Produktion im Münsterland

SAERTEX: Mit Mut und Pioniergeist zum Weltmarktführer

Das Leichtbaumaterial für die Energiewende kommt aus dem Münsterland.

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von Regiomanager 11.10.2023 Anzeige

In der kleinen Gemeinde Saerbeck liegt der Hauptsitz des global aktiven Familienunternehmens SAERTEX. Nachdem ihr Arbeitgeber Insolvenz angemeldet hatte und die Textilindustrie in der Region am Boden lag, haben Bruno Lammers und Gert Wagener 1982 den mutigen Schritt gewagt, ein eigenes Textilunternehmen zu gründen. Statt allerdings weiterhin auf Heimtextilien aus Materialien wie Baumwolle oder Seide zu setzen, haben die Gründer sich für die Produktion technischer Textilien entschieden. Viele haben nicht an diese Idee geglaubt, doch sie hat sich als goldrichtig herausgestellt. Heute ist SAERTEX global erfolgreich und beschäftigt weltweit rund 1.400 Menschen an insgesamt 16 Standorten. Das Produktportfolio umfasst inzwischen mehr als 3.000 unterschiedliche technische Verstärkungsmaterialien. Dabei handelt es sich um multiaxiale Gelege, die aus Glas-, Carbon-, Aramid- und Flachsfasern hergestellt werden. Die einzelnen Fasern werden von speziellen Maschinen in unterschiedlichen Ausrichtungen in mehreren Lagen abgelegt und anschließend miteinander vernäht. Konventionelle Materialien wie Stahl und Aluminium werden durch diese modernen Faserverbundwerkstoffe ersetzt, da sie das Gewicht minimieren und die Lebensdauer von Bauteilen maximieren.
Angefangen beim Flug- oder Fahrzeugbau, über Skier und Snowboards bis hin zu Booten gehen die Einsatzmöglichkeiten der SAERTEX-Materialien. Unter den Kunden sind Global Player wie Airbus, Porsche oder Atomic. Mehr als die Hälfte des jährlichen Umsatzes von rund 350 Millionen Euro erwirtschaftet SAERTEX allerdings mit Produkten für die Windindustrie. SAERTEX Chief Executive Officer Christoph Geyer erläutert: „Die Rotorblätter von Windturbinen sind zum Teil länger als 100 Meter. Die Materialien dafür müssen extrem stabil und dabei sehr leicht sein. Genau das sind die Vorteile unserer Produkte.“


Ausgezeichnet für die innovative Schiebedachkonstruktion im Stadion von Real Madrid


Gerade verwandelt sich das prestigeträchtige Santiago Bernabéu Stadion von Real Madrid in eine moderne Multifunktionsarena und SAERTEX hat einen großen Anteil daran. Die tragenden Elemente der ausfahrbaren Dachkonstruktion bestehen aus SAERTEX Materialien. Als Partner ist SAERTEX für dieses Projekt auf der größten Composite-Messe der Welt, der JEC WORLD in Paris, mit dem renommierten JEC INNOVATION AWARD 2023 ausgezeichnet worden. „Das Santiago Bernabeu Stadion ist eine absolute Ikone im Weltfußball. Und wir sind sehr stolz darauf, dass unser Material einen Beitrag zu diesem gigantischen Innovationsprojekt geleistet hat“, sagt Christoph Geyer. Die besondere Herausforderung des Projekts bestand darin, eine mobile Lösung zu entwickeln, bei der die gesamte Arena vor Wind und Wetter geschützt werden kann. „Jeweils 25 Meter Länge messen die 36 Leichtbauträger der ein- und ausfahrbaren Dachstruktur. Jeweils drei von ihnen wurden zu 75 Meter langen Hauptträgern verbunden. Da sie als Teil der mobilen Überdachung leicht und energie-effizient sein müssen, wurden die Trägerelemente im Vakuuminfusionsverfahren aus Carbon- und Glasfaserverstärkungen, Balsaholz sowie einem Epoxid-Kunststoffharz hergestellt“, erläutert Christoph Geyer die technischen Herausforderungen.


Grabenlose Rohrsanierung mit SAERTEX multiCom


Seit 1996 produziert die Tochtergesellschaft SAERTEX multiCom Schlauchliner aus Glasfasern für die grabenlose Sanierung von Abwasser- und Druckleitungen, wie z.B. für Trinkwasser, Gas und andere Medien. Mit dem Hauptsitz in Saerbeck sowie zwei weiteren Produktionsstandorten in den USA und China ist das Unternehmen weltweit erfolgreich und spielt eine wichtige Rolle für die Instandhaltung der unterirdischen Infrastruktur. Ein neues Rohr im maroden Altrohr, ohne dafür die Straße aufzureißen – das ist das Grundprinzip einer grabenlosen Sanierung. Dabei wird der glasfaserverstärkte Schlauchliner durch einen bereits existierenden Schacht in das sanierungsbedürftige Altrohr eingezogen, mit Druckluft darin aufgestellt und anschließend mit Hilfe von UV-Licht ausgehärtet. So entsteht ein statisch belastbares neues Rohr innerhalb des maroden Altrohrs. Dieses Verfahren ist besonders nachhaltig und ökonomisch. Die Umwelt rund um den Baustellenabschnitt wird aufgrund des Zugangs durch existierende Schächte weitestgehend geschont. Dadurch erfolgen lediglich geringfügige Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs sowie geringe Belästigungen durch Lärm, Schmutz oder Geruch. Der Wegfall von Erdarbeiten führt außerdem zu immensen Kosten- und Zeiteinsparungen im Vergleich mit offenen Sanierungsmaßnahmen. Kai Diecks, Global Managing Director bei SAERTEX multiCom, sieht weiterhin großes Wachstumspotenzial: „Weltweit kämpfen die Länder mit maroden Abwasser- und Trinkwasserleitungen, die zu hohen Wasserverlusten führen. Gerade in Zeiten zunehmender Dürrephasen und drohender Wasserknappheit wird die Instandsetzung der unterirdischen Infrastruktur eine immer wichtigere Rolle spielen.“


Gemeinsam eine ressourcenschonendere Zukunft gestalten


Seit 1982 verbindet das Familienunternehmen Innovationskraft und enormes Unternehmenswachstum mit der offenen Kultur eines mittelständischen Familienunternehmens. Dabei teilt das gesamte Team eine Vision: Innovation für eine ressourcenschonende Zukunft. Innovative Technologien und Materialien für die Energiewende sowie zum Schutz der Ressource Wasser zu entwickeln, sind dabei die täglichen Aufgaben. „Wer bei uns beschäftigt ist, leistet mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag zu einer ressourcenschonenderen Zukunft“, so Christoph Geyer. „Bei SAERTEX und SAERTEX multiCom bieten sich in einem internationalen Umfeld beste Möglichkeiten für eine persönliche Weiterentwicklung und attraktive Zukunftsperspektiven.“

Daniela Prüter | redaktion@regiomanager.de

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