Die nächste Generation bringt häufig frischen Wind in ein Unternehmen. Im Fall von Julia und Andre Schwertner könnte man schon von einer ziemlichen steifen Brise sprechen. Denn das Unternehmerpaar räumt derzeit ordentlich auf. „Es hat eine Weile gedauert, da wir zunächst mit der Nachfolge und dann direkt mit Corona und den Folgen beschäftigt waren“, sagt Julia Schwertner. Schon seit 2017 leitet sie das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann, der in der Geschäftsführung in erster Linie für das Operative zuständig ist.
2025 soll nun das erste Jahr werden, in dem der Wechsel so richtig nach außen sichtbar wird. Dafür wurde schon einiges getan. So heißt die frühere Möbelspedition Lipperland GmbH seit wenigen Wochen Lipperland Logistik GmbH. „Unserer Heimatregion sind wir natürlich im Namen treu geblieben“, sagt Julia Schwertner. Verändert wurde auch das Logo. Und beim Betreten der Büroräume an der Ludwig-Erhard-Allee 13 in Oelde wähnt man sich eher in einem hippen Start-up oder einer Marketingagentur als in einer Spedition: höhenverstellbare Schreibtische, Akustik-Paneele, Moos an den Wänden. Kaum zu glauben, dass die Wurzeln des Unternehmens bis in die 1990er-Jahre reichen.
Eltern legten den Grundstein
Gemeinsam mit seiner Frau Martina legte Bernd Teigeler, der Vater der heutigen Chefin, damals den Grundstein für das Unternehmen. In seiner Freizeit holte der Schreinermeister Schränke bei Kunden ab, restaurierte sie und brachte sie wieder zurück. „Zuerst fuhr er seine Touren noch mit seinem Geländewagen und Anhänger“, erinnert sich die Tochter. Später gründete er eine Spedition und fing an, auch für bekannte Möbelhersteller in der Region Neumöbel per Lkw zu transportieren. Aus einem Lkw wurden schließlich mehr als 100 Trucks. Dann war erstmal Schluss.
Die Fortsetzung folgte 2008 mit der Gründung der Möbelspedition Lipperland, die bis heute auf den Transport von Neumöbeln spezialisiert ist. Es lässt sich sogar noch etwas genauer sagen: „Wir bringen hauptsächlich Küchen von deutschen Herstellern zu Möbelhäusern und Küchenstudios im Ausland“, sagt Julia Schwertner. Sie hat ein Bachelor-Studium in Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Logistik und ein Master-Studium absolviert sowie vier Jahre Erfahrungen im Schwergutbereich beim Duisburger Hafen gesammelt. Einen Lkw-Führerschein besitzt sie außerdem. „Am Steuer sitze ich aber nur selten“, gibt sie zu.
Auch Balearen sind Ziele
Dafür gibt es ja auch ein 45-köpfiges Team, darunter zwei Frauen. Sie steuern im Auftrag namhafter Küchenproduzenten vor allem Frankreich, Spanien und Portugal an. Auch die Balearen werden beliefert. „Wir sind häufig in Richtung Mallorca unterwegs“, so die Geschäftsführerin. Auf der iberischen Halbinsel übernehmen einheimische Fahrer mit kleineren Transportern den „letzten Meter“ bis zum Ziel. „Die Leute vor Ort haben damit immer dieselben Ansprechpartner. Das sorgt für eine enorme Kundenbindung.“ Der Service rund um die Neumöbellogistik umfasst „alle Leistungen einer termingerechten und zufriedenstellenden Auslieferung an die Kunden unserer Auftraggeber“, so Schwertner. Die Abholung erfolgt direkt beim Hersteller. Es sind sowohl Teil- als auch Komplettentladungen möglich. „Wir steuern die gesamte Systemlogistik durch Linienverkehre. Die Distribution erfolgt bis zum Empfangsort.“ Bei bis zu 30 Zielkunden auf einem Lkw kann man sich auch als Laie vorstellen, welche logistische Meisterleistung sich dahinter verbergen muss. „Verspätungen, die sich aufsummieren, sind tunlichst zu vermeiden.“ Auf Tourenplanung mit KI setzen die Schwertners aber nicht. „Wir machen das auf die bewährte Weise mit unserem versierten Team im Büro.“ 55 Mitarbeitende hat die Lipperland Logistik insgesamt.
Eigene Werkstatt vor Ort
Das Unternehmen hat zwei Standorte: Zentrale ist das Büro mit großer Werkstatt, wo 90 Prozent der anfallenden Lkw-Reparaturen übernommen werden. Etwa vier Kilometer entfernt liegt der Parkplatz für die Brummis mit einer kleineren Ersatzwerkstatt. Zwei Gebäudedächer sind mit PV-Anlagen versehen. „Nachhaltigkeit ist auch in unserer Branche ein wichtiger Punkt“, sagt Julia Schwertner. „Wir sind mit schadstoffarmen Fahrzeugen unterwegs, die durch Verspoilerung und Energy-Reifen weniger Kraftstoff verbrauchen.“ Und, ganz wichtig: „Wir verzichten auf Leerfahrten.“
In seinem Kernbereich will das Unternehmen in den nächsten Jahren weiter wachsen. Daneben will man sich aber auch etwas breiter aufstellen. „Wir verstehen uns auch darauf, sensible, lange, sperrige oder schwere Industrie-Güter zu transportieren.“ Die Auslieferung von weißer Ware wie Waschmaschinen oder brauner Ware wie TV-Geräte sowie von Lebensmitteln auf Paletten sind weitere Leistungen im Portfolio. Lipperland Logistik bietet ein 6.000 Quadratmeter großes Außenlager, ein 2.000 Quadratmeter großes Hallenlager sowie eine eigene Paletten-Abteilung. Eine Videoüberwachung sorgt für Sicherheit.
Der Anspruch in Oelde ist hoch: „Wir bringen immer Top-Leistung und versuchen gleichzeitig, uns immer noch ein Stückchen mehr zu verbessern. Es gibt viele kleine Schrauben, an denen es sich im Sinne der Kunden zu drehen lohnt.“
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