Recht & Finanzen

Herausforderung Unternehmensübergabe

Rund 27.000 deutsche Familienunternehmen stehen bis Ende 2018 jedes Jahr vor einem Generationswechsel. Nicht immer gelingt ein reibungsloser Stabwechsel.

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von Regiomanager 01.05.2017
Foto: © cirquedesprit – stock.adobe.com

Da
die Unternehmensgründer aus der Babyboomer-Generation derzeit in das
Ruhestandsalter kommen, wird die hohe Zahl der Unternehmen, bei denen
ein Stabwechsel ansteht, in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen.
Die Nachfolgefrage wird zu einer immer drängenderen Herausforderung: 45
Prozent der Senior-Firmenchefs in Deutschland finden keinen geeigneten
Kandidaten zur Stabübergabe. Dies geht aus dem Report
„Unternehmensnachfolge 2016“ des Deutschen Industrie- und
Handelskammertags (DIHK) hervor. Wird die Unternehmensnachfolge zu spät
geregelt, kann die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel stehen. Viele
Unternehmer setzen sich jedoch nicht rechtzeitig mit den
Nachfolgeregelungen auseinander, sondern schieben diese hinaus. Vielfach
wird die Komplexität des Übergabeprozesses, der manchmal mehrere Jahre
andauern kann und mit einem hohen Informationsbedarf verbunden ist,
unterschätzt. Es gilt daher, den Stabwechsel nicht hinauszuzögern, bis
es irgendwann zu spät ist. Denn wird kein passender Nachfolger gefunden,
kann schlimmstenfalls die Schließung des Betriebs drohen.

Veränderte Voraussetzungen

Bei
den familiengeführten Unternehmen ergibt sich folgendes Bild: Nach
Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn stehen
hierzulande bis Ende 2018 jedes Jahr rund 27.000 Familienunternehmen
vor einem Generationswechsel. Allerdings werden nur 50 Prozent der
Unternehmen an die Kinder oder zumindest im Familienkreis übergeben.
„Ich würde nicht sagen, dass es heute unbedingt schwerer ist, das eigene
Unternehmen auf einen Nachfolger in der Familie zu übertragen“, erklärt
Sabine Rau, Professor of Entrepreneurship and Family Business am King‘s
College London. Allerdings hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten
die Faktoren, die auf eine Unternehmensnachfolge einwirken, grundlegend
verändert. „Ein wichtiger Aspekt ist, dass das eiserne Prinzip des
ältesten Sohnes als einzig möglichem Firmenerben heute nicht mehr
existiert“, so Professor Rau. Der Bruch mit dem alten Prinzip macht eine
Firmenübergabe allerdings nicht immer einfacher. „Man muss ja bedenken,
dass es in einer Unternehmerfamilie oft viele Kinder gibt, manchmal aus
mehreren Ehen“, erklärt die Expertin. Auch wenn sich der Senior bemühe,
alle gleich zu behandeln und sie bei der Nachfolge gerecht zu bedenken,
komme es leicht zu Eifersucht und Streitigkeiten. Für die betroffenen
Unternehmer ist das eine schwierige Situation.

Thematik bleibt komplex

Eine
weitere Studie vom Oktober 2016, die die nordrhein-westfälischen IHKs
in Zusammenarbeit mit TNS Emnid und der FHDW Paderborn/Bielefeld
durchgeführt hatten, deutet darauf hin, dass viele Unternehmer erst dann
konkrete Vorstellungen von der Komplexität der Nachfolgersuche haben,
wenn sie sich intensiv mit dem Thema befassen. Gehen Unternehmer, die
sich noch nicht mit dem Stabwechsel beschäftigt haben, nur zu 35 Prozent
davon aus, dass ihr Unternehmen in Familienhand bleibt, haben sich 66
Prozent der Inhaber, die schon an der Übergabe arbeiten, für eine
interne Lösung entschieden, wie die Studie ergab – ein weiteres Indiz
dafür, dass Unternehmer die Übergabe anfangs anders einschätzen. Laut
der landesweiten Studie fühlt sich zudem nur knapp die Hälfte der
Unternehmer zu Beginn des Nachfolgeprozesses gut oder gar sehr gut
vorbereitet. Die Statistik zeigt also, dass es angebracht ist,
die Übergabe frühzeitig zu planen. Unternehmer sollten dieses Thema
idealerweise ab dem 55. Lebensjahr angehen. Nicht immer lässt sich ein
Nachfolger in der eigenen Familie finden. In diesem Fall bleibt dem
Unternehmer die Möglichkeit, einen vertrauten Mitarbeiter zum Nachfolger
zu bestimmen oder aber das Unternehmen an Investoren oder Wettbewerber
zu verkaufen. In jedem Falle gilt: Frühzeitig handeln!

Miriam Leschke | redaktion@regiomanager.de

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