Büro & Arbeitswelt

Umweltschutz: Einfach mal anfangen

Es muss ja nicht gleich der ganz große Umbruch sein. Auch kleine Maßnahmen im Alltag helfen oft schon weiter, Klima und Umwelt zu schützen.

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von Regiomanager 02.04.2020
(Foto: ©ASDF – stock.adobe.com)

Greta Thunberg polarisiert. Aber der Klimaschutz steht nicht erst seit der Fridays-for-Future-Bewegung auf jeder wichtigen politischen Agenda und Mittelständler können ihren Teil zum Schutz von Umwelt und Klima beitragen. „Die Umstellung der Beleuchtung auf LED ist eine einfach durchzuführende Maßnahme, die große Wirkung zeigt“, sagt Sabine Schäfer, Referentin Klima und Energie beim Mittelstandsverbund – ZGV e.V. Der Austausch einer Energiesparlampe zu einer LED reduziert aus Sicht der Expertin den Stromverbrauch und spart Kohlendioxid-Emissionen ein. „Die Installation der besten Beleuchtung sollte auf der To-do-Liste eines mittelständischen Unternehmens ganz weit oben stehen. Dazu kann ich nicht nur aus Arbeitsschutzgründen raten, sondern auch zur Verkaufsförderung der Waren“, so die Expertin. Weitere Ansatzpunkte zum Einsparen von Energie sind aus Schäfers Sicht unter anderem Büro- und Elektrogeräte, Kühlanlagen, Raumwärme sowie Müllvermeidung, Recycling und der Einsatz von Mehrwegprodukten.
„In der Regel können Unternehmen bei der Drucklufterzeugung viel Energie sparen“, sagt Christoph Petri, Projektleiter bei der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz der DIHK Service GmbH. Als Beispiel nennt Petri einen Betrieb aus Ostwestfalen-Lippe, der über eine Hochdruckdüse Blechteile ausschneidet und durch einen neuen Anschnitt der Düse, den der Betrieb dann auch patentiert hat, weniger Energie verbraucht.
Um Firmen in der Praxis zu unterstützen, hat das Team der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz zusammen mit dem Unternehmen EBM-Papst die Qualifizierung „Energie-Scout“ entwickelt, die sich an Auszubildende richtet. Die Qualifizierung zeigt den Teilnehmern in eintägigen Modulen u. a., wie sie Messinstrumente am besten nutzen, und informiert sie über nachhaltige Mobilität sowie Ressourceneffizienz. „Ein wesentlicher Bestandteil der Qualifizierung zum Energie-Scout ist eine Projektarbeit der Auszubildenden, bei der sie in ihrem Betrieb die gelernten Kenntnisse anwenden“, sagt Petri. Nach der Qualifizierung haben ihm zufolge Energy-Scouts einer Firma aus Düren beispielsweise eine Möglichkeit gefunden, den Wasserverbrauch der Produktion zu senken. Das Unternehmen nutzt nun das Wasser eines nahegelegenen Flusses, um seine Räume zu kühlen.

Energie-Scouts gegen den Fachkräftemangel
„Viele Betriebe haben diese Qualifizierung inzwischen in ihre Ausbildung integriert, um sich als Ausbildungsbetrieb für jüngere Mitarbeiter attraktiver zu machen“, so Petri. In Nordrhein-Westfalen können Auszubildende Petri zufolge bei allen 16 IHKs an dieser Qualifizierung teilnehmen. Ein weiteres Angebot der Initiative ist die Qualifizierung zum betrieblichen Mobilitätsmanager. In diesem Bereich gibt es, so Petri, in vielen Betrieben noch ein großes Einsparpotenzial beispielsweise durch einen Fuhrpark mit neuen Antriebssystemen, neue Mobilitätskonzepte wie einer Buslinie oder deren Taktänderung.
„Um ein klimaneutrales Unternehmen zu werden, braucht es aber mehr als eine rein technische Lösung“, sagt Jakob Flechtner, Referatsleiter Klimapolitik, Energie- und Umweltmanagement bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer. „Für den Einstieg in klimafreundliche Maßnahmen sind Managementsysteme wie Ökoprofit gut geeignet, um Umweltdaten zu erheben“, so Flechtner. Gerade in Nordrhein-Westfalen sei dieses System weit verbreitet. Umweltmanagementsysteme wie EMAS, kurz für „Eco-Management and Audit Scheme“, sind aus seiner Sicht eher interne Maßnahmen zwischen Zulieferern und Abnehmern, um einen bestimmten Qualitätsstandard einzuhalten.

