondereffekte die Wirtschaftsleistung merklich. Nach wie vor lasten der Arbeitskräftemangel und die Lieferengpässe auf der Konjunktur. Gegenwärtig liegt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch 0,5 Prozent unter dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. „Insgesamt steht die deutsche Konjunktur im Spannungsfeld zwischen erheblichen Expansionsspielräumen und bislang recht hartnäckigen produktionsseitigen Hemmnissen. In dem Maße, wie diese nach und nach überwunden werden, kann auch die Wirtschaftsleistung wieder anziehen“, so Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel.


Logistiknachfrage sinkt


Die gesunkene Nachfrage nach Transportkapazitäten bereitet den Verkehrs- und Logistikunternehmen Sorgen. „Die – teilweise sehr deutlichen – Preisanstiege für viele Transport- und Logistikdienstleistungen haben zuletzt bereits zu einer gesunkenen Nachfrage geführt“, sagt ifo-Branchenexperte Patrick Höppner. Zusätzlich belastet die gegenwärtig gedämpfte Entwicklung der gesamten Wirtschaft die Nachfrage nach Beförderungsdienstleistungen – insbesondere im Güterverkehrsbereich. Im zweiten Quartal 2023 nahmen 35,2 Prozent der Verkehrs- und Logistikunternehmen eine unzureichende Nachfrage wahr, nach 33,8 Prozent im ersten Quartal. Trotzdem bleibt der Fachkräftemangel für viele Unternehmen im Verkehrs- und Logistikbereich ein großes Problem. Im zweiten Quartal 2023 meldeten 48,3 Prozent der befragten Verkehrs- und Logistikunternehmen Probleme bei der Personalgewinnung. „Mittelfristig ist eine weitere Verschärfung zu erwarten: Beim Fahrpersonal ist demografiebedingt ein weiterer Rückgang des Arbeitskräftepotenzials absehbar“, sagt Höppner.

BAUEN & WOHNEN

Beliebtes Fertighaus

Den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen sich immer mehr Menschen hierzulande mit einem Fertighaus. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, war im Jahr 2022 fast jedes vierte (22,8 Prozent) fertiggestellte Einfamilienhaus ein vorgefertigtes Haus aus der Fabrik. Im Jahr 2012 lag der Anteil der Fertighäuser an den Einfamilienhäusern noch bei 15,3 Prozent. Im Jahr 2022 wurden rund 17 600 Einfamilienhäuser in Fertigteilbau errichtet – ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dagegen ging im selben Zeitraum der Neubau von Einfamilienhäusern in konventioneller Bauweise zurück: um 2,7 Prozent auf rund 59 500. Insgesamt wurden im Jahr 2022 rund 20 400 Wohngebäude im Fertigteilbau errichtet. Dabei machten die Einfamilienhäuser mit 86,0 Prozent den größten Anteil aus. Danach folgten mit einem Anteil von 10,6 Prozent die Zweifamilienhäuser und mit 3,5 Prozent Gebäude mit 3 oder mehr Wohnungen einschließlich Wohnheimen. Der Trend zum Fertighaus dürfte sich nach Einschätzung der Statistiker weiter fortsetzen: Im Jahr 2022 wurden mit rund 19 000 zwar deutlich weniger Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im Fertigteilbau erteilt als im Vorjahr (-14,6 Prozent), allerdings fiel der Rückgang geringer aus als bei den Baugenehmigungen für konventionell geplante Einfamilienhäuser (-17,5 Prozent gegenüber 2021). Zum Rückgang der Bauvorhaben insgesamt dürften vor allem zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen und hohe Kosten für Baumaterialien beigetragen haben. Allerdings: Deutliche Preissteigerungen bei Baumaterialien wie Holz, Lieferengpässe sowie Fachkräftemangel blieben auch bei den Fertighäusern nicht ohne Auswirkungen auf die Preise. Im Jahr 2022 stiegen die Baupreise für Einfamilienfertighäuser um 15,2 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2021. Das ist die höchste gemessene Preissteigerung gegenüber einem Vorjahr seit Beginn der Erhebung im Jahr 1968.


Schneller bauen durch Novelle?


Schneller, elektronischer und unbürokratischer zu Wohnraum und Gewerbeflächen? Der Bundestag hat am 15. Juni den Gesetzentwurf zur Stärkung der Digitalisierung im Bauleitplanverfahren angenommen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht viele Anliegen der Wirtschaft erfüllt, aber auch weiteren Handlungsbedarf. Die Novelle soll die Aufstellung von Bauleitplänen modernisieren und beschleunigen. Dafür setzt sie grundsätzlich auf digitale Verfahren für die Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden. Gibt es Planänderungen oder -ergänzungen, soll in vielen Fällen eine erneute Veröffentlichung und Einholung von Stellungnahmen unterbleiben können. Eine Beschleunigung ist auch von der Verkürzung der Genehmigungsfristen für bestimmte Bauleitpläne von drei Monaten auf einen Monat zu erwarten, die die DIHK nach eigenen Angaben bei der Anhörung zum Gesetzentwurf im vergangenen März „gegen eine zunächst ablehnende Mehrheit durchsetzen konnte“. Grundsätzlich bewertet die DIHK die Ansätze der Novelle positiv, sie weist allerdings darauf hin, dass Gesetzesänderungen allein die Verfahrensdauer bei den Beschleunigungsgesetzen der vergangenen Jahre kaum halbieren konnten. Als wesentlichen verzögernden Faktor nennen die Unternehmen fehlende personelle und technische Ausstattung in den Planungs und Genehmigungsbehörden. Aus Sicht der Wirtschaft sollten Personalschlüssel und IT-Infrastruktur in den Verwaltungen deshalb so ausgestaltet werden, dass die Bearbeitung in den vorgesehenen Fristen möglich wird. Hilfreich wäre zudem, so die DIHK, die Prüfdichte und den Umfang von Unterlagen zu senken und es den Behörden zu ermöglichen, in Abstimmung mit den Vorhabenträgern auf die Kapazitäten privater Planungsbüros zurückzugreifen. Weitere Ansatzpunkte sieht die DIHK darin, sämtliche Unterlagen für alle Verfahrensbeteiligten digital bereitzustellen.

