Management

Nachgehakt

Kommt Bewegung in eine nahezu „unendliche Geschichte“? – Lösungen in Eigenverwaltung angestrebt.

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von Regiomanager 01.01.2016
In der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 2009 ereignet sich eine Explosion bei der Chemiefabrik Weka; noch läuft die Abwicklung der daraus resultierenden Schieflage

Weka

Die Nacht zum 22. Juli 2009 bleibt in Iserlohn in Erinnerung: Im Industriegebiet Rombrock in Sümmern ereignet sich eine gewaltige Explosion. Zwei Tage und Nächte wütet das Feuer im Chemiebetrieb Weka, der sich auf die Rückgewinnung von Lösungsmitteln spezialisiert hat. Das Feuer greift auch auf benachbarte Firmen über – u.a. den Badarmaturenhersteller Dornbracht, dem eine komplette Produktionshalle abbrennt. Das Tragische: Ein 46-jähriger Mitarbeiter der Firma Weka stirbt in den Flammen. Insgesamt zehn Monate dauert es, bis eine Spezialfirma unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen damit beginnen kann, die fast 1.000 Chemikalien-Behälter zu untersuchen und zu entsorgen. Seitdem streiten sich Unternehmen und Behörden, Unternehmen und Gläubiger, streiten Gläubiger, die insbesondere mit der Versicherung hadern. Es geht um viel Geld: Schäden in Höhe von bis zu 26,6 Millionen Euro sollen der Firma entstanden sein, davon allein 5,6 Millionen Euro aus der Betriebsunterbrechung. Die Versicherung sieht Versäumnisse und Mängel bei der Unternehmensführung und will Schäden in dieser Höhe nicht anerkennen. Ende November hat die erneute Bekräftigung dieser Haltung zur Anmeldung der Insolvenz geführt. Man wolle sich nicht noch wegen Insolvenzverschleppung strafbar machen, hieß die Einlassung der Eigentümer-Familie Westebbe. Kurze Zeit zuvor hatte die 6. Große Strafkammer des Landgerichts Hagen das Verfahren gegen die ehemalige Geschäftsführerin, den ehemaligen Prokuristen und den ehemaligen Betriebsleiter wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Umweltdelikte gegen Zahlung einer Geldbuße vorläufig eingestellt. Die Höhe der Zahlung, so hieß es in der Pressemitteilung des Landgerichts, sei an den aktuellen wirtschaftlichen Verhältnissen der Angeklagten ausgerichtet. Sie stelle daher kein angemessenes Schmerzensgeld dar. Alle Verfahrensbeteiligten, einschließlich der Staatsanwaltschaft und der Ehefrau des Verstorbenen, hätten aber der Einstellung des Verfahrens zugestimmt. Nach diesem Schritt kommt nun möglicherweise weitere Bewegung in die Angelegenheit: Das Amtsgericht Hagen hat für Mitte Februar eine Gläubigerversammlung für die Weka-Solvent-Vertriebs GmbH einberufen. Dabei soll die Zustimmung zum Abschluss eines Erledigungsvergleiches mit der Versicherung ausgelotet werden. Zur Diskussion stehen gut 81.000 Euro aus der Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung.

ISI-Werkzeugfabrik

Ganz in der Nähe hat es aktuell in Iserlohn-Sümmern das Unternehmen ISI-Werkzeugfabrik getroffen. Anfang Januar wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Mit dem besteht Hoffnung zur Rettung, das Amtsgericht Hagen hat die Eigenverwaltung angeordnet und setzt darauf, dass die Geschäftsführung gemeinsam mit dem Sachwalter, Rechtsanwalt Horst Piepenburg aus Düsseldorf, das Unternehmen mit derzeit 25 Mitarbeitern weiterführen kann. Die ISI-Werkzeugfabrik wurde 1970 gegründet und produziert Steckschlüssel, Drehmomentwerkzeuge, Kraftschrauber, Antriebs- und Sonderwerkzeuge.

Oehmetic

Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll auch die Oehmetic GmbH retten. Der Zulieferbetrieb für Produkte der Kaltumformung von Stählen und NE-Metallen produziert in Wilnsdorf Press-, Stanz- und Ziehteile für die Automobil-, Hausgeräte- und Büroeinrichtungsindus-trie. Als Sachwalter wird Rechtsanwalt Dr. Jan-Philipp Hoos aus Düsseldorf tätig. Sein mit der Geschäftsführung abgestimmtes Konzept sieht eine Neuauszurichtung des Unternehmens vor. Oehmetic strebe mittelfristig eine „höhere Wertschöpfungstiefe mit komplexeren Teilen und Baugruppen an, die Produkte im Hightech-Bereich sollen ausgebaut werden und das Unternehmen will sich als Entwicklungspartner positionieren“. Zudem sollen die Vertriebsaktivitäten ausgebaut, die Produktion effizienter gestaltet und mit den Lieferanten über bessere Konditionen verhandelt werden. Einschnitte gibt es auch für das Personal: „Ein Baustein der Sanierung ist eine Anpassung des Personalaufwandes an das Niveau der Wettbewerber“, heißt es unmissverständlich. Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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