Personal

„Hunde erhöhen die Produktivität“

Markus Beyer ist Vorsitzender beim Bundesverband Bürohund. Er meint: Probleme mit Vierbeinern bei der Arbeit lassen sich in der Regel immer lösen.

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von Daniel Boss 28.05.2025
Oft schon Alltag: Hunde gehören in vielen Büros fest zum Team. (© firn – stock.adobe.com)

REGIO MANAGER: Herr Beyer, warum sollten Geschäftsleitungen und Personalverantwortliche – so noch nicht geschehen – ernsthaft über die Erlaubnis für Bürohunde nachdenken?

Markus Beyer: Die Arbeitswelt hat sich nach der Pandemie grundlegend verändert und wird nicht in ihre alte Form zurückkehren: Unsere Prioritäten haben sich verschoben, immer mehr Menschen wollen „arbeiten, um zu leben“ statt „leben, um zu arbeiten“. Diesen Wandel zu akzeptieren bedeutet, neue Wege zu gehen, um Gesundheit und Zufriedenheit zu sichern. Angesichts dieser veränderten Werte sollten Geschäftsleitungen und Personalverantwortliche das Potenzial von Bürohunden nicht unterschätzen. Hunde tragen nachweislich zu einer besseren Stimmung bei, reduzieren Stress und stärken den Zusammenhalt im Team. Kluge Unternehmen erkennen, dass psychische Belastungen in Zeiten multipler Krisen weiter zunehmen werden, und setzen frühzeitig auf umfassende Resilienzprogramme. Die gesteuerte Zulassung von Hunden kann hier ein entscheidender Baustein sein: Sie unterstützt Beschäftigte dabei, ihr Wohlbefinden zu steigern und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen. So entsteht eine moderne Arbeitskultur, in der Mensch und Tier gleichermaßen profitieren.

RM: Hunde sorgen also für weniger Krankmeldungen?

Markus Beyer: Ganz sicher: Der Hund bei der Arbeit ist Teil eines sinnvollen Gesundheitskonzepts. Wir wissen, dass allein der Blickkontakt zwischen Mensch und Hund nachweislich für einen Anstieg des Oxytocin-Spiegels sorgt. Dieses „Kuschelhormon“ mindert wiederum die Ausschüttung von Stresshormonen. Außerdem beschert uns die Anwesenheit von Vierbeinern positive Unterbrechungen: Wenn uns der Hund bei hektischen Arbeitsphasen anstupst, macht unser stressiges Kopfkino mal eine wohltuende Pause. Und dass sich Gassigehen, also Bewegung an der frischen Luft, positiv auf unsere Gesundheit auswirkt, dürfte ohnehin allgemein bekannt sein. Hunde können also die Zahl der Krankheitstage senken und – ganz nebenbei – auch noch die Produktivität erhöhen.

RM: Kommen diese Botschaften in der Wirtschaft an?

Markus Beyer: Unsere Erfahrung ist: ja. Unternehmen aller Größen und Branchen greifen zunehmend auf unsere Unterstützung zurück. Einerseits erkennen sie, dass das Zulassen von Hunden die Mitarbeiterbindung stärkt und ein attraktives Recruiting-Argument darstellt. Andererseits möchten sie sicherstellen, dass sowohl Mensch als auch Hund optimal in den Büroalltag integriert werden. Weltbekannte Konzerne melden sich bei uns, denen wir helfen sollen. In diesem Zusammenhang verweisen wir gerne auf das Beispiel Amazon in den USA: Dort sind Tausende von Hunden in den Alltag integriert. Das würde ein solches Unternehmen kaum erlauben, wenn die Hunde die Performance der Zweibeiner nicht verbessern oder gar stören würden.

RM: Können Sie trotzdem verstehen, dass manche Unternehmen nach schlechten Erfahrungen davor zurückschrecken, Hunde im Büro zuzulassen?

Markus Beyer: Ja, wir können durchaus nachvollziehen, dass Unternehmen nach schlechten Erfahrungen zögern. In vielen Fällen beruhen diese jedoch auf fehlenden Konzepten zur strukturierten Integration von Hunden als vollwertige Teammitglieder. Oft werden Einzelentscheidungen nach dem Motto „Bring‘ ihn einfach mit“ getroffen, ohne ein solides „Onboarding“ oder klare Zulassungsvoraussetzungen für das Mensch-Hund-Team. Zusätzlich fehlt häufig ein eigens benannter Ansprechpartner, zum Beispiel ein „Chief Dog Officer“.

RM: Was sind dessen Aufgaben?

Markus Beyer: Er oder sie koordiniert die Hundeangelegenheiten im Unternehmen und berücksichtigt dabei sowohl die Belange der Tiere als auch die Interessen jener Mitarbeitenden, die keine Hunde am Arbeitsplatz möchten. Er oder sie prüft, ob der jeweilige Hund ausreichend sozialisiert ist, also mit Menschen und Artgenossen klarkommt. Kommt es zu Fehlverhalten bei den Vierbeinern, kann er oder sie Gelbe Karten verteilen – und in schweren Fällen das Recht auf einen Bürohund auch wieder entziehen. Diese Maßnahme sollte aber individuell erfolgen und nicht pauschal für die gesamte Belegschaft gelten. Wichtig ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem Unternehmen, Menschen und Hunde gleichermaßen profitieren. Aufgrund vielfältiger Erfahrungen wissen wir: Mit einem fundierten Konzept, transparenten Regeln und gegenseitigem Respekt lassen sich frühere Schwierigkeiten überwinden und alle Seiten gewinnen an Zufriedenheit und Produktivität.

RM: Welche Rolle spielen Tiere eigentlich bei der Homeoffice-Diskussion?

Markus Beyer: Das ist ein wichtiger Punkt: Viele wollen ihr Tier nicht mehr stundenlang alleine lassen – auch, weil ihnen die gemeinsame Zeit selbst guttut. Entsprechend ist die Entscheidung, wieder ins Büro zurückzukehren, für viele eng an die Möglichkeit geknüpft, ihren Hund mitbringen zu dürfen. Die meisten Anfragen, die wir hier im Verband erhalten, basieren genau auf diesem Bedürfnis. Mitarbeitende wollen die gewonnene Lebensqualität nicht aufgeben und suchen gemeinsam mit ihren Arbeitgebern nach Lösungen, um die Anwesenheit ihrer Hunde im Arbeitsalltag zu ermöglichen. Daniel Boss | redaktion@regiomanager.de

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