Titelporträt in Südwestfalen

Labate&Co: „Ich will Werte schaffen“

Natalino Labate (Labate&Co): Profiler mit Ideenreichtum.

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von Regiomanager 01.04.2018 Anzeige

Er steht um 5 Uhr morgens auf, schreibt um 6 Uhr die ersten E-Mails. Natalino Labate, Executive Director von Labate&Co, ist Unternehmer mit Leib und Seele. „Ich habe ständig neue Ideen“, sagt er im Interview mit dem SÜDWESTFALEN MANAGER. „Meistens entsteht daraus eine neue Firma. Meine Frau hat mir jetzt verboten, ein weiteres Unternehmen zu gründen.“

SWM: Herr Labate, es gibt viele Menschen in Südwestfalen, die nicht verstehen, was Sie tun. Die einen halten Sie für einen Messebauer, die anderen denken, Sie führen eine Werbeagentur. Was stimmt denn nun eigentlich?

Natalino Labate: Wir sind beides nicht. Wir sind die Profiler, um Ihren Betrieb plakativ nach außen zu präsentieren – mit Rahmen und Bildern.

SWM: Sie sagen, dass das, was Sie machen, erklärungsbedürftig ist. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Natalino Labate: Zwar geht es immer um die Bespannung technischen Gewebes. Aber die Anforderungen daran sind unterschiedlich. Ein Firmenlogo an die Wand zu bringen ist etwas anderes, als ein Bild an der Außenfassade zu bespannen. Für Letzteres muss man viele Faktoren kennen, um den entsprechenden Effekt erzeugen zu können.

SWM: Lassen Sie uns ein bisschen mehr ins Detail gehen: Sie sind Spezialist im Bespannen von technischem Gewebe. Was genau verbirgt sich dahinter?

Natalino Labate: Technisches Gewebe kommt bei Zelten, Sonnenschutz, textiler Werbung oder auch Biogasanlagen vor. Wir sind zuständig für die Bespannung und die Systemlösung zu den jeweiligen Anforderungen. Wir bauen Trägersysteme für die entsprechende Anwendung. Das kann ein Eyecatcher auf dem Messestand sein, aber auch ein Werbebanner eines Modehauses oder eine Außenfassade, die bespannt wird.

SWM: Warum ist Textil die Zukunft?

Natalino Labate: Textil gehört zu den ersten Dingen, die wir morgens in der Hand haben, wir lieben Gewebe. Textil ist die Zukunft, weil es günstig ist – und gut. Inzwischen gibt es auch umweltfreundliche Maschinen. Schon von sich aus bringt Textil eine gute Raumakustik mit, die Füllung ist dabei wichtig. Der Schall und Hall muss absorbiert und rechtzeitig widergespiegelt werden, damit wir nicht irritiert sind.

Textil ist eine Membrane. Man muss sie berechnen können. Und das können nur sehr wenige. Der Grund, warum ich es kann: Erfahrung.

SWM: Was sind aus Ihrer Sicht Ihre größten Erfolge?

Natalino Labate: Das richtige Stammpersonal zu bekommen. Also Menschen, die Individualisten genug sind, um meine Anforderungen und die des Marktes zu erfüllen. Ich lasse so schnell hier keinen gehen, der wichtig ist. (lacht)

SWM: Bei Ihnen heißt es also nicht: „Jeder ist ersetzbar“?

Natalino Labate: Nein, das sollte man revidieren. Eine solche Denkweise finde ich auch anmaßend. Mitarbeiter, die hier anfangen, müssen ihren eigenen Stil entwickeln – und dem Kunden das geben, was er braucht. Solche Arbeitskräfte zu finden ist gar nicht so leicht. Es gibt Menschen, denen muss man alles vorschreiben, damit sie glücklich sind. In meinem Betrieb geht das nicht. Wir als Unternehmen haben nur eine Chance, wenn wir individuell sind. Es geht um Werte.

SWM: Individualität ist für Sie sehr wichtig. Sie haben Ihren Mitarbeitern Sofas an mehreren Stellen aufgestellt, damit sie dort diskutieren können. Warum ist diese Form der Unternehmenskultur zielführend?

