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Serie – Digitalisierung im Mittelstand: Neue Geschäftsmodelle

Was Sie im Rahmen der digitalen Strategie umsetzen und beachten sollten.

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von Regiomanager 01.06.2017
Deutschland Manager Deutschland-Ausgabe 2019
(Foto: © magele-picture - stock.adobe.com) | André Sarin

Ob Sale im Online-Shop, Cloud-gesteuerte Produktion oder Datenanalyse in Echtzeit – die Digitalisierung offenbart sich für jedes Unternehmen in einem anderen Licht und ist für jede Branche von anderer Bedeutung. Ein Beispiel: Während deutsche Unternehmen aus der Fertigungsindustrie sowie Dienstleister die Digitalisierung für sehr wichtig erachten, begreift im Baugewerbe nur jedes fünfte Unternehmen die Digitalisierung als Chance. Zu diesem Ergebnis kamen 2016 die Deutsche Telekom und Techconsult mit ihrer Studie „Digitalisierungsindex“. Dabei ist heute unbestritten, dass die digitale Transformation zusammen mit der fortschreitenden Globalisierung längst zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Wirtschaft und insbesondere den Mittelstand geworden ist. Die Digitalisierung lässt neue Geschäftsmodelle entstehen, bringt neue Technologien mit sich und verändert dabei ganze Wertschöpfungsketten oder Organisationen. Um Schritt mit bestehenden oder neuen Wettbewerbern zu halten, müssen Unternehmen daher ihre Strategie überprüfen und diese um neue Aspekte der Digitalisierung erweitern. Dies haben wir bereits hinreichend im ersten Beitrag unserer Serie mit der Frage nach dem Warum beantwortet. In unserem zweiten Beitrag möchten wir uns nun näher mit dem Was beschäftigen.

CPS, Internet of Things und Big Data

Haben Sie sich erst einmal dazu entschieden, Industrie 4.0 und die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen und in Ihren Produkten oder Dienstleistungen zu integrieren, so sollten Sie sich zunächst mit deren Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten beschäftigen. Die drei grundlegenden Ansätze hierzu, die Ihnen erste Antworten auf das Was liefern werden, finden sich in den Themen Big Data, Internet der Dinge sowie cyber-physische Systeme.
Cyber-physische Systeme (CPS) sind – in ihrer Eigenschaft als eingebettete Systeme – durch die Verbindung realer Maschinen oder Produkte mit der digitalen bzw. virtuellen Welt gekennzeichnet. Sie können dabei via digitaler Schnittstellen in interne, externe, lokale, globale, offene oder geschlossene Kommunikationsnetze eingebunden sein. CPS erfassen dabei die Umwelt mittels Sensoren, geben Daten weiter oder werten diese gleich aus und sind in der Lage, auf ihre Umwelt zu reagieren. So können Speicherboxen im Rahmen eines Lagersystems selbstständig ihren Inhalt überwachen und bei Bedarf einen automatischen Bestellvorgang initiieren. CPS haben den Vorteil, dass sie in Form von intelligenter Vernetzung, kurz: Internet of Things (IoT), zahlreiche weitere Nutzungsmöglichkeiten, wie Smart Mobility, Smart Grid und Smart Buildings, bieten oder gleich ganze Smart Factories antreiben. Beim IoT handelt es sich um ein Netzwerk intelligenter Objekte, die über das Internet auf Daten zugreifen und miteinander kommunizieren. Das IoT ist damit eine perfekte Ergänzung zu CPS und eine der wichtigsten Komponenten im Bezug zum Menschen. Denn die Idee des IoT liegt darin, den Menschen bei seiner Arbeit und in allen weiteren Lebensbereichen zu unterstützen. Schon heute zählt das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen Gartner rund 8,4 Milliarden Geräte und Maschinen, die per Internet miteinander verbunden sind. Bis zum Jahr 2020 sollen es über 20 Milliarden sein.
So viele Geräte sammeln natürlich auch unzählige Datenmengen, die durch Sensoren, aber auch eingepflegte Daten, wie Adressen, Kontonummern, Kontakte etc. weiter aufgebläht werden. Hinzu kommen noch Informationen aus Suchmaschinen oder Social Media. Das ganze Potpourri wird unter dem Schlagwort „Big Data“ subsumiert. Big Data bedeutet, dass große Mengen an Daten mit großer Geschwindigkeit und in verschiedensten Formen auftreten und dass diese dank neuester Technologien und Analysetools sogleich gespeichert, verarbeitet und ausgewertet werden können. Welcher Nutzen sich dabei ergibt, lässt sich ganz einfach am Beispiel des Dynamic Pricing – einer Verkaufsstrategie, bei der Preise auf Basis von Big-Data-Auswertungen angepasst werden – verdeutlichen. Dynamic Pricing orientiert sich an Preisen der Wettbewerber, Abverkaufszahlen oder Produktbewertungen und kann dabei auf eine Produktgruppe oder sogar auf einen einzelnen Kunden abgestimmt werden. Online-Händler wie Amazon nutzen Dynamic Pricing bereits seit 2005.

