Büro & Arbeitswelt

Lager- und Betriebseinrichter: Lager ohne Arbeiter?

Auch an den Lager- und Betriebseinrichtern geht das digitale Zeitalter nicht ohne Spuren vorüber. Dennoch steht der Mensch dabei im Fokus.

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von Regiomanager 01.06.2018
Lager- und Betriebseinrichter sind die Profis hinter den Großmeistern des „was – wann –wo „ Foto: ©Zixp@ck – stock.adobe.com

Das allgegenwärtige Thema der Digitalisierung macht auch vor den Lager- und Betriebseinrichtern nicht halt. „Der Trend geht eindeutig zum automatisierten System und in diesem Zusammenhang hin zum vernetzten System“, sagt Olaf Heptner, Geschäftsführer des Verbands für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen e. V. Das Ziel ist eindeutig. Es geht darum, Zeit und Ressourcen zu sparen, die Arbeit noch effektiver zu gestalten. Gerade im Zeitalter der Lieferungen am selben Tag oder gar zur selben Stunde werden optimierte Prozesse unausweichlich.

Am Kerngeschäft der Lager- und Betriebseinrichter wird sich allerdings wohl auch in Zukunft wenig ändern. „Wenn Sie mich nach der Zukunft des Lagers fragen aus Sicht eines Systemanbieters, dann werden wir auch in Zukunft ein Regal haben, weil das einfach eine effiziente Form ist, Dinge zu lagern“, so Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik, in einem Interview mit dem Unternehmen Jungheinrich. Nach wie vor wird es den Lager- und Logistikeinrichtern also darum gehen, verschiedenste Regaltypen anzubieten. Auch bei den Betriebseinrichtern wird sich am Grundsatz, für die Montagetätigkeit und Betriebseinrichtung relevante Produkte wie Schränke anzubieten, natürlich nichts ändern. Im Umbruch befindet sich jedoch der Ablauf, wie Lagersysteme eingesetzt werden. Die Zukunft hat dabei viele Gesichter. Von Shuttlesystemen, verfahrbaren Regalen und Liftregalen ist hier die Rede. „Automatisierte Lagersysteme sind sicherlich ein Kerntrend für zukünftige Entwicklungen“, so Heptner. Aber auch Roboter in allen erdenklichen Formen können in Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen. Bis hin zu einem System ausgeklügelter Kleinstroboter, die flexibel auf die Anforderungen reagieren können, eine Art Schwarmintelligenz bilden, gehen die Visionen der nahen Zukunft, welche auch die Lager- und Betriebseinrichter beeinflussen.

Mensch-Maschine-Kommunikation

In einem Punkt sind sich die Experten aber in jedem Fall einig: Auch das Regalsystem der Zukunft wird ohne den Menschen nicht auskommen. Automatisieren sei dort sinnvoll, wo der Mensch ergonomisch ungünstige Dinge tun müsse, wo Arbeitskräfte gar nicht mehr verfügbar seien und wo die Maschine dem Menschen überlegen ist, so Prof. Johannes Fottner, Ordinarius des Lehrstuhls für Fördertechnik, Materialfluss und Logistik an der Technischen Universität München, auf der LogiMAT 2018, der Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozess-Management. Dabei gehe es nicht um „automatisieren um des Automatisierens willen, sondern [darum,] den Menschen zukünftig sogar noch mehr einzusetzen, wo er einfach unschlagbare Fähigkeiten besitzt.“ Der springende Punkt ist also im Lager wie anderswo der Drahtseilakt zwischen menschlicher Flexibilität und maschineller Schnelligkeit. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Mensch-Maschine-Kommunikation. „Die Maschinen werden menschlicher“, sagte der Digitalisierungs-Experte Ömer Atiker im Talk auf der diesjährigen LogiMAT. Es gehe nicht mehr darum, irgendwelche kryptischen Kommandos in den Computer einzugeben, sondern darum, mit der Maschine zu reden. Die Maschine reagiert auf die Bewegungen des Menschen und reagiert verständlich auf ihn. Auch hier gibt es verschiedene Ansätze, sie reichen von Lichtleitsystemen bis hin zu Brillen, die den Weg zum richtigen Produkt weisen. All das hat entweder direkt oder indirekt auch einen Einfluss auf die Einrichter.