Energie- und Wasserverbrauch bestimmen
Generell besteht laut Flechtner die Gefahr, dass Unternehmer einzelne Maßnahmen durchführen, diese aber im Zeitverlauf in ihrer Wirkung verpuffen. „Unternehmer sollten sich daher einen Rahmen über drei Jahre mit klaren Zielen setzen, darauf dann die operativen Maßnahmen abstimmen und diese in regelmäßigen Abständen überprüfen“, so Flechtner. Dafür ist es aus Sicht des Experten zunächst wichtig, den Status quo zu überprüfen. Zahlen wie den Energie- und Wasserverbrauch oder die Höhe der Kohlendioxid-Emissionen könnten Unternehmen relativ schnell erheben. „Diese sind ein guter Startpunkt, um zu überlegen, wo Einsparpotenziale liegen“, so Flechtner weiter. Selbst wenn der Energieverbrauch nicht so hoch sei, würden sich diese Maßnahmen in der Regel schon nach zwei bis drei Jahren rentieren. „Schwieriger ist es für Unternehmer, sich mit den ersten Hürden zu befassen, gerade wenn es nicht direkt das Kerngeschäft betrifft“, erklärt Flechtner. „Der Wille ist vorhanden, aber das Know-how und die Zeit für eine Umsetzung sind nicht im gewünschten Maße gegeben“, sagt auch Schäfer. Helfen können aus Sicht der Expertin „Klimaprofis, die einen soliden Vorab-Check der Ist-Situation erstellen und darauf aufbauend in enger Abstimmung mit dem Unternehmen Maßnahmen vorschlagen, die dazu dienen, Energie einzusparen und weniger Kohlendioxid auszustoßen“.
Aus Flechtners Sicht ist es dabei auch wichtig, dass die Mitarbeiter gut eingebunden sind. Das fängt aus seiner Sicht bei einfachen Regeln an, z. B. dass Computer abends heruntergefahren werden sollen und das Licht ausgeschaltet wird. Technische Fragen wie das Heizen von Räumen sollten von den Technikern der Firma geklärt werden. Durch eine direkte Ansprache und Sensibilisierung für das Thema halten Unternehmer aus Schäfers Sicht die Mitarbeiter bei der Stange. Belohnungssysteme sieht sie als hilfreiche Anreizsysteme, wenn beispielsweise ein personalisiertes Klimaschutzzertifikat darauf hinweist, dass der betroffene Mitarbeiter sich des Themas erfolgreich angenommen hat. Diese Würdigung des Einsatzes sei nicht zu unterschätzen. „Oft reichen schon Kleinigkeiten im Alltagshandeln aus, um die gewünschten Effekte zu erzielen“,
„Ein gutes Beispiel, wie Klimaschutz und Energiewende im Unternehmen gelebt werden können, ist ein jährlicher ‚Green Day‘, bei dem alle Mitarbeiter aufgerufen werden, einen Beitrag zu leisten“, sagt Petri. Bei anderen Unternehmen wird ein sogenannter Öko-Oscar für Verbesserungsvorschläge vergeben. Grundsätzlich geht es Petri zufolge jedoch darum, dass Unternehmen Klimaschutz zum Teil des Firmenalltags machen. Einmalige Events allein reichen aus seiner Sicht nicht aus, damit Mitarbeiter langfristig mitziehen.
Barbara Bocks| redaktion@regiomanager.de

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Jakob Flechtner, Referatsleiter Klimapolitik, Energie- und Umweltmanagement bei der DIHK: Es ist wichtig, die Mitarbeiter gut einzubinden

Der Weg zum Öko-Oscar ( „Praxisleitfaden-Ideen für (noch) mehr Energieeffizienz & Klimaschutz – Mitarbeitende einbinden und motivieren“ der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz, Seite 23)

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