Natalino Labate: Wir brauchen Individualismus. Das ist der Wert unserer Mitarbeiter. Und mir ist es wichtig, mit dem, was ich mache, Werte zu schaffen. Das Wichtigste ist, auch Dinge ausdiskutieren zu können. Meine Mitarbeiter dürfen sie selbst sein. In unserer Branche geht es um Emotionen. Vor allem ist es mir wichtig, Menschen eine Chance zu geben, die vorher keine hatten. Der Grund: Ich habe auch eine Chance bekommen, als ich damals eine Lehrstelle als Werkzeugmacher bekam.“

SWM: Vermutlich betreuen Sie deshalb das Thema Ausbildung bei KTex (Verband für technische Konfektionäre).

Natalino Labate: Ja. Der Nachwuchs ist unsere Zukunft. Wir brauchen Mitarbeiter, die bereit sind, etwas zu lernen. Handwerk ist die Säule des Mittelstands. Was die Ausbildung angeht, sind wir in Deutschland einzigartig. Das zählt auch zur deutschen Wertigkeit, wir sind ein Land der Spezialisten.

SWM: Ehrenamt ist ohnehin ein wichtiger Faktor, wie mir scheint. Herzlichen Glückwunsch übrigens, denn Sie sind auch zum Ehrenbürger von Calopezzati (Kalabrien) erklärt worden.

Natalino Labate: Danke. Ich bin halt so, wie ich bin. Mit Kalabrien habe ich seit der Schule immer wieder zu tun. Als ich 2007 mit einer Delegation dorthin geflogen bin, habe ich den Ort Calopezzati zum ersten Mal richtig kennengelernt. Damals wurde Calabrien Partnerstadt von Sundern. Ich habe dort dann eine Firma gegründet.

SWM: Einfach mal so?

Natalino Labate: Ja, weil ich dort etwas tun wollte. Ich lernte durch Zufall einen Weber kennen und begann im textilen Bereich mit Naturfasern zu forschen. Wir gründeten schließlich eine Firma, um dort Seide zu produzieren. Eine Messe habe ich auch veranstaltet, u.a. mit 50 Unternehmen aus NRW. Die Firmen kamen aus unterschiedlichen Branchen: Landwirtschaft, Tourismus, Textilien etc.. Ich habe dort für die Atmosphäre gesorgt und für den richtigen Platz. So sind viele Geschäftsbeziehungen entstanden. Das hat die Wirtschaft beflügelt und schließlich dazu geführt, dass ich diese Auszeichnung bekommen habe.

SWM: Ich glaube, mit einem Ehrenbürger hatten wir es bislang in unserem Magazin noch nicht zu tun. Auf die Auszeichnung sind Sie sicherlich sehr stolz.

Natalino Labate: Ja. Normalerweise bekommen Menschen die Ehrenbürgerschaft erst nach ihrem Tod. Das ist mir im Nachhinein erst richtig bewusst geworden. Ich habe mich aber auch sehr viel gekümmert, habe sehr viel Zeit in Kalabrien verbracht, auch um mich um verschiedene kulturelle Projekte zu kümmern.

SWM: Mit insgesamt drei Unternehmen müssten Sie normalerweise ausgelastet sein. Sie sprachen aber eben an, dass Sie sich nun auch noch mit Seide beschäftigen. Was macht Seide für Sie so besonders?

Natalino Labate: Seide ist ein Naturprodukt mit hervorragenden Eigenschaften: Sie ist antibakteriell und von der Haltbarkeit stärker als jedes andere Material. Seide kühlt und wärmt, hält die Temperatur und ist sehr technisch.

SWM: Wo findet Seide bei Ihnen Verwendung?

Natalino Labate: Wir produzieren damit Pflegeprodukte wie beispielsweise einen Waschhandschuh.

SWM: Einen Waschhandschuh?

Natalino Labate: Seide besteht aus Fibroin und Sericin. Das Sericin löst sich beim Waschen und zieht in die Pore ein. Das ist sehr gut für die Haut. Davon profitieren auch Menschen, die Neurodermitis haben.

SWM: Wo gibt es das Produkt zu kaufen?

Natalino Labate: So weit sind wir noch nicht. Der Verkauf startet nächstes Jahr.

