Nachhaltigkeit

Nachhaltig handeln und profitieren

Warum der Handel in ökologische und soziale Verantwortung investieren sollte und wie er davon profitieren kann.

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von REGIO MANAGER 22.05.2025
(© furyon – stock.adobe.com)

Nachhaltigkeit ist kein Lifestyle-Thema mehr – sie ist wirtschaftliche Realität. Was früher als freiwillige Zusatzleistung galt, entwickelt sich zunehmend zur geschäftlichen Notwendigkeit.

Auch kleine und mittelständische Handelsunternehmen sehen sich mit neuen Anforderungen konfrontiert: politisch, gesellschaftlich, finanziell. Dabei geht es längst nicht mehr nur um grüne Imagepflege, sondern um Zukunftsfähigkeit.
Die gesetzgeberischen Vorgaben werden strenger. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist in Kraft, die EU weitet mit der CSRD die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich aus. Zwar treffen die Regeln formal oft nur größere Firmen, doch in der Praxis wirken sie entlang der gesamten Lieferkette. Mittelständler geraten dadurch zunehmend in die Pflicht – ob als Lieferant, Vertriebspartner oder Dienstleister.

Alltag im Spagat

Dennoch bleibt die Realität im Mittelstand komplex. Handelsunternehmen sehen sich mit steigenden Energiepreisen, Fachkräftemangel und digitalem Transformationsdruck konfrontiert. Nachhaltigkeitsstrategien erscheinen da oft als Luxus – oder als zusätzliche Belastung. Die Entscheidung, zum Beispiel Verpackungen vollständig auf recycelbare Materialien umzustellen, kann zwar rein betriebswirtschaftlich betrachtet zunächst wenig sinnvoll erscheinen, aber langfristig wird es vermutlich der richtige Schritt sein. Ob aus Überzeugung oder mit Blick auf zu erwartende gesetzliche Vorschriften in den nächsten Jahren.

Kundenerwartungen im Wandel

Gleichzeitig verändern sich die Märkte. Eine neue Generation von Konsumentinnen und Konsumenten trifft ihre Kaufentscheidungen zunehmend bewusst. Transparenz, Regionalität und soziale Verantwortung spielen eine zentrale Rolle. Händler, die glaubwürdig nachhaltig agieren, schaffen sich ein Profil – und binden ihre Kundschaft emotional. Gerade kleinere Anbieter können hier punkten, wenn sie authentisch auftreten.
Der Mittelstand hat dabei den Vorteil, oft näher an der Kundschaft und agiler in der Umsetzung zu sein. Insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel profitiert, denn Bio-Produkte steigern nicht nur den Umsatz, sondern decken auch die steigende Nachfrage nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln ab.

Nachhaltigkeit mit Augenmaß

Nachhaltigkeit ist kein Alles-oder-nichts-Prinzip. Wer sich dem Thema mit Pragmatismus nähert, kann auch mit überschaubarem Aufwand spürbare Veränderungen erzielen – ökologisch wie wirtschaftlich. Schon einfache Maßnahmen zeigen Wirkung, etwa die Umstellung auf energieeffiziente Beleuchtung oder der Einsatz smarter Heizsysteme zur Senkung von Strom- und Heizkosten. Auch die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern bietet Vorteile – kürzere Transportwege verringern den CO²-Ausstoß und stärken zugleich die lokale Wirtschaft. Zudem lassen sich durch die Reduktion von Einwegverpackungen oder die Einführung von Mehrwegsystemen ökologische Effekte mit verbesserter Servicequalität verbinden.
Zertifizierungen wie der Blaue Engel, FSC oder Fairtrade schaffen Orientierung für Kundinnen und Kunden – und fördern Vertrauen in das Unternehmen. Auch neue Geschäftsmodelle lassen sich aus dem Gedanken der Nachhaltigkeit entwickeln: Reparaturservices, Rücknahmeangebote oder Secondhand-Konzepte setzen auf Langlebigkeit und eröffnen zusätzliche Wertschöpfungspotenziale und Geschäftsmodelle.

 

Info

Nachhaltigkeit im Handelsalltag – Ansätze für den Einstieg

Sortimente neu gestalten
Nachhaltige, fair produzierte Produkte bereichern die klassischen Sortimente und können neue Kunden generieren.

Energieeffizienz optimieren
Bewegungsmelder, LED-Beleuchtung und smarte Heizungssteuerung als Sofortmaßnahme. Installation von PV-Anlagen, Wärmepumpen etc. als Ablösung fossiler Energieversorgung langfristig einplanen.

Verpackungsmanagement
Papier statt Plastik, Mehrweg statt Einweg, recyclingfähige Materialien einsetzen und alles sichtbar machen – mit Hinweisen und Siegeln auf Verpackung, Etiketten etc.

Gütesiegel nutzen
Labels wie FSC, Blauer Engel oder Fairtrade erleichtern Orientierung und schaffen Glaubwürdigkeit.

Regionalität stärken
Produkte und Lieferanten aus der Umgebung verringern Transportwege und stärken die Bindung. Kooperationen und Allianzen mit regionalen Partnern eingehen und kommunizieren.

Mitarbeitende einbinden
Workshops, Ideenwettbewerbe oder Nachhaltigkeitsbeauftragte fördern internes Engagement und helfen beim Recruiting neuer Mitarbeiter.

Kreislaufwirtschaft fördern
Reparaturservices oder Secondhand-Konzepte geben Vertrauen und können neue Geschäftsfelder eröffnen.

Erfolge kommunizieren
Ob auf der Website, am Point of Sale oder in sozialen Medien – wer offen über Schritte und Ziele der nachhaltigen Unternehmensführung spricht, baut Vertrauen auf.

 

Serie

Nachhaltigkeit im Mittelstand

01/25 – Nachhaltigkeit im Mittelstand – Bürokratiemonster oder Wirtschaftsfaktor?
02/25 – Nachhaltigkeit im Handel
03/25 – Nachhaltigkeit im Dienstleistungssektor
04/25 – Nachhaltigkeit im Handwerk
05/25 – Nachhaltigkeitschampions der Region
06/25 – Nachhaltigkeit in Produktions- und Industrieunternehmen

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Fotostrecke

(© Wan – stock.adobe.com)

(© Marina Varnava – stock.adobe.com)

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