PERSONAL & KARRIERE

Asyl: starker Beschäftigtenzuwachs

In Deutschland hat sich die Zahl der Beschäftigten aus den Asylherkunftsländern seit dem Jahr 2012 versiebenfacht. Das teilte die Bundesarbeitsagentur mit. Demnach wurden von den Jobcentern im Jahr 2022 durchschnittlich 571.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter, also erwerbsfähige Leistungsberechtigte (ELB) aus den nicht europäischen Asylherkunftsländern, betreut. Dabei handelt es sich um die Länder, aus denen in den Jahren 2015 und 2016 die meisten Menschen nach Deutschland geflüchtet sind: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. 2012 waren es noch 105.000. Gleichzeitig stieg die Zahl der Beschäftigten aus den Asylherkunftsländern von 81.000 im Jahr 2012 auf 568.000 Menschen im Jahr 2022. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Auszubildenden. 2012 waren 2.500 junge Menschen aus diesen Ländern in Ausbildung, 2022 waren es bereits 44.000. Hintergrund: Geflüchtete Menschen, die nach Abschluss ihres Asylverfahrens den Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen und arbeiten dürfen, beziehen Bürgergeld nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II). Sie werden dann von den Jobcentern betreut. (Ausnahme sind die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer, die durch die „Massenzustrom-Richtlinie“ sofort Zugang zum SGB II erhalten.) Von besonderer Bedeutung ist die Sprache. Deshalb nehmen die Menschen an Integrationskursen teil und bekommen bei Bedarf zusätzliche berufsbezogene Sprachförderung. Aktuell nehmen 208.000 Menschen, die von den Jobcentern betreut werden, an Integrationskursen teil.

DIGITALISIERUNG

Deutschland bei Start-up-Allianz

Deutschland ist der Europe Startup Nations Alliance (ESNA) beigetreten. ESNA ist eine 2021 gegründete Organisation, die sich auf Grundlage der EU Startup Nations Standards dafür einsetzt, die Wettbewerbsfähigkeit der Start-up-Ökosysteme in den europäischen Ländern zu steigern und Europa stärker als Start-up-Kontinent zu positionieren. „Mit dem Beitritt Deutschlands zu ESNA werden wir uns gemeinsam mit unseren Nachbarn für noch bessere Rahmenbedingungen für Start-ups in Europa einsetzen. Start-ups sind maßgebliche Innovationstreiber in nahezu allen Bereichen. Indem wir ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, leisten wir auch einen Beitrag zur digitalen und ökologischen Transformation“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Beitretende Organisation für Deutschland wird die Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest GmbH (GTAI) sein, die ihre Kompetenzen im Start-up-Bereich bei ESNA einbringen und weiter ausbauen will.


Digitalkompetenz teils „mangelhaft“


Das Digitalzeugnis der Deutschen fällt gespalten aus: Zwar bewertet ein Fünftel der Menschen (20 Prozent) die eigene Digitalkompetenz mit der Schulnote „sehr gut“; ein weiteres Fünftel fällt nach eigener Einschätzung allerdings durch: Zwölf Prozent geben sich nur die Note „mangelhaft“ und acht Prozent sogar ein „ungenügend“. Im Durchschnitt liegt die Schulnote bei einer glatten Drei. Das zeigt die repräsentative Studie im Auftrag der Initiative „Digital für alle“ unter 1.002 Personen ab 16 Jahren in Deutschland anlässlich des vierten bundesweiten Digitaltags am 16. Juni. Demnach geben sich die Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren mit durchschnittlich 2,5 die beste Schulnote. Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren stufen ihre digitalen Kenntnisse und Fähigkeiten nur als „ausreichend“ ein: In der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren liegt die Durchschnittsnote bei 3,7 und ab 75 Jahren bei 3,9. „Die Menschen stehen der Digitalisierung offen gegenüber, ihnen mangelt es aber oft noch an den nötigen Kenntnissen und Fähigkeiten“, erklärt Geschäftsführerin der Initiative „Digital für alle“, Kimberly Klebolte. „Die digitale Welt dreht sich immer schneller, neue Technologien wie künstliche Intelligenz verändern zunehmend unseren Alltag. Deswegen stellen wir in diesem Jahr das Thema ‚Digitale Kompetenzen‘ in den Fokus, um den gesellschaftlichen und politischen Dialog voranzubringen sowie Angebote zur Förderung in der Breite sichtbar zu machen.“

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

Daniel Boss
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