Immobilien (Ausführung)

Akustik- und Trockenbau: Eine Branche wird digital

Wie die gesamte Baubranche profitiert auch der Trockenbau von vollen Auftragsbüchern. Fachkräfte und elektronische Planung sind Themen der Zukunft.

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von Regiomanager 26.11.2020
(Foto: © Robert Kneschke – stock.adobe.com) | Stefan Mülders

Die Branche der Akustik- und Trockenbauer profitiert nach wie vor vom allgemeinen Bauboom. Gerade durch das milde Winterwetter hat die gesamte Bauindustrie im vergangenen Jahr noch einmal deutlich zugelegt. So ist der baugewerbliche Umsatz nach Konjunkturberechnungen des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie auf 127 Milliarden Euro und damit um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen – fast doppelt so viel wie vom Verband vorausberechnet. Die Auftragseingänge stiegen um über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr und das neue Jahr ist entsprechend gut losgegangen, dementsprechend positiv sind die Prognosen für 2019. Deshalb ist die Baubranche auch weiter auf der Suche nach Fachkräften: In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hatte jedes fünfte Unternehmen angegeben, zusätzliches Personal einstellen zu wollen. Die Bauindustrie selbst rechnet mit 18.000 Neueinstellungen in diesem Jahr und käme dann auf insgesamt 855.000 Beschäftigte. Während einige Zweige der Baubranche der Meisterpflicht unterliegen, wurde für die Akustik- und Trockenbauer im Jahr 2000 gesetzlich festgelegt (BGBl. I, S. 774, „Gesetz zur Änderung des Übergangsgesetzes aus Anlass des Zweiten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften“), dass derartige Arbeiten auch von Unternehmen ausgeführt werden, die nicht in der Handwerksrolle eingetragen sind. So ist der Wettbewerbsdruck hier besonders hoch und das Bestreben nach brancheneigenen Qualitätsrichtlinien groß.

Definition der Branche

Fachlich wird der Trockenbau definiert als „raumabschließender Innenausbau für Wand, Decke und Boden“. Dazu zählen Montagewände, Deckenbekleidungen und Unterdecken, Wand-Trockenputz und Vorsatzschalen, Brandschutz-, Fertigteilefußboden- und Trockenbaukonstruktionen sowie nachträgliche Einbauten von Badezimmern oder Dachgeschossausbauten. Trockenbausysteme sind gekennzeichnet durch leichte Konstruktionen mit geringem Flächengewicht, die somit einen geringen Anspruch an die Statik haben und Baukosten senken. Der Kreativität in der Ausführung sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt. Ausgenommen ist die Verwendung von Materialien, die einer längeren Trocknungszeit bedürfen. Ganz ohne feuchte Werkstoffe geht es aber trotzdem nicht: Spachtelmassen beispielsweise dürfen verwendet werden, entsprechende Oberflächen können aber bereits nach kurzer Zeit weiterbearbeitet werden.
Der Innenausbau in Trockenbauweise hat sich erst ab etwa den 1960er-Jahren in Deutschland durchgesetzt. Das dazugehörige Berufsbild mit einer dreijährigen Ausbildung zum Trockenbaumonteur wurde erst 1974 etabliert. Bis heute hat sich der Trockenbau zu einem Hauptgewerbe in der modernen Bauwirtschaft entwickelt. Für den Akustik- und Trockenbau werden ständig neue Innenausbau-Systeme und Konstruktionsverfahren entwickelt. Innerhalb der Bauwirtschaft gilt er als flexibel, sauber, schnell und preisgünstig. Um eine ideale Unterstützung von Bauherren im Hinblick auf moderne Gestaltung und Ausführung des Gebäudeausbaus zu ermöglichen, wird eine frühzeitige beratende Einbindung schon während der Planungs- oder Ausschreibungsphase empfohlen.

Anerkannter Fachbetrieb

Der Akustik- und Trockenbau sieht sich selbst als Bindeglied zwischen den Gewerken. Schon aus dieser Schlüsselfunktion heraus ergibt sich der Bedarf, dass unabhängig von einem nicht erforderlichen Eintrag in die Handwerksrolle Qualitätsrichtlinien eingehalten werden. „Produkt- und verarbeitungsbezogenes Image- und Qualitätsdenken einer Branche ist wesentliche Grundlage für das Ansehen ihrer Bauweise und Leistungen. Nur so lassen sich angemessene Marktpreise und ein Bewusstsein für die hochwertige Verarbeitung der Produkte erreichen“, kommentiert die Bundesfachabteilung Ausbau und Trockenbau (BFA ATB). Mit der Auszeichnung „anerkannter Fachbetrieb“„ zeichnet die Bauindustrie deshalb Unternehmen aus, die als Auftragnehmer nachweislich Know-how und Qualität mit guter Leistung verbinden. Die zunehmende Fülle angebotener Systemkomponenten und Materialien im modernen Trocken- und Leichtbau sinnvoll zu kombinieren sei eine Herausforderung, die immer breiteres Fachwissen erfordere. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die Realisierung von Schall-, Feuchte- und insbesondere Brandschutzlösungen, für die eigentlich nur ausgewiesene Fachunternehmen herangezogen werden sollten. Gleichzeitig kritisiert die BFA ATB die gängige Praxis der Hersteller, „im einseitigen Absatzmarktinteresse immer wieder zu beobachtende gewerkeübergreifende Einstiegs- und Aufschulungsangebote für jedermann“ anzubieten. Diese laufe dem Qualitätsanspruch zuwider.

Neue Herausforderungen meistern

Auch in einem Bereich der Baubranche, der von hoher Flexibilität in den Baumaterialien und Ausfertigungen geprägt war und ist, hält die Standardisierung immer mehr Einzug. Fachunternehmen müssen sich neben der Suche nach geeigneten Fachkräften und Nachwuchs auch mit der Modernisierung ihrer Branche auseinandersetzen. Digitalisierung, beispielsweise durch elektronische Planungs- und Ausführungstools wie das virtuelle BIM (Building Information Modeling), wirkt sich in Zukunft auch auf die Arbeit der Akustik- und Trockenbauer gravierend aus. Prozesse verändern sich ebenso wie die Wertschöpfungskette. Der Verein „Innovation Ausbau“ hat sich als verbandsunabhängige Initiative diesen und anderen innovativen Zukunftsthemen der Branche angenommen und will sich auch um Imageverbesserung und Nachwuchsgewinnung bemühen. Er ist u.a. Gesellschafter der planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH, die sich initiativ mit der Etablierung von BIM in allen Planungs-, Bau- und Betreiberunternehmen auseinandersetzt.
Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.deStefan Mülders
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