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12. Optimum Wirtschaftsgespräch

Spahn: „USA und Großbritannien sind uns näher, als es China oder die Türkei je sein wird.“

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von Regiomanager 01.05.2017
Untere Reihe v.l.: Jürgen und Ruth Echterhage, Rosalie von Landsberg-Velen, Christel Voßbeck-Kayser (MdB), Prof. Dr. Jörg H. OttersbachObere Reihe v.l.: Christian Buschkotte (Provinzial), Stephanie Kißmer, Jens Spahn (parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen), Dr. Ralf Geruschkat (Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen), Marco Voge (MdL), Renate Brune (Unternehmensberatung)Foto: Thomas Hellmann

Jens Spahn, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen und MdB für die CDU, polarasiert und provoziert. Die rund 150 Gäste aus Wirtschaft und Politik amüsierte es, denn Spahn nahm kein Blatt vor den Mund. Seine Devise: Probleme könne man nur lösen, wenn man sie offen und ehrlich anspreche.
Und damit wurde das Wirtschaftsgespräch im Rahmen des Balve Optimum nicht langweilig. „Wieder mal eine gelungene Diskussion“, findet Christian Buschkotte von der Westfälischen Provinzial, der alle zwölf Veranstaltungen seit Beginn 2006 live verfolgen konnte.

Unsere Freundschaft zu Amerika hängt nicht davon ab, wer gerade Präsident ist

 Da es momentan viele Themen gibt, die die sauerländische Wirtschaft bewegen, hat man die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Brexit, Trump & Co.“ eher offen gestaltet.  Und Spahn kann aus eigenen Erfahrungen sprechen. „Ich komme jedes Mal von einer Amerikareise beruhigter zurück, als ich hingefahren bin. Wichtiger als das, was Trump twittert, ist doch, dass uns die Werte der USA mehr verbinden, als es China jemals könnte. Die transatlantische Freundschaft hängt nicht davon ab, wer gerade Präsident ist.“ Spahn halte Trump auch nicht für sprunghaft. Schon 1990 bekannte Trump sich in Interviews zu den gleichen Themen wie heute.

Mit Leuchtturmprojektendas Image der EU stärken

 Viel spannender sei für Spahn momentan der Blick auf Europa. Deutschland habe es sich in der Mitte der anderen gemütlich gemacht. Deutschlands Aufgabe sei, erwachsen und eigenständig zu werden, in der EU eine Führungsrolle zu übernehmen. Die EU habe eine Legitimationskrise und befindet sich in einer kritischen Phase. „Wenn nun drei Länder die Abfahrten falsch nehmen, dann kann die EU auseinanderfliegen“, polarisiert Spahn die Situation der Europäischen Union. Nur als EU könne man Migration in den Griff bekommen, aber dazu sei ein positiveres Image der EU notwendig. Man brauche Leuchtturmprojekte, bei denen die Bürger spüren, dass die EU wichtig und sinnvoll sei, und keine weiteren Erklärungen. „Die EU könnte eine Menge Effizienzen heben. Terrorismusbekämpfung, gemeinsame Bildungsprojekte oder Stärkung der Datensicherheit sind ein paar Beispiele, die in der EU gut aufgehoben wären“, so Spahn.  

In andere Länder hineinversetzen

Damit EU funktioniere, müsse man sich in andere Länder und Kulturen hineinversetzen und sie verstehen. Spahn hält eine gesunde EU für elementar. Der Brexit wird nach Spahns Meinung vieles verändern. Länder außerhalb der Eurozone werden stark geschwächt. Deutschlands Aufgabe sei, sie dazu zu bewegen, in der EU zu bleiben. Deutschland verliert des Weiteren mit Großbritannien einen starken Partner, Nettoempfänger werden durch den Brexit gestärkt. „Wir haben viel dafür getan, dass Griechenland und die Türkei in der EU bleiben. Vielleicht hätten wir im Nachhinein betrachtet mehr Energien in Großbritannien stecken sollen“, resümiert Spahn, „für mich als Britenfreund tut es im Herzen weh“. Aber es bringe nichts, zu bestrafen. Großbritannien
bleibe weiterhin ein wichtiger Partner für die Länder in Europa.

Deutschland geht es gut wie nie zuvor

Und der Blick auf Deutschland? „Unserem Land geht es so gut wie nie zuvor. Wir verbuchen Rekordeinnahmen und wissen gar nicht, wohin mit der Kohle. Das Problem in Deutschland ist eher das Planungsrecht. Manchmal lassen sich dadurch Projekte nicht schnell genug realisieren.“ Und warum
haben die Menschen dennoch Angst vor der Zukunft, wollte Moderator Prof. Dr. Jörg H. Ottersbach von Spahn wissen? Ambivalent sei die Unsicherheit. Es sei nicht gottgegeben, dass es so bleibe. Der noch junge CDU-Abgeordnete ist bereit, anzupacken und daran zu arbeiten, dass es den Deutschen auch weiterhin gut geht. Sicherlich wird man noch das eine oder andere von dem erst 36-jährigen gebürtigen Ahauser hören.  Dem Wirtschaftsgespräch in Balve hat er damit einmal mehr zu einem großen Erfolg verholfen.

Hintergrund Optimum Wirtschaftsgespräch

Seit 2006 findet das Wirtschaftsgespräch im Rahmen der Reitsportveranstaltung Balve Optimum statt. Das Balve Optimum gehört zu den traditionsreichsten Turnieren Europas und bietet neben der Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften eine Networkingplattform für Wirtschaft und Politik. Geladen zum Wirtschaftsgespräch haben Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen als Veranstalterin des Balve Optimum International und Stephanie Kißmer, Geschäftsführerin der Stadtmarketing Balve GmbH und der Wirtschaftsinitiative Balve, sowie Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen. Die Schirmherrschaft des Wirtschaftstalks übernahmen abermals das Ehepaar Ruth und Jürgen Echterhage.

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