Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 04/2019)

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von Regiomanager 27.06.2019
Foto: ©crtreasures – stock.adobe.com | Stefan Mülders

KONJUNKTUR

Zollkrieg könnte Welthandel schrumpfen lassen

Internationale Wirtschaftsexperten befürchten durch den Zollkrieg zwischen den USA, China und Europa einen Rückgang des Welthandels, wie der „World Economic Survey“ des ifo Instituts zeigt. Befragt, welches die bedeutsamste Folge der höheren Zölle sei, antworten die 1.130 Volkswirte vorwiegend mit „weniger Handel“ (1,7 auf einer Skala von 1 bis 3, wobei 1 „am wichtigsten“ bedeutet). Besonders ausgeprägt ist diese Sorge demnach im Nahen Osten und Nordafrika, wo der Wert von 1,0 erzielt wurde. Die Befragten in den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gaben dieser Antwort im Schnitt den Wert von 1,4. Es folgten die Experten aus der EU, Lateinamerika und China mit jeweils 1,6. In anderen entwickelten Volkswirtschaften erreichte der Wert 1,7. Vergleichsweise entspannt zeigten sich die Experten in den Schwellenländern Asiens und Europas mit 2,1 und insbesondere in den USA mit 2,2. Aber auch einen stärkeren Protektionismus, steigende Kosten durch Zölle und eine Anpassung von Liefer- und Wertschöpfungsketten erwarten die Volkwirte. Alle diese abgefragten Folgen erreichten im Schnitt den Wert von 2,0. Für vergleichsweise etwas weniger wahrscheinlich werden steigende Preise für Waren und Dienstleistungen sowie ein Umlenken der Handelsströme (jeweils 2,2) gehalten. In allen Regionen der Welt, mit Ausnahme des Mittleren Ostens und Nordafrikas, sehen mehr als 50 Prozent der Befragten ihre Volkswirtschaft durch die aktuellen Handelsstreitigkeiten beeinträchtigt. Mehr als 75 Prozent der Experten in der Europäischen Union, in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften und Lateinamerika sagen dies. Und in Deutschland und den Niederlanden geben sogar mehr als 90 Prozent der Experten an, dass ihr Land von den eskalierenden Handelsstreitigkeiten betroffen sei.

Deutsches BIP voraussichtlich um 0,4 Prozent gestiegen

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland dürfte nach einer aktuellen Berechnung von Forschern des Prognosezentrums am Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) im ersten Quartal 2019 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugenommen haben. Die Schätzung basiert auf Angaben von 17 Mitgliedstaaten, die 93 Prozent der Wirtschaftsleistung des Währungsraums abdecken. Darin sind auch bislang unveröffentlichte Daten zum deutschen BIP eingeflossen. Bereits veröffentlichte preis- und saisonbereinigte Expansionsraten für Frankreich (+0,3 Prozent), Italien (+0,2 Prozent), Spanien (+0,7 Prozent), Belgien (+0,2 Prozent) und Österreich (+0,3 Prozent), die zusammen mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung des Euroraums ausmachen, ließen recht verlässliche Rückschlüsse auf die deutsche BIP-Entwicklung zu. Für die neben Deutschland neun Länder, für die ebenfalls noch keine Schnellschätzungen vorliegen, ergaben Kurzfristprognosemodelle einen Zuwachs von knapp 0,5 Prozent. Für Deutschland errechnet sich damit ein saison- und kalenderbereinigter BIP-Zuwachs von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal bzw. 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Konsumenten bleiben zuversichtlich

Deutschlands Konsum hat sich dank guter Beschäftigungsperspektiven wieder stabilisiert. Dies zeigt der Verbrauchervertrauensindex, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und The Conference Board (TCB) quartalsweise veröffentlichen. Er erreichte in Deutschland im ersten Quartal 2019 einen Wert von 104 Punkten. Das entspricht dem Niveau des Vorquartals, liegt aber spürbar unter dem Höchstwert vom ersten Quartal 2018. Damit habe sich das Konsumklima wieder stabilisiert, nachdem es über das gesamte Jahr 2018 rückläufig gewesen sei. Darüber hinaus sei die Mehrheit der Verbraucher in Deutschland optimistisch. Das ließe sich vor allem auf die anhaltend guten Beschäftigungsperspektiven zurückführen: 56 Prozent der Befragten schätzen ihre Beschäftigungschancen als gut ein, neun Prozent sogar als ausgezeichnet. Auch die finanzielle Situation werde von der Mehrheit als gut oder ausgezeichnet wahrgenommen. Auch im internationalen Vergleich steht Deutschland gut da. In einer kleinen Mehrheit der 64 Länder äußerten die Haushalte mehr Besorgnis über die künftige Wirtschaftslage, was auf eine leichte Abschwächung des globalen Wachstums in den kommenden Quartalen hindeute. Das Verbrauchervertrauen in Deutschland sei jedoch im Vergleich zu anderen europäischen Volkswirtschaften relativ stark. Nur die Konsumenten in Dänemark, den Niederlanden, Tschechien und Österreich gäben sich noch optimistischer.
Grundlage für den Verbrauchervertrauensindex sind Befragungen des Datenanalyse-Unternehmens Nielsen von über 32.000 Haushalten in 64 Ländern. Die Verbraucher schätzen ihre persönliche Beschäftigungsperspektive und ihre finanzielle Situation für die nächsten zwölf Monate ein und beurteilen darüber hinaus, ob es eine gute Zeit zum Kauf von Waren und Dienstleistungen ist.

