Der Name ist Programm: Das englische Verb „burn out“ bedeutet nichts weniger als ausbrennen – und genauso fühlen sich Betroffene des Burnout-Syndroms: physisch, psychisch und emotional ausgebrannt und erschöpft. Bestimmen sich die Ursachen primär auch abhängig von individuellen Lebensumständen und Charakteristika, stehen zum Großteil dauerhafte Stresssituationen und berufliche Überlastung am Anfang des ernstzunehmenden Krankheitsbildes. Ein rundes Drittel aller Fehlzeiten an Arbeitsplätzen in Deutschland ist nach statistischen Auswertungen psychischer Natur, Burnouts folgen hier gleich hinter Depressionen auf dem zweiten Platz. Dabei ist die Abgrenzung schwierig – denn noch immer fehlt es an einer offiziellen Definition für die überproportional belastende Lebensphase. Eines jedoch steht fest: Obgleich Personen jeden Alters und Berufszweigs sich über einen langen Zeitraum bis zum Limit ausgebrannt fühlen können, trifft es vor allem Menschen mit hoher sozialer Verantwortung, übermäßigem zeitlichen, körperlichen und mentalen Engagement und einem perfektionistischen Anspruch an sich selbst.
Zur Komplexität von Führungspositionen
Nicht zuletzt in Vorstandsetagen und Management-Ebenen ist die Entstehung möglicher Burnouts eine bekannte Problematik. Dass sich bei Führungskräften besonders häufig extreme Erschöpfungszustände zeigen, liegt nicht zuletzt auch daran, dass sie neben der Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zum Teil auch die für ihre Angestellten tragen. Zudem sehen sie sich in der Regel sämtlich hohem Erwartungs- und Leistungsdruck und einem besonders komplexen Aufgabenfeld gegenüber. Für Nordrhein-Westfalen bedeutet dies eine besondere Gefährdung: Die Anzahl internationaler Großkonzerne liegt im bevölkerungsreichsten Bundesland so hoch wie in keinem anderen, ein gutes Viertel aller DAX-geführten Unternehmen hat hier ihre Hauptniederlassung. Doch wer sich selbst genau beobachtet, bereits erste Anzeichen erkennt und entsprechende Schritte als Gegenmaßnahme einleitet, der kann einem Burnout rechtzeitig vorbeugen und seine Position auch weiterhin mit Erfolg und Elan ausfüllen.
Erste Anzeichen richtig deuten
Frühzeitige Burnout-Symptome sind gleich aufgrund mehrerer Faktoren nicht einfach zu deuten. Nicht nur bauen sie sich schleichend und über mehrere Phasen aufeinander auf, sie äußern sich zudem in sowohl körperlichen, seelischen als auch psychosomatischen Beschwerden, sind individuell unterschiedlich und vielfältigster Natur. Gleichzeitig sollte auch nicht überreagiert werden: In den meisten Jobs gibt es beizeiten besonders stressvolle Phasen, die ein überdurchschnittliches Engagement verlangen. Erst bei dauerhaften Belastungsspitzen sollten Manager sich selbst hinterfragen und die Grenzen ihrer persönlichen Strapazierung nicht von Tag zu Tag weiter ausreizen. Denn eine permanente Überbeanspruchung lässt sich kaum schadlos aushalten. Abhängig vom Stadium der Burnout-Erkrankung gelten die folgenden Symptome als erste und ernstzunehmende Anzeichen:
Körperliche Beschwerden
Unter den physischen Problemen befinden sich besonders häufig
- Schlafstörungen
- Nervosität und innere Unruhe
- permanente Müdigkeit
- sinkende Belastbarkeit
