Mobilität & Logistik im Revier

Tiemeyer: „Händler müssen sich auf ein neues Dasein einstellen“

Im Interview mit dem REVIER MANAGER spricht Heinz-Dieter Tiemeyer über den digitalen Automobilvertrieb.

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von Regiomanager 08.01.2019 Anzeige
Heinz-Dieter Tiemeyer, Vorstandsvorsitzender der TIEMEYER automobile AG, leitet seit 2002 die TIEMEYER automobile AG. Mit rund 1.200 Mitarbeitern ist die Unternehmensgruppe an 18 Standorten im Revier vertreten. Die Autohäuser der Gruppe sind Vertragshändler für Audi, Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, SEAT und ŠKODA

Heinz-Dieter Tiemeyer, Vorstandsvorsitzender der Tiemeyer Gruppe, erklärt, wie die Digitalisierung den Automobilvertrieb verändert und warum der stationäre Handel nicht an Bedeutung verlieren wird.

RM: Herr Tiemeyer, die Digitalisierung hat nahezu alle Branchen erfasst. Welche Herausforderungen bringt der digitale Wandel für den Automobilvertrieb mit sich?

Heinz-Dieter Tiemeyer: Die Branche befindet sich in einer Transformation und verändert sich so schnell wie nie zuvor. Automobilhersteller denken immer digitaler und wollen ihre Fahrzeuge auf Dauer online verkaufen. Das hat zur Folge, dass Händler sich auf ein neues Dasein einstellen müssen: Wir werden uns verstärkt um die Kundenbetreuung kümmern und uns auf Services wie Beratung, Probefahrten oder das Ausliefern von Fahrzeugen konzentrieren. Ich gehe davon aus, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre möglich sein wird, ein Auto komplett online zu kaufen.

RM: Welchen Stellenwert hat der digitale Vertrieb in Ihrem Unternehmen?

Heinz-Dieter Tiemeyer: Wir haben uns bereits in den letzten Jahren online gut aufgestellt. Die Hälfte unseres Werbebudgets fließt mittlerweile ins Online-Marketing. Zudem haben wir ein Vertriebsteam aufgebaut, das sich ausschließlich mit digitalen Themen auseinandersetzt. Dazu gehören Auswertungen von Kundenbewertungen oder das Anpassen von Preisen in Online-Autobörsen.

RM: Welche Vorteile bringt der digitale Vertrieb für Kunden?

Heinz-Dieter Tiemeyer: Preise und Leistungen werden transparenter. Kunden können im Internet recherchieren oder sich in Foren mit anderen Autofahrern austauschen. Daher sind sie bestens informiert. Was früher in der Kneipe besprochen wurde, erfährt man heute im Internet.

RM: Heißt das, der stationäre Handel verliert an Bedeutung?

Heinz-Dieter Tiemeyer: Nein, der stationäre Handel wird weiterhin von Bedeutung sein, er wird sich jedoch verändern. Ich bin mir sicher, dass der persönliche Kontakt auch in Zeiten der Digitalisierung ein wichtiger Faktor bleiben wird. Nur so können wir optimal auf individuelle Wünsche eingehen. Zudem gibt es nach wie vor viele Kunden, die Wert auf den persönlichen Handschlag legen oder gerne beim Verkaufsgespräch mit unseren Beratern eine Tasse Kaffee trinken möchten.

RM: Wie wird sich der Vertrieb in der Tiemeyer Gruppe in Zukunft entwickeln?

Heinz-Dieter Tiemeyer: Kürzlich startete ein Projekt, welches sich derzeit in der Erprobungsphase befindet: Wir haben ein Vertriebsteam für Gebraucht- und Neuwagen aufgebaut, das Autos deutschlandweit online verkauft. Natürlich werden die Fahrzeuge von qualifizierten Servicemitarbeitern ausgeliefert, die vor Ort eine Einweisung anbieten. Kunden können online bezahlen und haben auch ein Rückgaberecht. Ziel ist es, bis Ende des Jahres die ersten 500 Autos online zu verkaufen.

RM: Wie sehen Sie persönlich diese Entwicklung?

Heinz-Dieter Tiemeyer: Sehr positiv. Stillstand nützt schließlich niemandem etwas. Es gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Die Entwicklung bringt zwar Herausforderungen mit sich, aber ich bin guten Mutes, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

RM: Herr Tiemeyer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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