Immobilien (Technik)

TGA: Für intelligentere Gebäude

Wie Technische Gebäudeausrüstung (TGA) Gebäude intelligenter und auch effizienter macht – und damit den Gebäudewert deutlich steigert.

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von Regiomanager 27.11.2020

Kilometerlange Kabelstränge, Hunderte Sensoren und zahlreiche Steuerungseinheiten sind Adern, Sinneszellen und Herz der modernen Gebäudetechnik. Ihre Muskeln reichen von Lüftung und Heizung über Schließsysteme und Wasseraufbereitung bis hin zu Licht, Sicherheit und weiteren intelligenten Gadgets. Dabei wachsen die Anforderungen an die smarte Gebäudesteuerung der TGA rasant. Für Unternehmen geht es um viel mehr, als Alexa oder Google Smart Home es erahnen lassen. Denn je größer die Gebäude und komplexer die Nutzung, desto mehr Verantwortung trägt die TGA für die laufenden Kosten der Gebäude und die
Effizienz der Nutzung.

Mehr als ihre Hülle

Dass Aufenthaltsqualität und die Nutzbarkeit eines Bauwerks nicht nur durch üppige Raumgrößen und edle Baumaterialien entstehen, war schon den „alten Römern“ bewusst, weswegen sie bereits vor mehr als 2.000 Jahren die erste Fußbodenheizung entwickelten. Waren Heizung und Wasserversorgung die Haustechnikprojekte der Antike, stellt sich die TGA heute deutlich vielfältiger dar. Da moderne Gebäude technisch komplex aufgebaut sind, ist auch die Anzahl der mit Gebäudeinfrastruktur befassten Gewerke stark gestiegen. Neben Heizung und Wasserversorgung geht es u.a. um Klimatisierung, Be- und Entlüftung sowie die Versorgung mit Elektrizität und digitalen Daten, was auch für den Bereich Gebäudesicherheit von großer Bedeutung ist. Inzwischen trägt eine moderne TGA gerade bei Nichtwohngebäuden deutlich mehr zum Nutzwert eines Gebäudes bei als die rein baulichen Anlagen.

Gebäudetechnik hilft Energie sparen

Als wichtiges Oberthema für alle haustechnischen Systeme gilt heute die Energieeffizienz – und das sowohl bei der Errichtung von Neubauten als auch bei der Sanierung vorhandener Gebäude. Moderne Technik soll dazu dienen, den Energieverbrauch im Gebäude so weit wie möglich zu reduzieren und die vorhandenen Energiequellen effizient zu nutzen. Etwa 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs entfallen in Deutschland nach Angabe des Bundesindustrieverbands Technische Gebäudeausstattung (BTGA) aktuell auf die Beheizung, Warmwasserbereitung, Beleuchtung und Kühlung in Gebäuden. Ohne eine Energieoptimierung der Gebäudetechnik sind Klimaschutzziele also nicht zu erreichen. Die TGA-Branche hat daher eine wichtige Rolle im Rahmen der Energiewende inne. Sie kann maßgeblich zur CO²-Reduzierung und somit zum Umweltschutz beitragen. Ein wesentliches Instrument dieser Bemühungen ist eine Intelligente und vernetzte Gebäudetechnik – neben effizient wärmegedämmten Gebäudehüllen und der Verwendung erneuerbarer Energien.

Die Zukunft gehört dem Smart Building

Um dies zu erreichen, wird in den letzten Jahren verstärkt digitale Steuerungstechnologie eingesetzt, die man im Wohnungsbau als Smart-Home-Lösungen bezeichnet. Wobei man im Bereich der Nichtwohngebäude von „Smart Building“ spricht. Gemeint ist damit die intelligente Vernetzung und Automation in Zweckgebäuden – etwa in Bürohäusern, Flughäfen und Einkaufszentren. Vorrangiges Ziel der smarten Technik ist hier wie da die Steigerung des Komforts bei sinkendem Energieverbrauch. Dabei sind die Systemanforderungen in Smart Buildings natürlich komplexer und bieten auch mehr Angriffspunkte für Cyberkriminalität, weshalb Sicherheitslösungen immer ein wichtiger Teil der informationstechnischen Gebäudeausstattung sind.

