Management

Selbstoptimierung: Ideen als Kapital für die Wirtschaft

Mithilfe des Ideenmanagements können Unternehmer Millionenbeträge einsparen oder zusätzlich generieren. Aber nicht immer funktioniert alles reibungslos.

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von Regiomanager 01.01.2016
Foto: © Trueffelpix – stock.adobe.com

So musste beispielsweise die Stadt Dortmund auf eine Anfrage der SPD im Personalausschuss feststellen, dass aus den Reihen ihrer rund 8000 Mitarbeiter in den Jahren 2011 bis 2014 lediglich 18 Verbesserungsvorschläge kamen, von denen letztlich nur zwei umgesetzt wurden. Als Hauptgrund für diese beschämend kleine Zahl wurde der bürokratische Aufwand und die damit verbundene Frustration genannt. Immer wieder hätten Mitarbeiter erleben müssen, dass auf dem Dienstweg am Ende die Idee oder der Urheber verloren ging. Wie auch immer dieser Dienstweg ausgesehen haben mag, seit die Stadt Dortmund Anfang 2015 beschloss, diesen aufzuheben und ihr „betriebliches Vorschlagswesen“ neu zu organisieren, läuft die Sache rund. So sollen bis Anfang Oktober bereits 120 Vorschläge eingereicht worden sein. Einer davon, ein Energiesparvorschlag für die Schulen der Stadt, durch dessen Umsetzung Dortmund mehr als 60.000 Euro pro Jahr sparen kann, ragt dabei bislang aus allen Ideen heraus.

Einfache Ideen 

Es erstaunt, dass zuvor niemand die Erkenntnis gewonnen und in eine Idee umgesetzt hatte, dass man durch das Ausschalten nicht benötigter Leuchten Geld sparen kann. In den Dortmunder Schulen geht es um die Notausgangshinweise, die nachts, wenn die Gebäude leer sind, nicht mehr leuchten sollen. Doch anscheinend sind es oftmals auch die naheliegenden, aber jahre- oder jahrzehntelang nicht berücksichtigten Dinge, die tatsächlich  einen finanziellen Vorteil mit sich bringen. So wurde beispielsweise Anfang 2015 die Telekom AG beim DeutschenIdeenPreis 2015 des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft für eine vereinfachte Kabelverpackung im Bereich Beste Umweltidee ausgezeichnet. Im Nachgang erscheint der Vorschlag, für die Verpackung einfach nur neue Pappstreifen mit Falzungen einzusetzen, die sich besser handhaben und den verschiedenen Kabelgrößen anpassen lassen, nicht allzu originell. War er aber offensichtlich doch. Einfach zu denken war aber offensichtlich schon immer eine ideale Voraussetzung für gute Ideen. So wurde beispielsweise in den USA erstmals 1898 ein Verbesserungswesen beim Eastman Kodak Konzern eingerichtet. Einer der ersten Verbesserungsvorschläge, die eingereicht und umgesetzt wurden, war, die Fenster zu putzen, um so die Lichtverhältnisse an den Arbeitsplätzen zu verbessern. Unglaublich, aber laut Institut für angewandte Arbeitswissenschaft in Köln wahr. Nicht immer sind es relativ einfache Vorschläge, die schließlich umgesetzt werden. Häufig tüfteln einzelne Menschen lange Zeit daran, um ihre Idee zu perfektionieren, und oftmals sind es ganze Teams, die in Workshops, Arbeitsgruppen oder eigenen Abteilungen an Verbesserungsvorschlägen arbeiten. Dabei wird immer mehr auf die Möglichkeiten der digitalen Welt zurückgegriffen. Hier lässt sich zum einen der Status quo besser recherchieren, zum anderen erweitern spezielle Programme für das Ideenmanagement, die sowohl innerbetrieblich als auch in der Cloud genutzt werden, die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.

