Produktion

Führte Krankenstand in die Insolvenz?

Insolvenzgeschehen in Südwestfalen: Gesenkschmiede Karl Groll setzt auf Eigenverwaltung, Werkzeugbau-Institut Südwestfalen fehlen Aufträge.

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von Regiomanager 01.06.2016
Mit dem Werkzeugbau-Institut Südwestfalen ist ein An-Institut der Fachhochschule Südwestfalen in wirtschaftliche Probleme geraten

„Mit der Eigenverwaltung wollen wir das Unternehmen fortführen und
nachhaltig sanieren“, sagt Dr. Jörg Peddinghaus und setzt auf eine
erfolgreiche Abwicklung des Insolvenzverfahrens der Karl Groll GmbH in
Plettenberg. Der Geschäftsführer des Unternehmens agiert nicht mehr
allein und hat mit Dr. Markus Wischemeyer von der Kanzlei White &
Case nun einen vorläufigen Sachwalter an seiner Seite. „Unser Ziel ist
eine langfristige Sanierung. Wesentliche Verfahrensbeteiligte haben
bereits ihre Bereitschaft zu einer weiteren Zusammenarbeit signalisiert.
Ich bin zuversichtlich, dass eine langfristige Fortführung und
Sanierung des Geschäftstriebes erfolgen kann“, erklärte Wischemeyer. In
dem Verfahren wird Groll vom Düsseldorfer Beratungsunternehmen Buchalik
Brömmekamp und den Sanierungsexperten Daniel Meintz begleitet. „Groll
hat enormes Entwicklungspotenzial, deshalb ist die Eigenverwaltung der
richtige Weg für das Unternehmen“, erklärt Sanierungsgeschäftsführer
Meintz. Die Gesenkschmiede Groll betreibt zwei Produktionsstätten in
Plettenberg, erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund
16 Millionen Euro und beschäftigt über 130 Mitarbeiter. Das Unternehmen
stellt verschiedenste Schmiedeteile für die Automobilindustrie und den
Maschinenbau her. Hintergrund der wirtschaftlichen Schieflage des 1920
gegründeten Unternehmens seien Probleme bei der Umsetzung geplanter
Optimierungs- und Veränderungsprozesse, urteilt Buchalik Brömmekamp.
Hinzu kämen überdurchschnittliche Belastungen im Personalbereich, die
zum Teil auf einen hohen Krankenstand zurückzuführen seien. Nun werde
massiv an der Verbesserung der Prozesse in Produktion und Logistik
gearbeitet.

Kemmerich

Die
Sorgen werden auch bei Kemmerich in Attendorn nicht kleiner. Für drei
Gesellschaften der Gruppe wurde bereits im Juni das Insolvenzverfahren
beantragt. Der Spezialist für Umformtechnik hat nun für das
Traditionsunternehmen Gebrüder Kemmerich GmbH sowie die
Tochtergesellschaft Werkzeugbau Gebr. Kemmerich GmbH & Co. KG im
sächsischen Gröbern Insolvenzantrag gestellt. Über die Kemmerich Holding
International GmbH & Co. KG, die Kemmerich International GmbH und
die Kemmerich BET. GmbH hat das Amtsgericht Siegen nun die vorläufige
Insolvenzverwaltung angeordnet.

Werkzeugbau-Institut Südwestfalen

Mit
dem Werkzeugbau-Institut Südwestfalen aus Lüdenscheid hat nun auch ein
An-Institut der Fachhochschule Südwestfalen beim Amtsgericht Hagen einen
Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, betroffen sind
sieben Mitarbeiter. Das Forschungsinstitut, das 2011 von der Industrie
gegründet wurde und eine Anschubfinanzierung der EU und des Landes
Nordrhein-Westfalen erhielt, konnte aufgrund massiver Umsatzeinbrüche im
Bereich seiner Dienstleistungen keinen nachhaltigen wirtschaftlichen
Geschäftsbetrieb aufbauen. Wie die Geschäftsführung des Instituts durch
Professor Dr. Erwin Schwab, Prorektor für Forschung/Technologietransfer,
mitteilet, soll in Kooperation mit dem Insolvenzverwalter (Rechtsanwalt
Dr. Dirk Andres, Hagen) nun ein tragfähiges Konzept erarbeitet werden,
um die Firmengemeinschaftsprojekte im Bereich Forschung, Entwicklung und
Technologietransfer fortzusetzen. Hauptgeschäftsführer der GmbH ist die
Trägergesellschaft Werkzeugbau Südwestfalen e. V., in der 50
Unternehmen aus der Branche Mitglied sind. Deren Vorsitzender Andreas
Becker sagt: „Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen den Firmen
weiterführen, da es vielversprechende Ansätze für Produktinnovationen
gibt und auch die erfolgreiche Akquise von geförderten F&E Projekten
weiter vollzogen werden soll.“

Reinhold Häken Redaktion@suedwestfalen-manager.de

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