1: HAUSINTERNER ÜBERBLICK
Der Chatbot ChatGPT hat im Winter 2022 einen Boom ausgelöst. Für viele ist er ein Inbegriff für Künstliche Intelligenz. Dabei nutzen wir längst KI-Werkzeuge: von der Sprachsteuerung „Alexa“ und „Siri“ über Navigationsgeräte, Saugroboter oder diverse Apps im Smartphone. Unternehmen, die tiefer und gezielter KI einsetzen wollen, sollten sich – wie vor jeder neuen Anschaffung – erstmal klar machen, für welche Einsatzzwecke die Werkzeuge nützlich wären. Brauchen Sie es für die Kundenakquise? Wollen Sie die Produktionsplanung optimieren? Suchen Sie Unterstützung im Marketing oder welche Prozesse sollen automatisiert werden? Im nächsten Schritt sollte man sich einen Überblick verschaffen, welche Software und welche Apps schon im Einsatz sind. Lassen sich die KI-Tools damit verknüpfen? Bei solchen strategischen und technischen Fragestellungen ist es meist hilfreich, sich Rat zu holen (s. Tipp 8).
2: KOSTENLOSES AUSPROBIEREN
Seine Popularität verdankt die KI ChatGPT auch, weil sie in der Basisversion kostenlos ist. Die Fakten sind dann zwar nicht auf dem allerneuesten Stand, weil das Datenmaterial nicht in Echtzeit zur Verfügung steht, aber zum Testen reicht die Basisversion völlig. Mithilfe von ChatGPT oder anderen KI-Assistenten wie Copilot, Gemini oder Claude können beispielsweise Texte für Websites, Social Media, Werbeslogans, Newsletter, Konzepte etc. erstellt werden. Beliebt sind auch KI-Werkzeuge, die Bilder oder Logos generieren (z.B. Midjourney oder DALL-E). Je nach Einsatzzweck lohnen sich auch Übersetzungstools, Lernplattformen, Tools fürs Planungsmanagement, zur Musik- und Video-Erstellung sowie fürs E-Mail-Management. In der Regel gibt es immer kostenlose Testversionen, Probeabos oder Basisversionen, um zu festzustellen, ob einem die KI-Werkzeuge zusagen und ob man sie regelmäßig nutzen möchte.
3: BESSER PROMPTEN
Welche Ergebnisse die Künstliche Intelligenz liefert, hängt maßgeblich von den sogenannten Prompts ab. Das sind die Befehle, mit denen man ein Tool steuert. Je konkreter die Fragestellung und je mehr Zusatzinformationen eingegeben werden, desto passgenauer können die Antworten und Ergebnisse sein. Wer zum Beispiel bei ChatGPT nur eingibt: „Erstelle mir einen Text zum 125. Firmenjubiläum unseres Unternehmens XY“, wird höchstwahrscheinlich Gegenfragen des Chatsbots erhalten: Für welche Zielgruppe soll ich schreiben? Soll es eine Einladung werden? In welchem Stil soll ich schreiben? Wer keine Ahnung hat, was er von der KI haben will, der kann sie meist nicht gut anleiten und auch die Qualität des Ergebnisses nicht einschätzen. Und das kann gerade bei Schreibassistenten gefährlich werden, da sie auch Fakten erfinden (halluzinieren). Dagegen hilft, im Prompt anzugeben: „Bitte nenne mir deine Quellen“. Diese Links kann man dann überprüfen.
4: AI ACT: WISSEN WAS MAN TUT
Die Europäische Union hat am 21. Mai 2024 die europäische KI-Verordnung verabschiedet, den sogenannten AI Act, zu Deutsch „Verordnung über Künstliche Intelligenz“. Damit sollen Menschen in der EU vor möglichen negativen Auswirkungen von KI-Anwendungen geschützt und Vertrauen in die Künstliche Intelligenz gefördert werden. Der AI Act reguliert nicht die neue Technologie, sondern ihre Einsatzgebiete. Für Unternehmen bedeutet das: Sie müssen das Risiko ihrer KI-Anwendungen einschätzen und für Transparenz sorgen (Kennzeichnungs- und Offenlegungspflichten). Zur Transparenz gehört auch, dass die Beschäftigten Schulungsangebote zur Nutzung von KI-Tools erhalten.
5: EIGENE DATEN SIND EIN SCHATZ
Künstliche Intelligenz funktioniert nur, wenn sie mit genügend Daten gefüttert wird. Erst dann kann die KI Daten sortieren und nach Mustern durchforsten. Unternehmen verfügen mit ihren Kundendaten über einen wahren Schatz, die man aber nicht öffentlich ins Netz stellen sollte. Intern katalogisiert kann man die Daten für eigene KI-Anwendungen nutzen – beispielsweise im Vertrieb, bei der Akquise oder bei Personalplanung.
