Management

Vermögen: Lassen Sie Ihr Geld arbeiten

Egal ob 100.000 oder 100 Millionen: Der passende Verwalter für das Vermögen lässt sich immer finden. Denn die Branche der Finanzportfolioverwalter und Family Offices ist breit gefächert.

Avatar
von Regiomanager 30.05.2022
Ob für die eigene Altersvorsorge oder die Erben: Für jedes Vermögen gibt es den richtigen Manager, der es mehrt. Es kommt nur darauf an, den passenden Finanzprofi ausfindig zu machen (© ­­­ug − stock.adobe.com) | Andrea Martens

Unternehmer, die für ihren Ruhestand vorsorgen oder das eigene Vermögen für ihre Erben mehren möchten, sind aktuell in einer schwierigen Situation. Jeden Cent in die Firma zu reinvestieren mag angesichts der zuletzt stark gestiegenen Inflation zwar eine gute Idee sein. Doch die fortschreitende Digitalisierung lässt immer neue Geschäftsmodelle entstehen – und ersetzt traditionelle. Wer den Anschluss verpasst, ist schnell vom Markt verdrängt. Gleichzeitig funktioniert in Zeiten einer anhaltenden Null- und Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank das klassische Zinssparen nicht mehr. Erhöhte Teuerungsraten hin oder her glauben viele Chefvolkswirte großer Banken und Asset Manager nicht an eine baldige Zinswende in der Europäischen Union. Ein Einstieg in Immobilien ist längst enorm teuer geworden. Und wer kein erfahrener Anleger ist, riskiert mit Kapitalmarktinvestments auf eigene Faust hohe Verluste. Daher ist es gut, das Management des eigenen Vermögens in die Hände eines Finanzprofis zu legen. Die Frage ist nur: Wer ist der Richtige?


Auf die Höhe kommt es an


Bei der Suche nach dem passenden „Vermögensmanager“ kommt es ganz wesentlich auf die Höhe der Summen an, die frei angelegt werden können. Schon wenn es um monatliche Sparbeträge oder Einmalinvestitionen von 100.000 Euro geht, lässt sich ein Berater finden, der das Vermögen diversifiziert und nach den Wünschen des Kunden arbeiten lässt. Hier kommen die Anlageberater bei Banken, die Mitarbeiter von Finanzvertrieben oder selbstständige Finanzberater infrage. Vor allem bei der Beratung durch freie Vermittler haben Anleger die Wahl zwischen zwei Modellen: der provisionsbasierten Anlageberatung und der Honorarberatung.
Das Honorarmodell kann durchaus Vorzüge bieten. Denn dabei berechnen Finanzprofis Gebühren für ihre Dienstleistungen. Damit ist ausgeschlossen, dass die Vermittler nur die Finanzprodukte an den Kunden bringen, an denen sie die höchsten Provisionen verdienen. Bei der Entscheidung zwischen einer Anlageberatung bei einem Geldinstitut oder einem freien Vermittler ist ein wichtiger Unterschied zu beachten: Da Banken über eine Lizenz nach Paragraf 32 des Kreditwesengesetzes (KWG) verfügen, dürfen sie zu sämtlichen Anlageprodukten beraten. Freie Vermittler, die diese Lizenz in der Regel nicht besitzen, können ihren Kunden zwar alle Arten von Publikumsfonds, jedoch keine Einzeltitel wie Aktien oder Anleihen vermitteln.
All das können hingegen unabhängige Vermögensverwalter leisten. Etwas mehr als 400 sogenannte Finanzportfolioverwalter sind einer Studie des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) an der Hochschule Aschaffenburg zufolge in Deutschland am Markt. Die Interessen der Finanzprofis vertritt hierzulande der Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV). Die wichtigste rechtliche Änderung war für diese Finanzprofigruppe zuletzt die Einführung des Wertpapierinstitutsgesetzes (WpIG), das seit dem 26. Juni 2021 Wirkung entfaltet. Die Vorschriften, die sich für Wertpapierdienstleister zuvor im Kreditwesengesetz (KWG) fanden, wurden in das WpIG überführt. Damit haben die Institute nun einen eigenen Rechtsrahmen. Der Europäischen Kommission schien dies geboten, schließlich unterscheidet sich das Risikoprofil von Wertpapierfirmen, die keine Kredite vergeben und keine Einlagen annehmen, deutlich von dem der Banken. Für die Kunden der Vermögensverwalter bringt die neue Rechtslage allerdings keine Änderungen mit sich. Nach wie vor ist ihre Kompetenz dadurch sichergestellt, dass Finanzportfolioverwalter eine Zulassung der Finanzaufsicht Bafin benötigen. Ebenso wie in der Honorarberatung ist es in der Vermögensverwaltung weiterhin rechtlich nicht erlaubt, Provisionen einzubehalten. Ein wesentlicher Unterschied zur reinen Anlageberatung besteht allerdings darin, dass Kunden in der Vermögensverwaltung den Profis das Management des ihnen anvertrauten Vermögens komplett überlassen. Sie definieren zunächst gemeinsam mit dem Vermögensverwalter, wie viel Risiko bei der Geldanlage eingegangen werden darf, in welche Finanzprodukte oder auch Versicherungen grundsätzlich investiert werden soll und welche auf jeden Fall auszuschließen sind. Danach liegt das Management des Kapitals in den Händen der Experten. Sie treffen innerhalb der vereinbarten Strategie selbstständig Anlageentscheidungen, denen nicht jedes Mal ein erneutes Beratungsgespräch vorausgeht.


