Management

Generation Z und der Arbeitsmarkt: Zu woke zum Arbeiten?

Die Generation Z und der Arbeitsmarkt – eine Horrorstory?

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von Dr. Ines Eckermann 24.09.2025
(© ­­­master1305 − stock.adobe.com)

Auf dem Papier sieht der Bewerber wunderbar aus: Gute Noten, interessante Praktika und einschlägige Fortbildungen. Jetzt geht es nur noch darum, ob er auch ins Team passt. „Was ist Ihnen bei einem Arbeitsplatz besonders wichtig?“, fragt die Personalchefin. Der Bewerber nennt klare Forderungen: Vier-Tage-Woche, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, auch mal aus Bali zu arbeiten. „Das passt nicht ganz zur Stelle, um die es hier geht“, sagt sie. Der Bewerber bleibt gelassen. „Dann finden wir wohl nicht zusammen“, sagt er. Szenen wie diese sind heute keine Seltenheit – und sie werfen ein Licht auf die Missverständnisse zwischen Arbeitgebern und der Generation Z.

 

Eine neue Dynamik im Arbeitsmarkt

Zur Generation Z gehören Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Die älteren unter ihnen erobern zunehmend den Arbeitsmarkt. „Die Kohorte der Babyboomer steht der Generation Z zahlenmäßig konträr gegenüber“, erklärt Dr. Rüdiger Maas, Gründer des Instituts für Generationenforschung in Augsburg. „Während die Boomer die größte Geburtenkohorte seit dem Zweiten Weltkrieg waren, ist die Generation Z die mit Abstand kleinste.“ Für jeden Babyboomer, der bald in Rente geht, kommt statistisch nur eine halbe Arbeitskraft der Gen Z nach.

Der Arbeitsmarkt wandelt sich – weg vom Arbeitgeber-, hin zum Arbeitnehmermarkt. Gerade beim Thema Nachhaltigkeit machen junge Menschen nur noch selten Kompromisse. Laut Deloitte Global Survey 2024 haben 20 Prozent der Gen Z und der Millennials bereits ihren Job gewechselt, um besser mit ihren Umweltwerten im Einklang zu stehen. Ein weiteres Viertel plant diesen Schritt. Drei Viertel der Befragten betrachten gesellschaftliches Engagement – besonders im Bereich Nachhaltigkeit – als wichtigen Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Auch bei der Generation Y herrscht ein starkes Bewusstsein für die Klimakrise. Eine Umfrage des Karriereportals Step-stone aus dem Jahr 2020 zeigt: Für drei Viertel der jüngeren Generationen spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle bei der Arbeitgeberwahl. Besonders die Generation Z bevorzugt Unternehmen, die aktiv umweltfreundlich handeln.

 

Grüne Must-Haves

Nachhaltigkeit ist für die Generation Z kein Nice-to-have, sondern ein Muss. Sie suchen gezielt Unternehmen, die Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft übernehmen. Die Forderung betrifft auch faire Löhne und ethische Lieferketten. Firmen, die hier konsequent handeln, können langfristig Talente anziehen. Junge Talente erwarten, dass Arbeitgeber ihnen Möglichkeiten bieten, sich für ökologische und soziale Ziele einzusetzen. Flexible Arbeitszeiten, E-Bike-Leasing oder Homeoffice sowie ein Fokus auf CO2-Reduktion sind keine optionalen Maßnahmen mehr.

 

Recruiting in einer neuen Ära

Versteinerte, wenig nachhaltige Strukturen können zum Problem werden. Die Generation Z hat eine andere Haltung zur Arbeit. „Während sich ältere Generationen stark mit ihrem Beruf identifiziert haben, würden Mitglieder der Gen Z eher sagen: ‚Mein Beruf ist XY, aber nach Dienstschluss bin ich wieder Max Mustermann‘“, erklärt Generationenforscher Rüdiger Maas. Die klare Trennung von Arbeit und Freizeit ist für sie selbstverständlich. Für Boomer unvorstellbar – für Jüngere ein Schlüssel zur langfristigen Leistungsfähigkeit.

Die Boomer-Generation war bereit, mehr zu geben, als das, wofür sie bezahlt wurde. Doch passt diese Haltung noch in die heutige Zeit? Arbeitgeber, die immer noch auf Überstunden und Dauerstress setzen, wirken schnell aus der Zeit gefallen. Im Wettbewerb um Fachkräfte müssen sie umdenken. Auch die Art der Zusammenarbeit unterscheidet sich stark: Boomer wuchsen ohne Internet und Smartphones auf, die Gen Z dagegen in einer digitalisierten Welt. „Die Gen Z kann sich ein Leben ohne Social Media, Smartphone und Co. gar nicht mehr vorstellen“, sagt Maas. Die digitale Vernetzung prägt auch ihre Erwartungen an den Arbeitsplatz: Schnelle Kommunikation, digitale Tools und Transparenz gelten als selbstverständlich.

 

Technologie als Pluspunkt

Laut Zenjob-Studie 2024 legen über 90 Prozent der jungen Befragten Wert darauf, dass Unternehmen moderne Technologien einsetzen. Besonders Künstliche Intelligenz wird als entscheidend für zukunftsfähige Arbeitsplätze angesehen. Wer digitale Prozesse fördert, schafft ein zeitgemäßes Arbeitsumfeld – und sichert sich die Loyalität junger Talente.

 

Vorurteile gegenüber der Gen Z

Wie oft im Leben hilft bei Veränderung vor allem eines: Offenheit. So rät auch Maas, sich mit den Werten und Bedürfnissen der Gen Z auseinanderzusetzen. Doch dafür braucht es Mut und Geduld. Und wem der Wandel schwerfällt, hilft ein Blick zurück. Denn: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. (…) Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Dieses Zitat stammt von Sokrates – und ist über 2000 Jahre alt.

Auch Maas stellt fest: „Die Gen Z ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Der Unterschied ist nur, dass die Älteren noch eine Zeit kannten, in der Fleiß und Überstunden einen hohen Stellenwert hatten. Die jungen Nachwuchskräfte erleben nun die Diskussion um die Vier-Tage-Woche und ein Streben ins Immer-Bequemer. Für diese Tendenz haben wir Älteren gesorgt. Dies nun den Jungen vorzuwerfen, wäre kontrafaktisch.“ Unternehmen stehen nun vor der Herausforderung, die neue Welt zu akzeptieren. Ein guter Anfang: Die Wünsche der Jungen wertfrei betrachten. Denn ist es wirklich unverschämt, nur das leisten zu wollen, wofür man bezahlt wird? Vielleicht ist es sogar gesund, Arbeit nicht zum Lebensmittelpunkt zu machen. Wer die Wünsche der Gen Z ernst nimmt, erkennt: Ihre Ansätze können zu einer nachhaltigeren Unternehmenskultur beitragen. Und davon profitieren letztlich alle Generationen.

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