- chronische Schmerzen im Magen-Darm-Trakt und anhaltende Herz-Kreislauf-Störungen ohne organische Ursachen
- mangelnde Energie, merkbarer Leistungsabfall
- Unfähigkeit zur Erholung, Antriebsschwäche
- Erschöpfungszustände und Konzentrationsstörungen
- Gedächtnisprobleme
Mentale Einschränkungen
Die innere Einstellung kann ein enormer Motivator sein, aber auch in eine Abwärtsspirale negativer Gedanken führen. Viele Burnout-Patienten
- erkennen in ihrer Arbeit keinen Sinn mehr
- empfinden Lustlosigkeit und innere Leere
- zeigen Gleichgültigkeit gegenüber Mitarbeitern und Geschäftspartnern
- reduzieren ihr Engagement
- entwickeln Versagensängste und eine geringe Frustrationstoleranz
- leiden unter Entscheidungsunfähigkeit
- fühlen sich desillusioniert
- sind tief erschöpft und verzweifelt
- hegen in schlimmsten Fällen Selbstmordgedanken
Psychosomatische Auswirkungen
Einige Syndrome wirken sich auf Körper und Geist zugleich aus:
- Albträume
- Kopfschmerzen
- Muskelverspannungen
- erhöhte Infektionsanfälligkeit
- veränderte Essgewohnheiten
- verstärkter Nikotin-, Alkohol- oder Koffein-Konsum
Verschiedene Arten frühzeitiger Prävention
Dies alles heißt jedoch nicht, dass Leistungsdruck und Überstunden auf Dauer automatisch einen Burnout zur Folge haben müssen. Vielmehr zeigen endlose Beispiele bekannter Workaholics, wie sich bereits durch kleine Rituale, einen frischen Start in den Tag und die Einhaltung eines gesunden Tagesrhythmus ernsthafte Gesundheitsbeeinträchtigungen vermeiden lassen. Dabei gibt es nicht ein Pauschalrezept für jeden, auch müssen nicht alle Ratschläge befolgt werden. Je nach individuellen Vorlieben, dem Grad und der Art des Burnouts können bereits eine geringe Umstellung des aktuellen Lebensalltags, die Einhaltung eines oder zweier Tipps eine merkliche Entspannung bedeuten und ernsthafte Folgen verhindern.
- Fuß vom Gas nehmen: Es muss nicht gleich ein Sommerurlaub für sechs Wochen am Stück geplant werden. Wer sich regelmäßige kurze Erholungszeiten gönnt und nicht dauerhaft überfordert, bremst die Produktivität nicht aus, sondern steigert im Gegenteil seine Konzentrationsfähigkeit. Alleine ab und zu den Schreibtisch zu verlassen und sich an der frischen Luft einige Minuten die Beine zu vertreten, kommt der Kreativität zugute und kann in festgefahrenen Situationen neue Blickwinkel auf bedeutende Geschäftsprozesse eröffnen.
- Abschalten I: Noch entspannter lässt sich eine Auszeit bei einer Massage verbringen, einem Yoga- oder Meditationskurs. Abhängig von den eigenen Vorlieben findet sich für jeden ein ruhiger Rückzugsort zum Entspannen – und mag es die Hängematte im Garten zu Hause sein.
- Abschalten II: Abschalten in wörtlichem Sinne sollte jeder überdurchschnittlich gestresste Manager einmal Smartphone, Computer und Co. Wer unbedingt auch außerhalb der Bürozeiten erreichbar sein möchte, kann sich einen Zeitplan erstellen – beim Abendbrot und dem späteren Gesellschaftsspiel mit der Familie bleibt die E-Mail ungelesen, im Anschluss wird das Handy wieder aktiviert.
- Nein sagen: Gutes tun kann glücklich machen, doch bei zu viel des Guten kann die Euphorie in Erschöpfung umschlagen. Kollegen werden Verständnis aufbringen, wird ihr Anliegen nicht immer sofort bearbeitet, Partner die benötigten Pausen unterstützen.
