Management

Serie – 10 Tipps: Nachhaltigkeit im Beruf und Alltag: Weniger ist mehr

Am 3. Mai war der deutsche Erdüberlastungstag: Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Deutschland 2025 bereits nach gut vier Monaten alle erneuerbaren Ressourcen aufgebraucht, die für das ganze Jahr reichen müssten. Seitdem leben wir auf Kosten anderer und künftiger Generationen. Das kann so nicht weitergehen. Die folgenden zehn Tipps richten sich an alle, die Nachhaltigkeit nicht nur in Strategien, sondern auch im Alltag verankern möchten. Das ist gar nicht so schwer.

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von Claudia Schneider 23.05.2025
(© MeepianGraphic – stock.adobe.com)

1: DIGITALE DIÄT

Smartphones, Tablets und Co. sind wahre Ressourcen- und Energiefresser. Zur Herstellung werden wertvolle Metalle und Seltene Erden sowie viel Energie benötigt. Gut, dass der Hype um neue Smartphones mittlerweile abgeebbt ist und viele Leute die Geräte mehrere Jahre nutzen oder auch defekte Geräte reparieren lassen. Aber beim täglichen Gebrauch lässt sich bestimmt noch etwas optimieren: Wer täglich zwei Stunden weniger auf dem Handy verbringt, spart Strom (Akkulaufzeit, Serverleistung) und kann sich auf andere Dinge konzentrieren. Ein bewusster digitaler Konsum bewirkt auch im Büroalltag einiges: Jede E-Mail, jede Messenger-Nachricht, große Anhänge und Fotos, die oft nur zum Spaß verschickt werden, kosten Strom und hinterlassen einen großen CO2-Fußabdruck. Weniger Nachrichten sind also besser für die Umwelt. Digitale Achtsamkeit kann man auch steuern: Stellen Sie bewusst Bildschirmzeiten ein und planen Sie persönliche Gespräche ein. Tipp: Nach Feierabend lieber Freunde treffen oder Sport machen als Videostreaming-Angebote in Full-HD-Qualität nutzen: Das sind Mega-Stromfresser, die einen immensen Datenverkehr erzeugen. 

 

2: VORBILDLICHE FÜHRUNG

Nachhaltigkeit beginnt an der Spitze. Wer als Führungskraft umwelt- und sozialbewusst handelt, setzt den Ton für das ganze Unternehmen. Mögliche Ideen: Dienstwagenregeln überdenken (Carsharing statt SUV?), Meetingformate effizient gestalten, Vielfalt fördern, Transparenz in Lieferketten einfordern. Auch im Kleinen lässt sich viel bewegen – z. B. durch das Etablieren einer Nachhaltigkeits-AG im Unternehmen oder die Einführung eines freiwilligen Öko-Tages im Monat. Es geht darum, das betriebsinterne Gewissen zu schärfen. Nach dem Motto: Was nicht verbraucht wird, muss nicht produziert werden.

 

3: HIER WIRD ANGEPACKT

Viele Unternehmen übernehmen längst Verantwortung und tun aktiv etwas für ihre Umweltbilanz. Manche Aktionen sind auch tolle Teambuilding-Events und eine positive Imagewerbung. Eine nachhaltige Challenge sind z.B. Zero-Waste-Initiativen: Als erstes wird versucht, so wenig wie möglich Müll zu produzieren. Die restlichen Abfallstoffe werden dann konsequent getrennt und wiederverwertet. Damit kann bis zu 70 % weniger Müll entstehen.
Baumpflanzaktionen mit Mitarbeitenden helfen, die CO2-Bilanz zu verbessen, denn jeder Baum nimmt das Treibhausgas auf und setzt nach der Photosynthese Sauerstoff frei. Eine Baumpflanzaktion kann mit lokalen Forstämtern umgesetzt werden.
Eine gute Idee ist auch Urban Gardening auf dem Firmengelände: Einfach Hochbeete auf dem Firmengelände aufstellen und Salat und Gemüse später gemeinsam ernten und zubereiten. Das stärkt den Teamgeist und Bewusstsein für regionale und saisonale Produkte.

 

4: NACHHALTIGE IT

IT-Infrastruktur wird oft überdimensioniert eingekauft – und nach wenigen Jahren ersetzt. Dabei lassen sich viele Systeme aufrüsten, statt neu anzuschaffen. Refurbished Hardware ist längst aus dem Nischendasein herausgetreten und kann ökonomisch wie ökologisch sinnvoll sein. Auch Softwarelösungen sollten kritisch geprüft werden: Muss wirklich jedes Team ein eigenes Tool nutzen? Oder kann man sich auf wenige, aber effiziente Anwendungen einigen?

 

5: REGENERATIV UND EFFIZIENT

In vielen Gebäuden verursacht der Strom- und Wärmebedarf bis zu 60 % des CO2-Ausstoßes. Es macht also Sinn, in Erneuerbare Energiequellen zu investieren wie Photovoltaikanlagen, Solarthermie, Erdwärme, Wärmepumpen oder Biogasanlagen. Auf dem Gebiet gibt es ständig Weiterentwicklungen. Neue PVT-Anlagen kombinieren Photovoltaik mit Thermie: Die Hybridanlagen nutzen das Sonnenlicht, um neben Strom noch Wärme für Warmwasser und Heizung zu produzieren. Auch bei den Wärmepumpen gibt es Weiterentwicklungen, die besonders für Bestandsgebäude interessant sind, weil die Wärmepumpe im Hybridsystem durch die vorhandene Gasheizung unterstützt werden kann. Emissionen lassen sich auch durch die Anschaffung umweltfreundlicher Maschinen senken und durch energieeffiziente Büro-Hardware.