Horizontale und vertikale Vernetzung

Sie sehen an dieser Stelle, dass allein die Grundlagen der Digitalisierung eine Vielzahl von Möglichkeiten für Ihr Unternehmen bereithalten. Eine pauschale Aussage, was Sie nun konkret im Rahmen Ihrer digitalen Strategie umsetzen sollten, kann man dabei nicht treffen. Sind Sie z.B. ein Produktionsunternehmen, so werden Sie eine andere digitale Strategie umsetzen müssen als ein Dienstleistungsunternehmen. Auch die Größe Ihres Unternehmens und Ihre Einordnung in der Wertschöpfungskette, ob Sie ein Lieferant, Produzent oder Abnehmer sind, sind von großer Bedeutung. Und geben Sie Obacht, denn im Zuge der Digitalisierung besteht vonseiten des Managements immer die Gefahr, dass sich eine digitale Strategie sehr auf die IT-Abteilung konzentriert. Selbstverständlich hat die IT-Abteilung eine Schlüsselposition bei der Digitalisierung Ihres Unternehmens, aber sie ist in diesem Fall nur ein Unterstützer und Enabler (Möglichmacher).
Das sieht man sehr schön am Beispiel eines produzierenden Unternehmens, bei dem die Digitalisierung neben der horizontalen Vernetzung von Maschinen in Wertschöpfungsketten auch vertikal den Shopfloor mit dem Officefloor verbindet. Die Vernetzung von Leitungsaufgaben im Fertigungsbereich und dem Management in administrativen Bereichen erleichtert nicht nur die interne Kommunikation, sie bildet auch die Basis für den effizienten Austausch von Daten zwischen internen und externen Akteuren, Maschinen und Werkzeugen. Horizontale und vertikale Vernetzung im Unternehmen sind essenziell für eine erfolgreiche Digitalisierung.

Digitale und klassische Vertriebsstrukturen verbinden

 

Digitalisierung sollten Sie immer dort betreiben, wo sie Ihnen auch einen deutlichen Nutzen bringt. Auch sollten Sie bei der Digitalisierung darauf achten, nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten. Nur weil Sie endlich einen Online-Shop haben und Dynamic Pricing nutzen, heißt das nicht, dass Sie Ihr normales Vertriebsnetz zurückfahren dürfen. Sie müssen im Gegenteil das bestehende klassische Vertriebsnetz durch den Online-Kanal ergänzen und so Ihren Kunden die Möglichkeit geben, den für sie angenehmsten Weg zu finden. So möchte Ihr Kunde z.B. eine neue Maschine kaufen und braucht dafür eine spezielle Beratung. In diesem Fall kann er sich online informieren oder an Ihren Fachvertriebler wenden. Vielleicht möchte er aber auch in einer Ihrer Filialen ausführlich beraten werden. Braucht der Kunde nun im Anschluss Ersatzteile oder Verbrauchsgüter für seine Maschine, dann ist es für ihn eventuell völlig ausreichend, wenn er diese über ein Online-Portal bestellen kann. So wird ihm die Nachbestellung besonders einfach gemacht und Sie verdienen weiterhin an Service oder Wartung. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Digitalisierung – mit ihrem primären Attribut der intelligenten Vernetzung – ein Motor für Wachstum und Wohlstand sein kann. Auch können Unternehmen mit ihrer Hilfe neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln oder bestehende an neue Kundenbedürfnisse anpassen. Digitalisierung birgt zudem die Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen oder Kostensenkungen zu realisieren.

 

André Sarin | redaktion@regiomanager.de

André Sarin
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