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Globale Politik mit lokaler Wirkung

Wirtschaftsanwalt Reinhard von Hennigs über Trump 2.0, MAGA-Strategien und neue Chancen für Südwestfalens Mittelstand.

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Balve Optimum

21.07.2025
Dr. Ralf Geruschkat (Geschäftsführer SIHK Hagen) mit Wirtschaftsanwalt Reinhard von Hennings bei der Podiumsdiskussion (Foto: Pia Mertens)
Dr. Ralf Geruschkat (Geschäftsführer SIHK Hagen) mit Wirtschaftsanwalt Reinhard von Hennings bei der Podiumsdiskussion (Foto: Pia Mertens)

Was hat ein amerikanischer Wirtschaftsanwalt auf einem Reitturnier in Balve zu suchen? Mehr als man auf den ersten Blick denkt. Beim diesjährigen Balve Optimum wurde das sportliche Großereignis erneut von einem exklusiven Wirtschaftsgespräch flankiert – einem Format, das regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kammerwesen anzieht. Diesmal stand der transatlantische Blickwinkel im Fokus: Der deutsch-amerikanische Rechtsanwalt Reinhard von Hennigs beleuchtete eindrucksvoll, was eine zweite Amtszeit von Donald Trump für die internationale Wirtschaft bedeutet – und welche strategischen Fragen sich daraus für exportorientierte Mittelständler aus Südwestfalen ergeben. Auch Axel Brinkschulte, Herausgeber des Südwestfalen Managers, war unter den Gästen.

Trump 2.0 ist Realität – und mit ihm neue Spielregeln

Seit Donald Trump im Januar 2025 wieder als US-Präsident vereidigt wurde, verändert sich das politische Klima spürbar. Protektionismus, steuerliche Anreize für heimische Produktion und ein ausgeprägtes „America First“-Narrativ prägen die Wirtschaftspolitik. Von Hennigs bringt es auf den Punkt: „Unter Trump 2.0 werden Investoren, die in den USA Wertschöpfung betreiben, bevorzugt. Wer nur exportieren will, muss mit steigenden Barrieren rechnen.“

Für Unternehmen mit Kunden oder Ambitionen in den USA ist das mehr als ein politischer Nebenschauplatz. Es geht um Standortentscheidungen, Zollkosten, Planungssicherheit – und letztlich um die strategische Ausrichtung auf einem der größten Absatzmärkte der Welt.

MAGA: Risiko oder Einladung zur Investition?

Der politische Unterbau von Trumps Wirtschaftspolitik ist die sogenannte MAGA-Bewegung – oft kritisiert, aber wirtschaftlich konsequent. Von Hennigs ordnet ein: „MAGA ist kein Exportverbot – aber eine klare Einladung: Wenn ihr vom US-Markt profitieren wollt, kommt her und schafft hier in den USA Werte.“ Es geht um nationale Stärkung, Reindustrialisierung und Sichtbarkeit vor Ort. Wer etwa in South Carolina statt in Deutschland produziert, hat bessere Karten – nicht nur steuerlich, sondern auch bei regulatorischen Genehmigungen oder öffentlichen Aufträgen.

Gerade für Südwestfalens mittelständische Industrie – mit hoher Exportquote, aber oft begrenzten Ressourcen – stellt sich die Frage: Lohnt sich der Sprung über den Atlantik? Die Antwort ist differenziert, aber ermutigend.

USA als Standort – unberechenbar oder unterschätzt?

Trump polarisiert, keine Frage. Aber wie stabil ist das US-System für Unternehmer? „Die USA sind wirtschaftlich stark, aber politisch unberechenbarer geworden. Das Risiko trägt, wer am Rand steht – nicht der, der mittendrin ist.“ Von Hennigs betont: Auf Ebene der Bundesstaaten funktioniert der Rechtsstaat – auch unter Trump – weiterhin verlässlich, insbesondere im Wirtschaftsrecht. Risiken bestehen eher in politischen Willkürentscheidungen bei Sanktionen oder Subventionen. Wer mit verlässlichen Partnern operiert und rechtlich gut aufgestellt ist, hat nach wie vor solide Rahmenbedingungen.

So sehen die Amerikaner Europa – und Deutschland

Wie blickt Amerika auf Europa? Skeptisch, aber interessiert. Deutschland gilt laut von Hennigs als starker, aber politisch zögerlicher Partner: „Die Amerikaner fragen nicht: Woher kommst du? Sondern: Was kannst du beitragen?“ Für den Mittelstand bedeutet das: Wer technisch innovativ ist, qualitativ überzeugt und lokal auftritt, kann in den USA durchaus punkten – unabhängig von diplomatischen Großwetterlagen.

USA-Expansion konkret: Chancen und Herausforderungen

Für wen lohnt sich der US-Markt? „Wer hochwertige Produkte, innovative Technik oder spezialisierte Dienstleistungen anbietet, findet in den USA einen dankbaren Markt – vorausgesetzt, er bringt Geduld, Anpassungsbereitschaft und eine klare Strategie mit.“ Besonders relevant sei das für Branchen wie Maschinenbau, Automotive-Zulieferung, Medizintechnik, Software oder Logistikdienstleistung

Aber was ist klüger – Export oder Produktion? Die Einschätzung des Experten ist klar: „Wer in den USA produziert oder zumindest montiert, sendet das richtige Signal. Export allein wird in einem protektionistischeren Klima zunehmend schwieriger.“ Doch auch ein erster Schritt über Vertrieb und Logistikpartner könne sinnvoll sein – entscheidend sei Nähe zum Kunden.

Was mittelständische Unternehmen beim Markteintritt beachten müssen

BridgehouseLaw – die Kanzlei von Hennigs – begleitet regelmäßig deutsche Unternehmen in die USA. Das beginnt bei der Wahl der Rechtsform (wie LLC oder Corporation) und reicht bis zu Steuerstruktur, Produkthaftung oder Visa-Fragen. „Die Gründung ist schnell gemacht, aber die Struktur muss stimmen – von der Steuer bis zur Produkthaftung. Wer ohne rechtlichen Rahmen startet, riskiert teure Überraschungen.“

Mit Kanzleistandorten in Charlotte, Atlanta und Vancouver ist BridgehouseLaw international aufgestellt. Besonders interessant für deutsche Unternehmen: die Büros in Berlin, München und Köln, die persönliche Beratung mit transatlantischem Fokus ermöglichen. „Wir begleiten mittelständische Unternehmen beim gesamten Markteintritt – von der Gesellschaftsgründung über Haftungsfragen bis zu Visa, Markenrecht, Verträgen und Compliance. Unser Vorteil: Wir denken transatlantisch, nicht in nationalen Grenzen.“

Fazit: Warum das Thema jetzt auf die Agenda gehört

In einer Welt, in der geopolitische Verwerfungen wirtschaftliche Realität sind, wird strategische Standortwahl zum Wettbewerbsfaktor. Der Rat von Hennigs: „Jetzt ist nicht die Zeit für Zaudern – aber auch nicht für blinden Aktionismus. Wer überlegt und mit lokalem Know-how in den US-Markt geht, kann dort auch in stürmischen Zeiten sehr erfolgreich sein.“

Für Südwestfalens Mittelstand heißt das: Wer sich frühzeitig mit rechtlicher, kultureller und operativer Vorbereitung auf den US-Markt einlässt, kann aus der Krise eine Chance machen – und vielleicht sogar wachsen, wo andere zögern.

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Foto: Pia Mertens

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