Management

Raus aus der Krise

Wer sich Marktveränderungen nicht anpasst, wird auf lange Sicht nicht im Wettbewerb bestehen können und in eine Krise schlittern. Je später man handelt, desto schmerzhafter sind die zu ergreifenden Maßnahmen.

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von Regiomanager 01.05.2017
Foto: © alphaspirit – stock.adobe.com

Charles Darwin erkannte schon im 19. Jahrhundert, dass es nicht die stärkste und auch nicht die intelligenteste Spezies ist, die überlebt; heute wissen wir, dass es ebenso wenig die fleißigste ist. „Es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“ Was der englische Naturforscher einst so treffend formulierte, hat nach wie vor Gültigkeit und trifft in besonderem Maße auf die Wirtschaft zu. Schließlich sind Unternehmen in der heutigen Zeit mehr denn je dynamischen Marktveränderungen- und bedingungen ausgesetzt – wer nicht reagiert und es verpasst, sich rechtzeitig auf neue Gegebenheiten einzustellen, wird auf lange Sicht nicht im Wettbewerb bestehen können. Daher ist es unerlässlich, die Effizienz sämtlicher Funktionsbereiche einer Firma sowie die Anforderungen des Marktes kontinuierlich zu überprüfen, um bei Fehlentwicklungen früh genug gegensteuern zu können. Man sollte deshalb nicht vor Business-Transformationen zurückschrecken. Im Gegenteil: Diese grundlegenden Veränderungsprozesse sind für den Erfolg absolut notwendig. Unternehmer, die nicht rechtzeitig handeln, schieben wirtschaftliche Schieflagen oftmals auf kurzfristige Ereignisse und sind daher erst viel zu spät bereit, die strukturelle Tragweite der Situation zu erkennen. Die Gründe für die Probleme können vielfältig sein: Von Versäumnissen der Unternehmensführung über veränderte politische und rechtliche Rahmenbedingungen bis hin zu singulären Ereignissen wie Umweltkatastrophen oder Terroranschläge sind die verschiedensten Szenarien denkbar.
In Krisensituationen bleibt in der Regel nur wenig Zeit, um den eingeschlagenen Kurs zu korrigieren. Hier gilt der Grundsatz: Je früher man anfängt sich zu verändern, desto größer sind die Möglichkeiten, die Kursänderung eigenständig gestalten zu können. Mit zunehmender Schwere einer Krise nimmt der Handlungsbedarf nämlich zu, der Handlungsspielraum wird aufgrund sinkender Liquidität jedoch immer geringer.