MANAGEMENT

Homeoffice bei 77 Prozent der Unternehmen

Der Wunsch vieler Beschäftigter, flexibel arbeiten zu können, scheint nach einer Umfrage des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) in den Unternehmen angekommen zu sein: 77 Prozent der Unternehmen bieten ihren Beschäftigten die Möglichkeit, gelegentlich im Homeoffice zu arbeiten. 83 Prozent ermöglichen mobiles Arbeiten von unterwegs. Knapp 30 Prozent der Mitarbeiter in den befragten Unternehmen sind gelegentlich aus dem Homeoffice oder mobil für ihren Arbeitgeber tätig, vier Prozent arbeiten ausschließlich von zu Hause aus. Bei den Führungskräften ist der Trend noch ausgeprägter: 43 Prozent bearbeiten zeitweise ihre Aufgaben von zu Hause oder unterwegs. Insgesamt machen die Antworten der Personalentscheider deutlich, dass noch ein ungedecktes Potenzial zwischen dem Wunsch des Mitarbeiters, flexibel arbeiten zu dürfen, und der tatsächlichen Nutzung in der Unternehmensrealität besteht. So könnten nach Einschätzung der Befragten knapp 50 Prozent der Beschäftigten gelegentlich im Homeoffice arbeiten, 57 Prozent der Mitarbeiter wünschen sich dies nach Einschätzung der Personaler. Für 74 Prozent überwiegen die positiven Erfahrungen mit Homeoffice. 39 Prozent haben bereits entsprechende Betriebsvereinbarungen und 73 Prozent befürworten betriebliche Regelungen zu diesem Thema. Als größte Herausforderungen, die einer Umsetzung von Homeoffice-Konzepten entgegenstehen, sehen die Befragten in erster Linie existierende Präsenzkulturen, in denen Vorgesetzte Anwesenheiten der Mitarbeiter verlangen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sieht der BPM das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Erfassung der Arbeitszeit kritisch. Zu modernen Arbeitskulturen gehörten Flexibilität in der Arbeitsgestaltung und Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Führungskräften. Das Urteil blende diese beiden Aspekte und damit auch die Forderungen der Mitarbeiter komplett aus.

PERSONAL & KARRIERE

Hoher Bestand an offenen Stellen

Im ersten Quartal 2019 gab es bundesweit laut Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rund 1,38 Millionen offene Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gegenüber dem vierten Quartal 2018 verringerte sich die Zahl um 78.000, gegenüber dem ersten Quartal 2018 stieg sie um 190.000. Der Arbeitsmarkt zeige sich aktuell weiterhin sehr unempfindlich gegenüber den konjunkturellen Gefahren am Horizont. Auch wenn die Zahl der offenen Stellen im ersten Quartal saisonbedingt sank, sehen die Forscher gegenüber dem Vorjahresquartal ein deutliches Plus bei der Zahl offener Stellen. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im Bundesdurchschnitt bei 1,7. Auf 170 Arbeitslose kamen also 100 offene Stellen. Im Vorjahresquartal lag sie bei 2,1. Die Personalsuche sei für die Betriebe in vielen Berufen und Regionen deutlich schwieriger geworden als früher. Um einen flächendeckenden Fachkräftemangel handele es sich aber nach wie vor nicht. Die IAB-Stellenerhebung untersucht viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2019 wurden Antworten von 9.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet.