6: CHATBOTS FÜR KUNDENANFRAGEN
Ein Chatbot auf der Website kann viele Kundenanfragen rund um die Uhr beantworten. Gut „gefüttert“ kann er Fragen zum Leistungsspektrum, zu konkreten Ausführungen und wenn gewünscht, auch zum Preis geben. Praktisch ist auch, wenn über den Chatbot auch Beratungstermine vereinbart werden können. Gute Bots lernen auch ständig dazu, indem jede Anfrage analysiert wird und neue Fragen und Antworten in der Datenbank gespeichert werden.
7: VERKNÜPFUNG VERSCHIEDENER TOOLS
Mit der Unterstützung künstlicher Intelligenz lassen sich Routineaufgaben schneller erledigen. Das funktioniert auch deswegen, weil sich KI-Tools mit vorhandener Software oder anderen Anwendungen kombinieren lassen. Mal eben eine Präsentation erstellen, Daten auswerten und Besprechungen optimal vorbereiten – das gelingt, weil man Tools wie Copilot mit Word, Outlook, Excel & Co verknüpfen kann. Auch im Handwerk erleichtert KI die Arbeit. Ein Beispiel: Dachdecker Eugen Penner aus Bielefeld nutzt Drohnen, Software und Künstliche Intelligenz, um Dächer zu vermessen, 3D-Modelle zu erstellen und Vorab-Bilder für die Montage von PV-Modulen zu bekommen. Die KI-gestützte Dachvermessung spart Zeit, erhöht die Arbeitssicherheit und die Angebote können besonders detailliert erstellt werden.
8: (KOSTENLOSE) UNTERSTÜTZUNG
Künstliche Intelligenz ist ein Riesenfeld. Welche KI-Anwendungen fürs eigene Unternehmen in Frage kämen und ob sie sich lohnen könnten, muss man individuell abklären. Professionelle KI-Beraterinnen und Berater können dabei weiterhelfen. Ideen und praktische Tipps geben z.B. auch die Kammern, Berufs- und Fachverbände, Wirtschaftsförderungen, KI.NRW und der Branchenverband Bitkom. Die NRW.Bank bietet nicht nur Fördermittel, sondern auch kostenlose Schulungen zu KI an.
9: KI-TOOLS IM ÜBERBLICK
Das Angebot an KI-Werkzeugen wächst ständig. Über eine Internetrecherche oder Tools wie ChatGPT stößt man auf diverse KI-Tool-Übersichten. Exemplarisch sind zwei Übersichten, die von Universitäten auf dem Laufenden gehalten werden. Die Übersicht der Technischen Hochschule Augsburg listet vor allem Tools, die sich fürs kollaborative Arbeiten, zum Lernen und auch Entspannen anbieten. Die Uni Siegen hat auch gängige KI-Tools im Fokus, die für Studium und Lehre – aber nicht nur dafür – geeignet sind.
10: FRISST ENERGIE UND HIRN
So nützlich und praktisch KI-Tools auch sind, sie haben aber auch ihre Nachteile. Nicht nur, was die Zuverlässigkeit angeht (wie die bereits erwähnte mögliche „Halluzination“). Erste Studien zeigen, dass die Nutzung von KI zwar eine Zeitersparnis bringt und damit eine höhere Produktivität, aber eine Chatbot-Anfrage kostet ein Vielfaches an Strom und CO2-Ausstoß als eine Suche über Google oder andere Suchmaschinen. Die KI-Nutzung geht auch zu Lasten unseres Hirns – das haben Forscher des Massachusetts Institute of Technology herausgefunden. Sie haben untersucht, ob das Schreiben mithilfe einer KI das Denken verändert. Einige Probanden haben ihre Texte mit Hilfe von KI-Schreibassistenten wie ChatGPT erstellt (Large Language Model, LLM), andere haben nur klassische Internetrecherche genutzt und die dritte Gruppe hat komplett ohne Hilfsmittel geschrieben. Ergebnis: Je stärker die technische Unterstützung, desto geringer war die gemessene Gehirnaktivität bei der Hirnstrommessung. Die Texte der LLM-Nutzer waren sprachlich weniger ausgefeilt und die Nutzer konnten sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr erinnern, was sie überhaupt geschrieben haben. Das eigene Gehirn anzustrengen lohnt sich also. Man kennt es vom Navigationsgerät: Wenn man sich völlig auf diese KI verlässt, verkümmert der Orientierungssinn und man kann keine Karten mehr lesen. Oder wer nur Übersetzungssoftware nutzt, statt seine eigenen Fremdsprachenkenntnisse abzurufen, setzt sein eigenes Vokabular auf Schrumpfkurs. Man kann es sich schön bequem machen – darf sich dann aber nicht wundern, wenn man irgendwann ohne Maschinen im Beruf und Alltag nicht mehr lebenstüchtig ist.
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