Einsparpotenzial

Vor allem Großunternehmen verstehen es, auf der bereitstehenden Klaviatur zu spielen, um die Ideen ihrer Mitarbeiter zu sammeln und gegebenenfalls in Wertschöpfung umzusetzen. So institutionalisierte beispielsweise die Commerzbank 1998 ihr betriebliches Vorschlagswesen, stellte es 2007 online und integrierte es 2011 unter dem Namen WikIdee in eine sogenannte Wiki-Plattform. Auch der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental, der bereits 1930 ein innerbetriebliches Vorschlagswesen einführte, fasst dieses inzwischen im  Continental-Ideenmanagement zusammen. Erfolgreich, wie der Konzern meldet: 2013 wurden mehr als 500.000 Ideen eingereicht, die zu einer Ersparnis von mehr als 160 Millionen Euro führten. Und bei der Volkswagen AG wurden im vorigen Jahr durch über 66.000 Verbesserungsvorschläge fast 112 Millionen Euro eingespart. Nicht bekannt ist, ob die betrügerische Abgas-Software auch als Idee eingereicht worden war.

Probleme

Trotz aller Erfolgsmeldungen, die von vielen Unternehmen regelmäßig veröffentlicht werden, gibt es noch viel ungenutztes Potenzial. So ist die  Gründer- und Ideenkultur hierzulande nach Meinung von Wilfried Kruse, geschäftsführender Gesellschafter der Düsseldorfer IVM2, noch entwicklungsfähig. Kruse, Keynote-Sprecher einer Veranstaltung zum Thema Ideenmanagement im Juni 2015 im Essener Hochschulzentrum, nannte als Gründe für das brachliegende Potential, dass an Hierarchien und tradierten Denkmustern festgehalten werde, während Quer- und Vordenker als Harmoniestörer und Querulanten gelten. Auch seien die obersten Führungsebenen in vielen Unternehmen noch „viel zu analog“. Andere Experten beschreiben andere Problemfelder im Ideenmanagement, die sich vor allem dort auftun, wo spezielle Abteilungen existieren. So sieht beispielsweise der Geschäftsführercoach Bernd Geropp aus Aachen die Gefahr, dass langfristig jede Banalität zu einer Idee stilisiert werde, um möglichst in den Genuss eines Bonus zu kommen. Gleichzeitig dürften die entsprechenden Abteilungen aber auch nicht allzu viele Ideen ablehnen, weil dies zu einer Demotivation der Mitarbeiter führe und ebenso die Existenzberechtigung der eigenen Abteilung infrage stelle. Dr. Hans-Dieter Schat, Professor an der Essener FOM Hochschule und Mitglied im dortigen KompetenzCentrum für Public Management, weist in diesem Zusamenhang auf die Organisation des Ideenmanagements hin. Seinen Ausführungen zufolge liegt dort, wo dem Ideenmanagement keine Ziele gesetzt seien, die Beteiligungsquote bei nur 15 Prozent. Dort, wo ein Ziel – als isolierte Aktion – vorgegeben ist, betrage die Beteiligungsquote bereits 30 Prozent. Ist das Ideenmanagement in den Zielvereinbarungsprozess eingebunden, liegt die Beteiligungsquote sogar bei 41 Prozent.

Weiterentwicklung

So bleibt zu hoffen, dass sich Ideenmanagement in der Zukunft im Sinne von Unternehmen und Verwaltungen und damit auch im Sinne von Kunden und Bürgern weiterentwickelt. Dass Fortschritte in diesem Bereich erzielt werden, beweist schon allein das Vorhandensein des Begriffes Ideenmanagement. Denn dieser meint mehr als das 1872 von Alfred Krupp in Deutschland eingeführte Betriebliche Vorschlagswesen. Ideenmanagement bezieht heute auch den kontinuierlichen Verbesserungsprozess mit ein, also kleine und kleinste Schritte, angestoßen und realisiert auf der Ebene der operativen Mit-
arbeiter. Herbert Päge | redaktion@regiomanager.de

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