 

6: NACHHALTIGE MOBILITÄT

Dienstwagen waren gestern – heute geht es um Mobilitätskonzepte, die flexibel, emissionsarm und mitarbeiterfreundlich sind. Das können Jobräder (per Leasing), Bezuschussung von ÖPNV-Tickets oder Ladestationen für E-Autos sein. Einige Unternehmen bieten Pendlerprämien für Fahrradfahrende oder Mitfahr-Apps für Kolleginnen und Kollegen. Auch Fuhrparks lassen sich nachhaltiger gestalten – z. B. durch Elektro- oder Hybridmodelle mit geteilten Nutzungskonzepten. Beim betriebsinternen Carsharing wird ein Pool von Fahrzeugen bereitgestellt, den die Beschäftigten je nach Bedarf nutzen können. Über ein digitales Buchungssystems kann man die Verfügbarkeit der Autos schnell überprüfen und reservieren.
Zeit und Emissionen können auch durch cleveres Fahren eingespart werden: Wer eine Gleitzeitmöglichkeit hat, kann sich morgens und abends vor oder nach den Verkehrsspitzen auf den Weg machen. Durch Homeoffice und Remote-Arbeit lässt sich das Verkehrsaufkommen zudem deutlich reduzieren. Und für Geschäftsreisen gilt: Bahn vor Flieger – oder: Videokonferenz vor Bahn.

 

7: SENSIBILISIERUNG UND WEITERBILDUNG

Nachhaltigkeit als Kompetenz: Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Weiterbildungsmöglichkeiten rund um nachhaltiges Handeln – von Green Leadership über ESG-Standards bis hin zur Ressourcenschonung im Arbeitsalltag. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen wird Wissen häufig informell weitergegeben – hier können gezielte Impulse helfen, das Thema zu sensibilisieren und nachhaltig zu verankern. Statt abstrakter Leitlinien brauchen Beschäftigte praxisnahe Informationen. Die IHKs bieten beispielsweise (online-)Zertifikatslehrgänge wie „Fachkraft für nachhaltige Unternehmensführung“ an. Weniger aufwendig sind Workshops vor Ort, etwa mit Unternehmensnetzwerken wie B.A.U.M. e. V., der Effizienz-Agentur NRW oder lokalen Volkshochschulen.

 

8: GRÜNES GELD

Wie wird Ihr Betriebsvermögen angelegt? Wer prüft, ob die Rücklagen in nachhaltige Fonds fließen oder in fossile Industrien? Viele Banken bieten inzwischen ESG-konforme Finanzprodukte – auch für Unternehmen. Privat können Sie mit nachhaltigen Girokonten, Rentenversicherungen, grünen EFTs oder Beteiligungen an Energiegenossenschaften ebenfalls Einfluss nehmen. Vielleicht sprechen Sie mal mit einem spezialisierten Finanzberater über nachhaltige Geldanlagen.

 

9: BILANZ ZIEHEN

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU verpflichtet Unternehmen ab dem Jahr 2027 zu dokumentieren, wie nachhaltig sie aufgestellt sind. Verpflichtend ist das aber nur für Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigen, einem Umsatz über 50 Millionen Euro und einer Bilanzsumme mit mehr als 25 Millionen. Warum kann es sich aber auch für kleine und mittelständische Betriebe (KMU) lohnen, freiwillig einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen? Es gibt mehrere Gründe, wie z.B.: Viele größere Unternehmen müssen auch ihre Lieferketten und Zulieferer hinsichtlich Nachhaltigkeit prüfen und dokumentieren. KMU, die glaubwürdige Nachhaltigkeitsberichte vorweisen können, sichern sich bessere Chancen auf Aufträge. Ein Nachhaltigkeitsbericht signalisiert auch Verantwortungsbewusstsein, was gut fürs Image ist. Zudem verlangen immer mehr Banken und Investoren ESG-Informationen als Basis für ihre Entscheidungen. Ein Nachhaltigkeitsbericht verbessert die Kreditwürdigkeit und Zugang zu grünen Finanzierungen. Auch die Bilanzierung im Sinne der Gemeinwohl-Ökonomie hat ähnliche Effekte.

 

10: ERFOLGE KOMMUNIZIEREN

Wer Gutes tut, kann und sollte auch darüber reden. Berichten Sie über Ihre nachhaltigen Maßnahmen, Fortschritte und Herausforderungen. Nutzen Sie Social Media, den Geschäftsbericht und Ihre Website, um Kunden, Mitarbeitende, die breite Öffentlichkeit und damit auch zukünftige Fach- und Nachwuchskräfte zu informieren und positiv auf Ihr Unternehmen aufmerksam zu machen. Gerade bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung kann das hilfreich sein, denn junge Fachkräfte legen Wert auf Nachhaltigkeit in Unternehmen.
Tipp: Bereits 2024 haben wir in unserer Serie Tipps zum „Nachhaltigen Wirtschaften“ gegeben. Schauen Sie doch mal rein: https://www.regiomanager.de/artikel/serie-10-tipps-nachhaltige-wirtschaft-das-ziel-eine-abfallfreie-wirtschaft/

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