SWM: Sie sprühen vor Ideen. Das zeigt auch die Anzahl an Patenten, die Sie haben. Welche Erfindungen sind aus Ihrer Sicht besonders wegweisend gewesen?

Natalino Labate: Die Schnellwechselsysteme. Das hat den Markt geöffnet. Jeder Privatmann kann sein Bild wechseln, ohne dass ein Monteur kommen muss. Nennen kann ich auch die Spanneinheiten für den Außenbereich, um große Banner zu wechseln.

SWM: Welche neuen Technologien gibt es in Ihrem Bereich?

Natalino Labate: Wasserbasierende Farben, Textilien werden heutzutage umweltfreundlicher bedruckt und finden den Weg ins Wohnzimmer.

SWM: Es geht also auch um Nachhaltigkeit.

Natalino Labate: Natürlich. Es ist unsere Erde, wir haben nur diese eine und da sollte man darauf aufpassen. Das ist im Geschäftsleben zwar schwierig, aber für mich ist nicht vordergründig, Geld zu verdienen. Nachhaltigkeit ist unsere Chance, um Ideen zu entwickeln. Hier ist Kreativität gefragt – und davon können letzten Endes wieder viele Menschen leben.

SWM: Sie sind ein Multitalent im Handwerk genauso wie in puncto Kreativität. Was treibt Sie immer wieder an?

Natalino Labate: Ich mag es zu organisieren und zu unternehmen. Es macht mich neugierig. Ich bin ja ein Auswanderer. Chancen wahrzunehmen – mit diesem Gefühl bin ich groß geworden.

SWM: Am 23. Juni veranstalten Sie einen Tag der offenen Tür. Was steht auf dem Programm?

Natalino Labate: Wir öffnen die Türen für Leute, die Interesse haben, zu erfahren, was wir so machen. Es ist gleichzeitig ein Open Day für die Familien meiner Mitarbeiter. Wir wollen uns vorstellen, so wie wir sind und was wir tun. Es wird Führungen geben, wir zeigen, mit welchen Maschinen wir arbeiten, welche Produkte wir herstellen und wo sie landen. Eventuell zeigen wir auch, wie Seide hergestellt wird.
Davon ab: Bei Luco haben wir „invita“, jeder Unternehmer kann zu uns kommen, Espresso trinken und Fragen stellen, wie sein Marketing aussehen könnte. Text & Interview: Manuela Lieflaender manuela.lieflaender@brinkschulte.com

 

INFO

Patente
– 15 Patente, drei sind aktiv (werden produziert und verkauft)
– Schnellwechselsystem für Markisenstoffe
– Spannsystem, um großflächige Banner an einer Fassade aufzuhängen
– Patent für die Produktion von Leuchtkästen, LED-Rahmen (A.L.F. – Aluminium-LED-Frame)

 

Steckbrief Natalino Labate
– 50 Jahre, verheiratet, drei Kinder (älteste Tochter Pietrina studiert Sprachwissenschaften Italienisch/Deutsch in Italien, Salvatore ist Zerspanungsmechaniker, Volker beginnt eine Ausbildung als Industriekaufmann bei Labate).
– Seit 27 Jahren mit Marion Labate geb. Miederhoff verheiratet.

Ausbildung
– Hat zehn Jahre Deutsch und Italienisch in der Schule gelernt.
– Nach der Schule Werkzeugmacher und dann Werkzeugmachermeister.
– Verschiedene Ausbildungen wie CNC, CAD; hat auch im Bereich Maschinenbau und Spritzguss-Technik gearbeitet und ist Nähmaschinentechniker. Anschließend arbeitete Natalino Labate im Außendienst, um Beschlagmaterialien zu verkaufen. „So entstand die Idee, in die Werbebranche zu gehen, ich fing an, Patente zu entwickeln und arbeitete im Unternehmen meines Schwiegervaters.“
– Seit 2010 mit Labate&Co. Selbstständig.

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Fotostrecke

Foto: christoph meinschäfer FOTOGRAFIE

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Natalino Labate legt Wert auf Individualismus Foto: christoph meinschäfer FOTOGRAFIE

Labate&Co ist ein Familienunternehmen: Bennardo Labate ist als Prokurist tätig Foto: christoph meinschäfer FOTOGRAFIE

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