Gebäudeautomation als Schlüssel

Smarte Technik heißt immer auch Gebäudeautomation. Denn sensorgesteuerte Mikroprozessoren verdrängen vielfach die klassische analoge Regel- und Steuerungstechnik. So kann mittels Gebäudeautomation z.B. die Lufttemperatur einzelner Räume mittels Sensoren gemessen werden, um die Heizung so fein wie möglich auf den Bedarf abzustimmen, was eine manuelle Einstellung der Heizkörper überflüssig macht. Das funktioniert dann über eine Mikropumpe, die wie ein Thermostat direkt am Heizkörper angebracht wird – vernetzt durch eine zentrale Managementeinheit, die die Pumpendrehzahl und Heizleistung regelt. In der effizienzorientierten Gebäudesteuerung kommen die klassischen Gewerke Heizung, Klima und Belüftung mit Kommunikations- und Informationstechnik zusammen. So gewinnen Netzwerksicherheit und dezentrale Speichersysteme als Basis einer redundanten und dadurch ausfallsicheren Kommunikationsinfrastruktur eine noch größere Bedeutung.

Kosten und Nutzen moderner TGA

Betrachtet man die Vielzahl der technischen Möglichkeiten, wundert es nicht, dass die TGA besonders im Gewerbebau inzwischen einen erheblichen Kostenanteil ausmacht. Bei Neubaumaßnahmen verursacht die TGA inzwischen etwa ein Drittel der Gesamtkosten, bei der Sanierung von Bestandsgebäuden geht oft die Hälfte der Baukosten auf das Konto der TGA. Vor allem in den Bereichen Fördertechnik, Klima- und Alarmanlagen haben die Kosten in den letzten Jahren stark zugenommen, was u.a. auf die steigende Komplexität dieser Anlagen zurückzuführen ist. Ein weiterer Kostentreiber ist die zunehmende Regelungsdichte – besonders
bei Sanierungsprojekten.

Investition in Gebäudeausrüstung

Mehr den je ist eine moderne Gebäudeausrüstung heute eine Investition in die Zukunft, um die innovative Unternehmen kaum noch herumkommen. Gerade die Verminderung des Energieverbrauchs wird bei steigenden Energiepreisen zur wirtschaftlichen Notwendigkeit – von der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen ganz zu schweigen. Erhöhter technischer Komfort – z.B. in Form von Zutrittskontrollsystemen oder Einbruchmeldeanlagen mit Videoüberwachung – sind für viele Gebäudenutzer ein Muss. Immobilien ohne Kühlung gelten ohnehin als kaum vermietbar. Gerade für Projektentwickler ist die Ausstattung ihrer Mietobjekte mit neuesten technischen Standards daher unabdingbar, wenn sie auf dem Markt Erfolg haben möchten. Größere Leerstände verursachen auf Dauer mehr Kosten als Investitionen in die TGA. Für selbstnutzende Unternehmen wird der Komfort-Standard ihrer Gebäude immer mehr ein Thema der Arbeitgeberattraktivität.

Ingenieure sind wichtige Leistungsträger

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Technisierung und Informatisierung der Gebäudeausstattung wundert es nicht, dass dieses Arbeitsfeld sehr stark von Ingenieuren geprägt ist. Das Fachmagazin ingenieur.de gab bereits 2012 an, dass in Deutschland etwa 150.000 Ingenieure in der TGA arbeiten und die Unternehmen dieser Branche gut 40 Milliarden Euro umsetzen. Dabei ist die Branche eher mittelständisch geprägt, weist aber durchaus Betriebe mit mehreren Tausend Mitarbeitern auf – bei denen häufig ein Viertel der Beschäftigten eine Ingenieurausbildung haben. Bereits 1898 wurde der Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung gegründet, der die industriell ausgerichteten Anlagenersteller vereinigt. Allein seine Mitgliedsunternehmen erwirtschafteten 2018 knapp neun Milliarden Euro und hatten über 43.000 Beschäftigte. Rund 10.000 Ingenieure haben sich im VDI-Fachverband Technische Gebäudeausrüstung organisiert.
Allen Beteiligten ist ein optimistischer Blick in die Zukunft gemeinsam. Besonders die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden stellt einen größer werdenden Markt dar. Ein weiteres Wachstumsfeld ist die Steuerung und Regelung der Gebäudeautomation, die sich immer mehr mit dem Facility Management verbindet – auch das ein Arbeitsfeld, in dem ingenieurtechnisches Know-how gefragt ist. Michael Otterbein | redaktion@regiomanager.de

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