Ab 100.000 Euro


Lange Zeit war die Vermögensverwaltung sehr vermögenden Anlegern vorbehalten und erst für Summen ab einer Million Euro überhaupt möglich. In der sogenannten individuellen Vermögensverwaltung bei unabhängigen Profis oder auch im Wealth Management bei Banken ist dies noch immer so. In den vergangenen Jahren haben die Finanzexperten aber auch eine sehr gut situierte, jedoch nicht ganz so wohlhabende Klientel für sich entdeckt. Viele bieten daher eine standardisierte Vermögensverwaltung mittlerweile auch schon ab 100.000 Euro zu managendem Kapital an. Die individuelle Vermögensverwaltung zeichnet sich dadurch aus, dass ein einzelner Kunde einen persönlichen Ansprechpartner hat, der die Anlagestrategie und das Portfolio exakt nach seinen Bedürfnissen maßschneidert. Da ein solches „Rundum-sorglos-Paket“ natürlich seinen Preis hat, kommt es nur für große Vermögen, in der Regel eben ab einer Million Euro, infrage. Andernfalls würden die Kosten die Rendite zu stark schmälern.
Die standardisierte Vermögensverwaltung läuft anders. Hier konzipieren die Portfoliospezialisten zwar auch Anlagestrategien, die auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Klientel zugeschnitten sind. Allerdings bekommen nicht einzelne Anleger ihre eigene Strategie, sondern Kundengruppen mit ähnlich gelagerten Investmentzielen. Häufig ist auch eine Fondsvermögensverwaltung anzutreffen, bei der – wie der Name schon sagt – vermögensverwaltende Portfolios zum Einsatz kommen und auf Einzeltitel, stille Beteiligungen oder Private-Equity-Investments verzichtet wird. Damit sinken die Kosten, was auch bei kleineren Vermögenssummen attraktive Nettorenditen ermöglicht.


Die Königsklasse


Der Unterschied zwischen standardisiert und maßgeschneidert findet sich auch in der oft als „Königsklasse der Vermögensverwaltung“ bezeichneten Branche wieder – bei den Family Offices. Diese verschwiegenen Unternehmen betreuen die Vermögen sehr wohlhabender Familien. Die Vertretung ihrer Interessen übernimmt der Verband unabhängiger Family Offices (VUFO). Um eventuelle Interessenkonflikte zu vermeiden, übertragen viele Büros das reine Portfoliomanagement an externe Vermögensverwalter. Die Arbeit der Family Offices selbst besteht dann in der Auswahl von Banken, Portfoliomanagern, dem Controlling des Vermögens, in der Klärung von Steuerfragen sowie Erbschaftsangelegenheiten bis hin zur Übertragung ganzer Familienunternehmen auf die nächste Generation. Angeführt wird die Königsklasse von den sogenannten Single Family Offices. Ein solches Exklusivbüro betreut eine einzige Familie, die mit einem liquiden Vermögen ab etwa 300 Millionen Euro aufwarten kann. Dynastien wie die Quandts oder die Henkels, die sich eigene Offices leisten können, gründen diese Unternehmen selbst und wählen die Mitarbeiter aus, die ihr Vermögen betreuen sollen. Anders sieht es bei den sogenannten Multi Family Offices aus. Seit einigen Jahren wächst die Zahl solcher Häuser, die nicht für eine einzige Familie, sondern für mehrere arbeiten. Die Angebote von Multi Family Offices sind zwar nicht exklusiv, aber immer noch sehr individuell zugeschnitten. Gerade größere Offices übernehmen auch die Vermögensverwaltung selbst. Und: Manche Multi Family Offices verwalten mittlerweile Vermögen ab „schon“ 150 Millionen Euro.

Andrea Martens I redaktion@regiomanager.de

Andrea Martens
| redaktion@regiomanager.de

Teilen:

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*