Drei Phasen der Krise

Dabei kann eine Krise in drei Phasen unterteilt werden: In der sogenannten strategischen Krise ist es notwendig, das Unternehmen oder bestimmte Funktionsbereiche zu reorganisieren; der Handlungsspielraum ist aber noch relativ hoch. In dieser Situation können betroffene Firmen Maßnahmen eigenständig umsetzen, da häufig noch eigene Finanzmittel vorhanden sind. Die notwendigen Veränderungen können sowohl organisatorischer als auch struktureller Natur sein. Ein Unternehmen, das in dieser Restrukturierungsphase steckt, muss hinterfragen, ob die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen, Standorte und Fertigungsprozesse noch wettbewerbsfähig sind. Dramatisch ist die Situation an dieser Stelle aber noch nicht.
In der zweiten Phase, der sogenannten Erfolgskrise, sind die zu ergreifenden Maßnahmen schon deutlich umfangreicher; Entrepreneure müssen eine wesentliche Richtungsänderung bzw. einen Turnaround hin zu neuen Produkten oder Dienstleistungen vollziehen und das Unternehmen komplett auf den Kopf stellen. Das heißt, der Kurs, der eingeschlagen wurde, kann definitiv nicht mehr weiterverfolgt werden. Maßnahmen bleiben zudem nicht auf ein einziges Aufgabenfeld beschränkt, sondern betreffen sämtliche Fach- und Funktionsbereiche. Trotzdem besteht auch hier noch die Möglichkeit, die Krise aus eigener Kraft zu bewältigen. Anders sieht es in der Liquiditätskrise aus: Befindet sich ein Unternehmen in dieser letzten und gravierenden Phase, besteht Sanierungsbedarf. In dieser Situation muss eine drastische Kursänderung vorgenommen werden, um das Unternehmen noch retten zu können. Für die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen bleibt dann jedoch keine Zeit mehr; zumeist helfen an diesem Punkt nur noch drastische – und besonders schmerzhafte – Maßnahmen. Man darf nicht vergessen: Die Liquidität sinkt in der Sanierungsphase dramatisch. Aus diesem Grund geht es nun in erster Linie darum, kurzfristig Kosten zu senken, betriebliche Abläufe effektiver zu gestalten und Erträge zu erhöhen. Um diese Ziele zu erreichen, kann der Unternehmer an verschiedenen Stellen ansetzen. Zunächst sollten beispielsweise Debitoren- und Kreditorenlaufzeiten überprüft und verlängert oder Lieferanten um Zahlungsaufschübe gebeten werden. Auch der Verkauf von Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft, sofern dies noch möglich ist, oder ein Sale-Lease-Back kommen unter bestimmten Umständen infrage; gegebenenfalls können Gesellschafter Gelder als Gesellschafterdarlehen einbringen. Zwingend notwendig ist eine eiserne Haushaltsdisziplin. Notwendige Ausgaben werden nur noch nach Freigabe durch das Management getätigt. Jeglicher Komfort wird dann ersatzlos gestrichen. Außerdem ist eine wöchentliche Liquiditätsplanung zwingend, um zu überprüfen, ob der Tatbestand der Insolvenz schon gegeben ist oder nicht. Hohe Schulden stellen in dieser Situation übrigens nicht das größte Problem dar, solange die monatlichen Zins- und Tilgungszahlungen geleistet werden können; die fehlende Liquidität kann einem Unternehmen hingegen das Genick brechen. Um die Zahlungsfähigkeit wiederherzustellen, sind in der Regel Bankengespräche unumgänglich. Dabei können beispielsweise die Konditionen von Kontokorrentlinien überprüft oder Umschuldungen vorgenommen werden. Bevor die Bank einem Finanzierungswunsch zustimmt, muss das Unternehmen jedoch ein Restrukturierungskonzept ausarbeiten. Dieses beinhaltet eine Geschäftsentwicklung im Überblick sowie eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und zeigt auf, welche Maßnahmen der Unternehmer schon eingeleitet hat und welche Schritte er in Zukunft plant. Das Sanierungsgutachten muss auch eine integrierte und mittelfristige Finanzplanung enthalten. Diese spiegelt die einzelnen Sanierungsmaßnahmen und die damit verbundenen Kosten wider. Wichtig ist, offen und ehrlich aufzuzeigen, welche Ereignisse zur Krise geführt haben und sämtliche Fach- und Funktionsbereiche allumfassend zu beleuchten. Zur Verbesserung der Situation müssen eventuell Produkte und Know-how in Form von Beratern zugekauft oder Produktionsmöglichkeiten outgesourct werden. Dann hat der Unternehmer detailliert darzulegen, welche Investitionen in welcher Höhe notwendig sind, wann sie getätigt, wie sie finanziert und wie sie refinanziert werden sollen. Außerdem verlangt die Bank Sicherheiten wie Immobilien, Versicherungen oder Bürgschaften.

Drastische Maßnahmen

Darüber hinaus sind einschneidende Maßnahmen nun unabdingbar. Dazu können gravierende Entscheidungen wie Entlassungen, die Schließung von Standorten, die Senkung des Lohnniveaus oder der Austritt aus dem Tarifvertrag und der Verkauf an einen Finanz- oder strategischen Investor gehören. Ganz wichtig ist, dass man seine engsten Mitarbeiter frühzeitig informiert, um den enormen Veränderungsprozess bewältigen zu können. Ohnehin muss man allen Gesprächspartnern und sich selbst gegenüber ehrlich sein, damit die Schwere der Krise nicht unterschätzt wird. Beschönigungen oder Durchhalteparolen sind kontraproduktiv. Auf jeden Fall sollte man auf externe Unterstützung setzen. Akkreditierte Unternehmensberater wissen genau, was zu tun ist, und können vielfältige Möglichkeiten aufzeigen. Essenziell wichtig ist jedoch, so früh wie möglich zu handeln und die Courage zu haben, Veränderungen durchzuführen.

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Fotostrecke

Quelle: Deilmann Business Consulting

In jeder Unternehmensphase ist Mut zur Veränderung unabdingbar (Foto: © gustavofrazao – stock.adobe.com)

Foto: © alphaspirit – stock.adobe.com

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