RECHT & FINANZEN

Schwarmfinanzierungen nehmen stark zu

Die Schwarmfinanzierung (Crowdfunding) in Deutschland verzeichnet auch nach Einführung des Kleinanlegerschutzgesetzes ein hohes Wachstum. In den 30 Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes 2015 konnten die Schwarmfinanzierer 279 Millionen Euro vermitteln. In den 30 Monaten davor waren es lediglich 70 Millionen. Das geht aus einer Studie des ifo Instituts und der Universität Bremen für das Bundesfinanzministerium hervor. Insgesamt wurden zwischen 2011 und April 2018 Finanzierungen in Höhe von 364 Millionen Euro vermittelt. Die Wachstumsrate betrug 197 Prozent pro Jahr. Die Befürchtung, das Gesetz werde diese Finanzierungsart bremsen, habe sich nicht bewahrheitet. Gleichzeitig sehen die Forscher aber noch viel Verbesserungspotenzial. Beispielsweise könnten die Anlagen an einem Sekundärmarkt handelbar gemacht werden. Das Wachstum in den letzten Jahren wurde vor allem von den Immobilienfinanzierungen getrieben, auf die mittlerweile 220 Millionen Euro entfallen. Im Beobachtungszeitraum kam es bei 73 der insgesamt 743 erfolgreichen Finanzierungsrunden zu Insolvenzen, die meisten jedoch vor Inkrafttreten des Gesetzes. Mittlerweile werden überwiegend Darlehen mit Erfolgsbeteiligung und vor allem Nachrangdarlehen als Vermögensanlagen verwendet. Außerdem kommen mehr EmittenTinnen in die Nähe des Grenzwertes von 2,5 Millionen Euro. Auch werden häufiger Anlagebeträge von exakt 1.000 Euro investiert, bis zu denen keine Selbstauskunft über die Einkommens- und Vermögensverhältnisse nötig ist.

UMWELT & KLIMA

Mittelstand unterstützt „Entrepreneurs for Future“

Deutschland wird seine Klimaziele 2020 deutlich verfehlen. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft unterstützt deshalb die Forderungen von „Entrepreneurs for Future“. Anstatt entscheidende Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Energiewende zu stellen, verteile die Bundesregierung Sozialgeschenke. So breche der Ausbau der Windkraft gerade drastisch ein und eine marktwirtschaftliche CO2-Bepreisung für alle Sektoren fehle weiterhin. Zudem behindere der hohe Strompreis den Klimaschutz und verschlechtere die Wettbewerbsbedingungen der Unternehmen noch weiter. Trotzdem habe der Bundestag einen Antrag auf Senkung der Stromsteuer abgelehnt. Der Mittelstand stehe hinter dem Pariser Klimaziel und fordere deshalb die Bundesregierung auf, die Energiewende endlich mittelstandsfreundlich voranzubringen. Deshalb unterstützten die kleinen und mittleren Unternehmen die Forderungen von „Entrepreneurs for Future“. Der Mittelstand sei der Motor der dezentralen Energiewende. Denn es wären vor allem mittelständische Unternehmen, die für Innovationen im Energiebereich sorgen. Jetzt sei die Politik gefordert: Sie müsse endlich ein ganzheitliches Konzept für die Energiewende entwickeln, anstatt sich aufs Klein-Klein zu konzentrieren.

WELTWEIT

Unternehmensinsolvenzen in Europa

In Westeuropa (EU-15-Länder plus Norwegen und die Schweiz) ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2018 nach Angaben der Creditreform leicht gestiegen. Insgesamt waren hier 165.213 Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen. Das waren 0,3 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2017 (164.798) und der erste Anstieg seit 2013. In Mittel- und Osteuropa hat sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dagegen weiter verringert – um 6,6 Prozent auf 46.698 Fälle. Insgesamt waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa im Jahr 2018 nicht mehr so günstig. Die Konjunktur hatte sich im Jahresverlauf 2018 merklich abgeschwächt. Auch die weiter bestehenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit dürften die Wirtschaftslage beeinträchtigt haben. Die Insolvenzzahlen in Westeuropa ließ aber vor allem der Zuwachs in Skandinavien ansteigen. Einen deutlichen prozentualen Anstieg verzeichneten Luxemburg (+27,8 Prozent), gefolgt von Finnland (+17,3 Prozent), Schweden (+13,2 Prozent), Dänemark (+12,1 Prozent) und Norwegen (+9,9 Prozent). Mehr Insolvenzen als im Vorjahr wurden auch in der Schweiz sowie in Großbritannien registriert. Einen deutlichen Rückgang der Insolvenzzahlen gab es in Griechenland (–31,7 Prozent) sowie in Irland (–12,2 Prozent) und in Portugal (–6,3 Prozent). Auch in den Niederlanden (–4,4 Prozent), in Deutschland (–3,6 Prozent), in Spanien (–3,1 Prozent) und in Italien (–2,9 Prozent) beruhigte sich das Insolvenzgeschehen weiter. Geringe Rückgänge verzeichneten Österreich und Frankreich.Stefan Mülders
| redaktion@regiomanager.de

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