Produktion in Rhein-Wupper

Otto Glänzer: Kunststoff für hohe Ansprüche

Seit 60 Jahren fertigt die Otto Glänzer GmbH in Solingen komplexe Produkte aus Kunststoffen. Über 1000 unterschiedliche Artikel werden auf 27 Spritzgussmaschinen hergestellt.

Avatar
von Regiomanager 01.03.2017 Anzeige
Ralf Schlechtendahl (links) und Timo Alef (rechts) mit dem HydroPower”, der für die Firma Unger hergestellt wird

Sie halten großen Drücken stand, bestehen aus komplizierten Mischungen oder Metall-Kunststoff-Kombinationen, haben herausfordernde Formen oder müssen starken Belastungen standhalten: Die Kunststoffprodukte der Otto Glänzer GmbH aus Solingen sind immer dann gefragt, wenn Kunden besonders hohe Ansprüche haben. „Natürlich stellen wir auch Standardware wie Messbecher oder Kleinteile her, aber in schwierigen und innovativen Produkten liegt unser Schwerpunkt“, sagt Ralf Schlechtendahl, Dienstältester der drei aktuellen Geschäftsführer des Unternehmens. „Darunter verstehen wir Baugruppen, die zusammengefügt werden müssen, also eher kompliziert sind in der Fertigung.“ Dazu zählen beispielsweise Fensterwischer für die die Firma Unger, ein großer Lieferant für die Reinigungsbranche: In verschiedenen Farben produzierte Kunststoffteile werden mit zugelieferten Bauteilen montiert und an den Kunden ausgeliefert. Ein anderes Beispiel sind Bauteile für Raumerfrischer, für die Kunststoff mit einem Duftöl vermischt wird, das später allmählich wieder an die Raumluft abgegeben werden soll. „Die größte Herausforderung hierbei ist die Verlustquote beim Öl während des Produktionsprozesses. Wir erreichen sehr geringe Verlustwerte des Öls bei der Fertigung, während andere Hersteller zwischen 30 und 40 Prozent des Öls verlieren.“ Das Produkt mit der größten Stückzahl wird allerdings nicht mehr hergestellt: Bis zur Mitte der 1990er-Jahre verließen jährlich 372 Millionen Jeansknöpfe das Unternehmen. Denn das sichtbare Metall ist nur äußerlich, der Kern besteht aus Kunststoff.

Komplette Wertschöpfungskette

Schon diese Beispiele zeigen die Bandbreite der Branchen, die von der Otto Glänzer GmbH beliefert werden. Eingrenzen lassen sich diese nur schwer. „Aber unsere Schwerpunkte liegen in der Reinigungsindustrie, der Lebensmittelindustrie, im Fahrzeug- und Maschinenbau und der Fördertechnik“, sagt Geschäftsführer Timo Alef. „Und im weitesten gehört auch die Sicherheitsbranche dazu. Wir produzieren Diebstahlsicherungen für Parfümerien, die aktuell in Millionenstückzahlen laufen.“ Eines der anspruchsvollsten Produkte aus dem Hause Otto Glänzer wird für die Reinigungsbranche hergestellt. Der „HydroPower“ der Firma Unger muss besonders starken Drücken standhalten. „Im HydroPower wird Leitungswasser destilliert und dann mit hohem Druck herausgepresst“, erklärt Timo Alef. Mit dem „HydroPower“-Turm, der komplett im Solinger Werk gefertigt wird, lassen sich auch Fenster in mit dem Abzieher nicht erreichbaren Höhen reinigen, denn das Wasser läuft streifenfrei von der Fensterscheibe ab und hinterlässt somit keine Rückstände. „Wir bilden bei diesem Produkt die komplette Wertschöpfungskette ab. Die Rohstoffe kommen auf der einen Seite in die Halle hinein, und auf der anderen wird das fertige Produkt ausgeliefert. Die Vorgabe war, dass 16 Bar Druck standgehalten werden muss. Diese Anforderung erreichen wir mit einer ausreichenden Sicherheit.“ Gearbeitet wird in drei Schichten rund um die Uhr mit insgesamt 46 fest angestellten Mitarbeitern, 22 Aushilfskräften und acht Saisonkräften. Seit 2003 bildet die Otto Glänzer GmbH für den Eigenbedarf aus, zurzeit arbeitet ein Auszubildender im Betrieb, der nach ISO 9001:2015 zertifiziert ist. Ausgebildet werden Verfahrensmechaniker Kunststoff/Kautschuk, Fachkräfte für Lagerlogistik und Industriekaufleute. In der Entwicklung und Konstruktion arbeitet die Otto Glänzer GmbH mit KEAD Design zusammen, die seit rund einem Jahr im gleichen Gebäude untergebracht sind. Damit werden die Kommunikationswege kurz gehalten und die maximale Effizienz erreicht.

Das Unternehmen

Der Düsseldorfer Otto Glänzer gründete den Betrieb im November 1957 in der Flensburger Straße in Solingen. In den 1980er-Jahren erfolgte der ersten Umzug in die Brucknerstraße, 1996 in die Martinistraße und 2007 schließlich an den heutigen Standort An den Eichen. Glänzer baute den Produktionsbetrieb für hochwertige Kunststoffteile auf und aus, bis er 1975 plötzlich und unerwartet verstarb. Seine Familie konnte das Unternehmen nicht weiterführen und verkaufte es an Stanislav Putra. Heute sind Klaus Peter Bergmann, Ralf Schlechtendahl und Timo Alef Geschäftsführer des traditionsreichen Unternehmens. Ralf Schlechtendahl war bereits am 1. April 1986 zunächst als Betriebsleiter in die Firma eingestiegen, wurde 1993 Geschäftsführer. 2008 kaufte Klaus Peter Bergmann – bis dahin mit seiner gleichnamigen GmbH für Gummi- & Kunststofftechnik aus Schwelm größter Kunde des Produktionsbetriebs – die Anteile von Stanislav Putra auf und wurde ebenfalls Geschäftsführer. Vor einem Jahr begann mit dem Einstieg von Timo Alef die Vorbereitung einer geordneten Unternehmensnachfolge. „Klaus Peter Bergmann wird sich innerhalb der nächsten Jahre zurückziehen, und ich selbst werde bald 60 und will dann auch kürzertreten“, sagt Ralf Schlechtendahl. Das 60-jährige Jubiläum soll im Spätsommer mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und deren Familien gefeiert werden. Die Vorbereitungsarbeiten dafür laufen bereits.

Teilen:

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*