Management

„Das Team ist ausschlaggebend“

Ein Business Angel des BAAR berichtet von seiner Arbeit mit Jungunternehmern.

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von Regiomanager 01.03.2016
(Foto: © Robert Kneschke – stock.adobe.com)

„Lieber ein erstklassiges Team mit einem zweitklassigen Produkt als umgekehrt”, so lautet die Faustformel für den Business Angel Joachim Hackbarth. Der Unternehmensberater ist auf Existenzgründungen sowie auf Unternehmensfinanzierung mittelständischer Betriebe spezialisiert. In seiner Tätigkeit als Berater bekommt er immer wieder interessante Konzepte von Start-ups auf den Tisch, bei denen er sich manchmal mehr vorstellen kann als nur zu beraten. „Wenn die Gründer Bedarf an Kapital und an Seniorität haben, engagiere ich mich je nachdem auch mit einer Beteiligung“, berichtet Hackbarth. Der studierte Betriebswirt und Jurist hat zum ersten Mal 1992 ein junges Unternehmen als Business Angel unterstützt. Es macht ihm Spaß, junge Unternehmen in frühen Phasen zu beraten und zu begleiten – „sozusagen von der Pampers-Phase bis zur Einschulung“.
Wichtig ist dem Business Angel, dass das Team gut aufgestellt und vor allem vollständig ist. „Die Gründer müssen wissen, was sie tun. Was bringt das tollste Produkt, wenn keiner im Team Ahnung vom Vertrieb oder von Finanzplanung hat?“, fragt Hackbarth. Zwei weitere relevante Kriterien: Hackbarth muss von dem Produkt etwas verstehen, und das Produkt muss so sexy sein, dass es das Potenzial hat, sich auf dem Markt zu finanzieren.  In erster Linie steckt er sein Engagement daher in Start-ups aus der FinTec-Branche. „FinTec“ steht für Financial Technology, ein typisches Geschäftsmodell ist hier beispielsweise die Entwicklung einer Smartphone-App, über die der Inhaber seine sämtlichen Konten zentral steuern kann. Gründern wiederum rät der Berater, einen Business Angel zu wählen, der ihnen sympathisch ist und der in der Branche über Verbindungen und Erfahrungen verfügt.
Zurzeit unterstützt der Unternehmensberater unter anderem das junge Unternehmen „Check your Style“ aus Dortmund. Die Idee, die dahintersteckt, umschreibt er als „Facebook für Modebewusste“. Mitglieder der Community gehen beispielsweise in ein Modegeschäft, suchen sich ein Kleidungsstück aus, probieren es in der Umkleidekabine an, machen ein Selfie und posten es. Die Rückmeldung der anderen Community-Mitglieder hilft dann bei der Kaufentscheidung. Andererseits kann man ebenso ein Foto von sich hochladen, Kleidungsstücke von Designern und Marken, die mitmachen, auf das Foto ziehen und die Community fragen: Na, wie sieht das aus?

Wo man Engel trifft

Kennengelernt  haben sich Hackbarth und seine Schützlinge auf dem BAARForum.  Hier treffen alle sechs Wochen vier Start-up-Mitglieder der BAAR, der Business Angels Agentur Ruhr, einem Netzwerk von Business Angels. Die Foren bieten Gründern die Gelegenheit, ihre Geschäftsidee und ihr  Unternehmensprofil zu präsentieren. Die jungen Unternehmen erhalten von den Business Angels ein Feedback zu den Stichworten Qualität der Geschäftsidee und der Präsentation sowie eine Einschätzung, wie die Chancen stehen, einen privaten Investor zu finden.
Hackbarth hat sich für „check your style“ als Pate für sechs Wochen bereit erklärt, bei dem Businessplan behilflich zu sein. Aus den sechs Wochen ist inzwischen mehr als ein Jahr geworden, das Gründungsteam und die Geschäftsidee haben dem Engel so gut gefallen, dass er sich an der Unternehmung beteiligt hat. Darüber hinaus unterstützt er das Team auf der Suche nach weiteren Investoren. „Die App-Entwicklung ist zu 99 Prozent fertig, es fehlen noch einige finale Abstimmungen. Der Launch ist voraussichtlich im Frühjahr“, fasst Hackbarth zusammen. Da ein Markteintritt immer mit Kosten verbunden ist, wird der Engel seine Schützlinge noch ein weiteres Stück begleiten und ihnen helfen, Investoren zu finden. Er selbst schließt für sich nicht aus, sich ebenfalls an der zweiten Finanzierungsrunde zu beteiligen. Im Durchschnitt läuft eine Beteiligung drei bis fünf Jahre.
Zurzeit hat Hackbarth neun Start-ups unter seinen Fittichen. „Das sind zu viele parallel“, sagt der Unternehmensberater. „Ein gutes Mittel sind fünf bis sechs Beteiligungen, sonst ist auch der Aufwand zu groß.“ Der zeitliche Aufwand eines Business Angels hängt von dem Beratungsbedarf ab: intensive Treffen einmal im Monat bis zu quartalweisen Sitzungen. „Mich reizt es, junge Gründer zu begleiten, frischen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt der Engel. Und: „Es ist auch für das eigene Ego gut, wenn sich das betreute Start-up gut entwickelt: Man hatte dann eine gute Nase, die eigene Einschätzung war richtig und finanziell hat es sich ebenfalls gelohnt.“

Erfolge und Niederlagen

Hackbarth ist als Business Angel auch auf die Nase gefallen. Das bleibt nicht aus. „Im Schnitt muss man von zehn Beteiligungen zwei abschreiben, wiederum zwei bis drei Unternehmen kann man erfolgreich verkaufen, der Rest dümpelt so vor sich hin.“ Ein Business Angel ist immer ein Geschäftsmann, dessen finanzielles Engagement sich in dem Verhältnis zwischen Verlust und Gewinn lohnen sollte. „Alle meine Beteiligungen würde ich als meine Babys bezeichnen. Wenn das Gefühl nicht im Ansatz da ist, unterstütze ich ein Start-up nicht. Dennoch kann ich nicht sagen, dass ich zu einem eine besondere Affinität habe.“ Auch nicht zu dem Start-up, das er als einen großen Erfolg bezeichnen kann – über das er aber aufgrund einer Stillschweige-Vereinbarung nichts  sagen darf. In der 14-jährigen Karriere als Business Angel musste er insgesamt vier Unternehmungen als Totalverlust abschreiben. Und damit auch das viele Geld, das darin steckte. „Ich denke heute noch, dass die Produkte und die Gründerteams gut waren. Die Umstände, weshalb die Start-ups gescheitert sind, waren jedoch nicht vorherzusehen.“
Ans Aufhören denkt Hackbarth vorerst noch nicht. „In einigen Jahren, wenn ich 60 Jahre alt bin, werde ich wohl meine Engagements deutlich zurückfahren – es ist eine Frage meiner persönlichen Lebensplanung“, sagt der Berater. Bis dahin wird er noch dem einen oder anderen Start-up zum Business-Plan und vielleicht auch zum Durchbruch verhelfen.

Karin Bünnagel | redaktion@regiomanager.de

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