Keller laufen voll, Felder trocknen aus, Sommer werden heißer und Winter nasser. Die Wetterextreme nehmen in Häufigkeit und Intensität zu. In Deutschland, aber auch weltweit. Unternehmen können das sich verändernde Klima mit seinen vielfältigen Auswirkungen und Schadenspotenzialen kaum noch ignorieren. Unternehmen müssen sich deshalb vermehrt mit Klimarisiken auseinandersetzen und gegebenenfalls Anpassungsmaßnahmen umsetzen. Wer auch langfristig gut aufgestellt sein und mithalten möchte, sollte bald sein Geschäftsmodell hinterfragen und auf den Prüfstand stellen. Doch besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) empfinden Nachhaltigkeit oft als zusätzliche Belastung oder Kostenfaktor. Dabei birgt der Wandel auch enorme Chancen.
„Viele KMU denken, dass sie von gesetzlichen Vorgaben zur Nachhaltigkeit ausgenommen sind, weil sie nicht berichtspflichtig sind. Doch sobald sie große Kunden haben, die berichtspflichtig sind, müssen sie deren Anforderungen erfüllen. Es gilt also, sich auf solche Anforderungen der Kunden vorzubereiten, um die entsprechend geforderten Informationen und Daten liefern zu können“, erklärt Martin Oldeland, stellvertretender Vorsitzender von B.A.U.M. e. V. Dabei gehe es nicht nur um die Einhaltung von Vorschriften, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsvorteile: „Wer heute proaktiv handelt, sichert sich nicht nur Marktanteile, sondern kann auch neue Geschäftsfelder entwickeln.“
Ein Netzwerk für nachhaltige Lösungen
Dabei will der Verein B.A.U.M. e. V. helfen. Nachdem der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e. V.) 1984 von Unternehmern für Unternehmen gegründet wurde, ist er auf ein Netzwerk mit heute über 860 Mitgliedern der verschiedensten Branchen und Unternehmensgrößen angewachsen: von einer Vollkornbäckerei bis zu internationalen Handelskonzernen. Das Ziel: Unternehmen für nachhaltiges Wirtschaften zu gewinnen und sie praxisnah auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten. „Wir setzen uns für eine lebenswerte Zukunft ein, indem wir Unternehmen dabei helfen, nachhaltiger zu wirtschaften und innovative Lösungen zu entwickeln“, beschreibt Oldeland die Mission von B.A.U.M. Besonders wichtig sei der Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmen, insbesondere auch über Branchengrenzen hinweg. Ebenso der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie der Austausch mit der Politik. Mit Projekten, Workshops, Seminaren und Netzwerktreffen bietet der Verein eine Plattform, um praktische Ansätze zu erarbeiten, umzusetzen und über die verschiedenen Kommunikationskanäle zu verbreiten. Viele Angebote sind auch online und ebenso für Nichtmitglieder offen.
Von der Belastung zur Chance
Viele Unternehmen sehen Nachhaltigkeitsanforderungen oft als bürokratische Last, so Oldeland. Doch B.A.U.M. und seine Mitglieder zeigen, wie daraus echte Wettbewerbsvorteile entstehen können. Es gilt, die Chancen in den Anforderungen zu erkennen. Es ist ein Anlass, eigene Strukturen, Prozesse und Geschäftsmodelle zu hinterfragen. Hieraus können sich wichtige Beiträge zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ergeben.
Die Transformation eines Unternehmens unter anderem mit der Umstellung auf nachhaltige Prozesse ist selten ein einfacher Schritt. „Wir raten KMU, mit einer Ist-Analyse zu beginnen und sich auf schnelle Erfolge zu konzentrieren. Low-Hanging-Fruits zu nutzen, schafft Verständnis und Motivation. Es hilft, das Thema Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Ein Stufenmodell für die weiteren notwendigen Schritte ist eine sinnvolle Herangehensweise“, erklärt Oldeland.
Nachhaltigkeit als Gemeinschaftsaufgabe
Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit muss nicht allein bewältigt werden. B.A.U.M. empfiehlt Unternehmen, innerbetriebliche „Kümmerer“ für die Themen einzusetzen, betriebliche Arbeitskreise zu gründen und sich auch mit anderen Firmen auszutauschen. „Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftswerk. Niemand muss das Rad neu erfinden. Es gilt, erfolgreiche Praxisbeispiele anderer Unternehmen auf Übertragbarkeit und Anpassung auf die eigene Branche und das eigene Unternehmen zu prüfen. Der Klimawandel als Beispiel kann nicht von einzelnen Unternehmen allein gelöst werden, aber jedes Unternehmen kann – und sollte auch – wichtige Beiträge dafür leisten. Im Austausch mit anderen entstehen oft innovative Ideen“, betont Oldeland.
Authentische Kommunikation statt Greenwashing
Auch Investitionen in moderne Technologien zahlen sich aus. „Vorausschauende Instandhaltungen, bei denen Produktionsprozesse etwa mit Sensoren ausgestattet sind, bieten enorme Vorteile. Man kann rechtzeitig erkennen, wann Wartungen notwendig sind, und Ausfälle verhindern“, erklärt Oldeland. Ein weiteres wichtiges und zukunftsweisendes Thema ist die Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy. „Schon bei den ersten Überlegungen zu einem neuen Produkt und dem Produktdesign wird über die Nachhaltigkeit des Produktes und seiner Produktionsprozesse entschieden.“ Nachhaltigkeit ist längst mehr als nur ein Trend – sie ist zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmenskommunikation geworden. Doch beim Einsatz von Begriffen wie „klimaneutral“ oder „nachhaltig“ in der Werbung ist Vorsicht geboten. Unternehmen laufen Gefahr, des Greenwashings beschuldigt zu werden, wenn ihre Aussagen nicht ausreichend belegt sind.
„In einer Welt der sozialen Medien fliegt Greenwashing schnell auf und kann zu Shitstorms führen, unter Umständen mit Umsatz- und Reputationsproblemen einhergehen können“, warnt Oldeland. Transparenz, Glaubwürdigkeit und wissenschaftliche Belegbarkeit seien deshalb unverzichtbar.
Der kontinuierliche Verbesserungsprozess
Nachhaltigkeit ist eigentlich ein Prozess, der nie endet. Es ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) wie bei anderen unternehmerischen Themen auch. „Bei der regelmäßigen Überprüfung und Anpassung von Prozessen bieten Digitalisierung und Künstliche Intelligenz hier enormes Potenzial“, erklärt Oldeland. Moderne Technologien könnten nicht nur Abläufe vereinfachen, sondern auch neue Geschäftsfelder erschließen.
B.A.U.M. e. V. bietet Unternehmen einen unverzichtbaren Mehrwert auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. „Nachhaltigkeit ist nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich der klügste Weg in die Zukunft“, lautet das abschließende Statement.
Teilen: