Mobilität & Logistik

Immer auf Achse

Die Branche der Logistik-, Post- und Expressdienste in Deutschland ist kunterbunt und sehr komplex – und sie steckt ununterbrochen in der Weiterentwicklung.

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von Regiomanager 01.01.2017
Die Bayer-Villa in Wuppertal ist der Hauptsitz der RSW Rechtsanwälte

Wie viel ein Postpaket innerhalb Deutschlands kostet, weiß fast jeder, der in seinem Job mit Logistik zu tun hat. Anders ist es oft schon, wenn die terminierte Lieferung am selben oder nächsten Tag zugestellt werden soll. Auch mit den vielen Anbietern sind nur wenige vertraut: DHL-Express, große Dienstleister wie UPS, DPD oder Fedex bzw. kleinere private Kurier- und Logistikdienste finden sich auf dem Markt. Bleibt die Lieferung sogar in derselben Stadt, kommen weitere Möglichkeiten dazu. Schon lange bieten beispielsweise auch Fahrradkurierdienste Lösungen für Pakete an, die früher ausschließlich per Auto oder Transporter zugestellt wurden. Ein DHL-Paket mit den Maßen 80 mal 10 mal 10 Zentimeter, das am nächsten Tag spätestens um neun Uhr beim Empfänger sein soll, kostet bei zwei Kilogramm 42 Euro. Ein Fahrradkurierunternehmen kann das Paket – am selben Tag – innerhalb von Städten je nach Entfernung für fünf bis 25 Euro zustellen. Vor 20 Jahren war der Kurierservice per Fahrrad noch wenig etabliert und galt manchem als unseriös. Heute sind diese Unternehmen in Großstädten sehr beliebt – nicht nur wegen ihrer Schnelligkeit auf kurzen Distanzen: Sie fördern ganz nebenbei noch das Image der beauftragenden Firmen als umweltbewusst und modern. Selbst rechtlich heikle Transporte wie Gerichtsakten oder medizinische Güter wie OP-Gewebeproben für Labore können Fahrradkurierfirmen heute mit der entsprechenden rechtlichen Vereinbarung transportieren.
Schon dieses Beispiel zeigt, wie inhomogen und in ständiger Entwicklung begriffen die Branche ist. Auch das Internet hat den Sektor radikal umgekrempelt, nicht nur in puncto schneller Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit der Dienste; durch die allgemeine Digitalisierung sind viele Transporte weggefallen – und neue entstanden. Das ganze Briefwesen – das Briefmonopol der Post fiel 2007 – wurde durcheinandergewirbelt, Datenträger, früher ein Hauptgeschäft von Express- und Kurierdiensten, werden praktisch gar nicht mehr transportiert, da die Daten über das Internet gesendet werden. Durch die Möglichkeit, im Online-Handel einkaufen zu können, steigt die Zahl der Transporte jedoch massiv an.

Spedition versus Kurier-
und Expressdienst

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen Spedition und Kurier- oder Expressdienst? Meist wird als Unterscheidungskriterium vor allem die Größe der Transportgüter genannt. Kurierdienste befördern vor allem Güter, die noch relativ einfach von einem Menschen getragen werden können. Ein wichtiger struktureller Unterschied: Ein Kurierdienst sammelt nicht wie ein Express- oder Paketdienst Sendungen benachbarter Absender und bringt sie mit festem Fahrplan zusammen zu Empfängern in derselben Region. Er fährt meist exklusiv und direkt beide Stationen an; ein Kurier begleitet eine Sendung meist von Übergabe bis Auslieferung. Die Inhomogenität spiegelt sich auch in der Verbandsstruktur wider; mehrere kleine und große Verbände teilen sich den Branchenkuchen auf – aber auf unterschiedlichen Ebenen hinsichtlich des Einsatzbereichs. Der BdKEP oder auch BdK, Bundesverband der Kurier-Express-Postdienste, vertritt vor allem den Klein- und Mittelstand in der Branche. Der BIEK, Bundesverband Paket und Expresslogistik, sieht sich in erster Linie als Sprecher der großen international tätigen Services. Der BVL, Bundesvereinigung Logistik, sieht sich weniger als Interessenvertreter, sondern eher als Plattform für den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft des Transportwesens.

Wichtige Themen

Die Fachzeitschriften der Logistikbranche offenbaren ein wichtiges Thema: Die Branche ist viel mit dem ehemaligen staatlichen Monopolisten beschäftigt. Man spricht beispielsweise über mögliche Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen für die Deutsche Post oder ihr Umsatzsteuerprivileg. 2010 wurde dieses zwar staatlich eingeschränkt, für Paket und Standardbrief fällt aber nach wie vor keine Umsatzsteuer an. Umwelt- und Verkehrsbelastung sind ebenfalls Themen, denen sich die Branche stellen muss. In den Zeitschriften wie etwa der „KEP aktuell“ oder „trans aktuell“ geht es neben Fahrzeugtests und Analysen über die zukünftige Verkehrsentwicklung auch um die Zukunft der Transport-Mobilität. Die wird sich immer mehr auf dem elektrisch unterstützten Lastenfahrrad abspielen. Und zwar nicht nur, wenn es um den klassischen Fahrradkurier geht; auch große Paketdienste wie GLS vermelden zunehmend Erfolge mit diesen Fahrzeugen – ein weiterer Themenschwerpunkt, der die Kurierwelt beschäftigt. Wie sehr die Branche am Alltagsgeschehen teilhat, merkt man auch an Debatten darüber, ob und wie Migranten hier als Arbeitskräfte eingesetzt werden können.

Status quo der KEP-Branche

Die KEP-Branche – „KEP“ steht für „Kurier, Express, Paket“ – boomt, und so wird es nach Expertenmeinung auch in naher Zukunft weitergehen. Der Peak des Online-Handels ist noch lange nicht erreicht, hier rechnet man im Endkunden-Business immer noch mit Zuwachs. Dass sich die Erfolgsparameter dabei ändern werden – z.B. eben mit verstärktem Einsatz von ökologisch unbedenklichen und weniger Verkehrsfläche beanspruchenden Fahrzeugen –, scheint schon jetzt außer Frage. Anpassung an neue Gegebenheiten haben der KEP-Branche bislang keine großen Schwierigkeiten bereitet. So ging es im letzten Jahr noch einmal steil bergauf. Laut „Logistik heute“ geht es der KEP-Branche, gemessen am Umsatz, sehr gut: 2,95 Milliarden Pakete wurden im Jahr 2015 in Deutschland verschickt, das waren 4,9 Prozent mehr als 2014. Sie ergaben einen Gesamtumsatz von 17,4 Milliarden Euro in 2015. Den größten Zuwachs (10,4 Prozent) steuerten dabei B2C-Sendungen bei. 414.000 Menschen waren 2015 in der Branche beschäftigt – das sind Zahlen aus einer Statistik des BIEK. Demnach konnte sich der Zuwachs auch auf die Beschäftigtenzahlen auswirken: Rund 209.400 Menschen waren im KEP-Sektor beschäftigt, 5,9 Prozent mehr als im Jahr 2014. Einer der Gründe für den Zuwachs ist: Der Online-Handel boomt, mit ihm der Transportsektor und die Kurierbranche. Bis auf Weiteres.

Karin Bünnagel | redaktion@regiomanager.de

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