Handwerk bleibt Thema

Bei aller Digitalisierung ist und bleibt auch das Handwerk ein essentieller Bestandteil der Branche. Hier gilt es, diverse Gesetze zu beachten. Sei es die Verwaltungsvorschrift „Technische Baubestimmungen“ oder die Industriebaurichtlinie, welche Anforderungen an den Feuer- und Rauchschutz im Lager stellt. „Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Umsetzung von Lager- und Logistikeinrichtungen sind die nun überarbeiteten Bauordnungen/Landesbauordnungen, die besonders Einfluss auf die genehmigungspflichtigen Regalanlagen haben“, so Heptner. Gerade letztere machen den Betrieben allerdings zu schaffen. Denn die 16 Bundesländer haben jeweils eine eigene Landesbauordnung. Da sie zeitlich versetzt verabschiedet wurden, unterscheiden sie sich auch inhaltlich im Detail. Deshalb sei es für den Verband besonders wichtig, die Mitglieder auf dem laufenden Stand zu halten, sagt der Geschäftsführer.

Landesverordnungen machen Druck

Eine Gefahr für die Sicherheit sieht der Verband für Lagertechnik und Betriebseinrichtungen im Falle von Reparaturen gegeben. Laut Norm sollen die beschädigten Teile nur durch Originalbauteile des Herstellers ersetzt werden. „Wir beobachten im Markt, dass dies nicht immer so erfolgt und damit nicht kalkulierbare Risiken nach sich zieht“, so Heptner. So weist der Verband in einem Positionspapier darauf hin, dass die statische Berechnung ohne das Originalteil nicht mehr unbedingt stimmen muss. Mit anderen Worten: Das Regal wird unsicher. Der Kostendruck dürfe nicht zu Lasten der Sicherheit gehen, mahnt Olaf Heptner. Wer mit seinem Regalsystem auf der sicheren Seite sein will, sollte auf das Gütesiegel RAL-RG 614 achten. Dieses Siegel wird von der Gütegemeinschaft Lager- und Betriebseinrichtungen e. V. angeboten und bezieht sich auf die Sicherheit beim Auslegen, den Aufbau und den Betrieb von Lager- und Betriebseinrichtungen. Eine neutrale Stelle, etwa das Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen in Dortmund, überwacht stetig die Standards der Firmen. Zweimal im Jahr prüft sie beispielsweise die Aufbau- und Bedienungsanleitungen sowie die Werks- und Schweißerzeugnisse. Auch Materialproben werden genommen. „Kunden, die auf das Gütesiegel RAL-RG 614 für Lager- und Betriebseinrichtungen achten, haben auf jeden Fall einen qualitätsbewussten und sicheren Hersteller gefunden“, so der Verbands-Geschäftsführer. Nathanael Ullmann | redaktion@regiomanager.de

INFO

Was für ein Lager brauche ich?

Es gibt nicht das eine perfekte Lager. Aber für jeden Bedarf gibt es eine optimale Lösung. Wer ein Lager planen will, für den sind zahlreiche Kriterien wichtig:

  • Wie viel Platz ist vorhanden?
  • Welche Güter will ich lagern? Brauche ich Fässer, Kisten oder Paletten?
  • Wie viele Güter sollen gelagert werden?
  • Möchte ich später anbauen können?
  • Wie automatisiert soll das Lager sein?
  • Wie findet die Anlieferung und Entnahme der Güter statt? Wie hoch soll demnach gelagert werden und wie breit sollten die Zuwege sein?
  • Wie hoch ist die Umschlagshäufigkeit?

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