- Frische genießen: Eine ausgewogene Ernährung spielt für die reibungslose Aufrechterhaltung aller lebenswichtigen Körperfunktionen bei jedem eine bedeutende Rolle. Für Manager gilt dies umso mehr, als der Griff zu Fast-Food und Süßigkeiten stressbedingt noch schneller zu Abgeschlagenheit und Übergewicht führen kann. Dabei ist gesund zu essen gar nicht schwer: Unzählige vegane Restaurants im Ruhrgebiet bieten auch schnelle Mittagsgerichte vor dem nächsten Geschäftstermin.
- Glückshormone ausschütten. Auch Bewegungsarmut sollte grundsätzlich, auf jeden Fall jedoch bei Verdacht auf ein Burnout-Syndrom vermieden werden. Beim Sport werden Endorphine ausgeschüttet und Stress abgebaut. Ein einziges Paar Turnschuhe genügt: „Rund um die Ruhe“ in Essen ist eine ebenso beliebte Laufstrecke wie vielfältige in der Nordic Fitness- und Lauf-Park Sportarena im Arnsberger Stadtwald zu finden sind.
- Auch mal ausschlafen: Während einige Menschen nach vier Stunden Schlaf jeden Morgen munter aus dem Bett springen, benötigen andere das Doppelte, um am nächsten Tag ihre volle Leistung abrufen zu können. Burnout-Betroffene sollten einen Vergleich mit anderen Führungskräften vermeiden und stattdessen auf ihre innere Stimme hören.
- Eisenhower folgen: Das sogenannte Eisenhower-Prinzip fußt auf einer Aussage des gleichnamigen ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, anstehende Aufgaben nach ihrer Bedeutung zu kategorisieren, Unwichtiges zunächst nicht zu erledigen und zeitraubende Tätigkeiten zu identifizieren. Die Methode erlaubt die Erstellung eines optimalen Zeitmanagements und bietet so die Möglichkeit, guten Gewissens Pausen einlegen zu können.
- Nicht einigeln: Gemeinsame Stunden mit Familie und Freunden lenken ab, bringen zum Lachen, zeigen, was wirklich wertvoll ist im Leben. Ein stabiles soziales Umfeld ist unersetzlich, ein Rückzug ins eigene Ich gibt negativen Gedanken erneut Raum.
- Positiv denken: Es lässt sich milde darüber lächeln – doch ein Lächeln kann den ganzen Tag verschönern: Glück liegt oft in Kleinigkeiten. Spielende Kinder beobachten, im Wald jahrhundertealte Bäume bewundern, dankbar sein für jeden neuen Tag und eine positive Einstellung zum Leben können Wunder bewirken.
- Coachings buchen: Wer sich weder alleine noch mithilfe seines engen Umfelds aus dem Gefühlstief befreien kann, dem helfen professionelle Lebensberater. Coachings dienen der begleitenden Unterstützung langsamer Veränderungsprozesse, in internen Gesprächen werden gemeinsam neue Ziele definiert und ihre Umsetzungen realisiert.
- Job wechseln: Es klingt radikal, doch lässt sich ein ernsthaftes Burnout anders nicht vermeiden, bleibt noch immer die Kündigung des aktuellen Arbeitsverhältnisses. In jedem Ende steckt ein neuer Anfang – keiner mit einer vergleichbaren Position in einem Konkurrenzunternehmen, sondern vielmehr der Schritt in etwas bislang Unbekanntes. Unzählige Biografien beweisen, dass das Wagnis eines komplett neuen Lebensabschnitts sich als echte Alternative zum bisherigen Alltagsablauf erweisen kann.
Auch Manager dürfen sich helfen lassen
Manager stehen im Normalfall unter besonderer Beobachtung – vonseiten ihrer Angestellten, Geschäftspartner oder Aufsichtsräten. Wer dem übermäßigen Druck alleine nicht standhalten kann, findet bei Psychotherapeuten oder Psychologen die benötigte Hilfe. Professionelle Ratgeber sind in der Lage, durch gezielte Fragen die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Klienten zu erahnen und allein durch Gespräche eine mögliche Verschlimmerung eines Burnouts zu verhindern.