Management

Unternehmenspraxis

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von Regiomanager 01.05.2017
Revier Manager 2021/06
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[BILD1] PERSONAL & KARRIERE

Beschäftigung legt weiter zu

Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,2 Punkte gestiegen und liegt mit 104,6 Punkten klar im positiven Bereich. Die Beschäftigungskomponente liegt mit 106,9 Punkten auf dem höchsten Wert seit Juli 2011. Das starke Wirtschaftswachstum gebe einen zusätzlichen Schub, aber die Rekordentwicklung der Beschäftigung sei nicht in erster Linie durch die Konjunktur zu erklären. Entscheidend sei insbesondere, dass sich der stabile Aufwärtstrend vor allem im Dienstleistungssektor fortsetze sowie das Angebot an Arbeitskräften durch Zuwanderung steige. Die Jobchancen von Arbeitslosen seien zugleich etwas gestiegen. Ausschlaggebend sei dabei, dass Arbeitslosmeldungen infolge von Entlassungen deutlich seltener vorkämen als in den vergangenen Jahren. Verfügbare Arbeitskräfte seien knapper geworden, deshalb gebe es weniger Zugänge in Arbeitslosigkeit als Abgänge. Entsprechend steht die Komponente für die Vorhersage der Arbeitslosigkeit weiterhin auf dem guten Wert von 102,2 Punkten. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer basiert auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Höchststand bei offenen Stellen

Im ersten Quartal 2017 gab es bundesweit 1.064.000 offene Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Damit lag die Zahl um 9.000 über dem bisherigen Höchststand vom vierten Quartal 2016. Gegenüber dem ersten Quartal 2016 erhöhte sich die Zahl der offenen Stellen sogar um 75.000. Das geht aus der repräsentativen Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. 64 Prozent der offenen Stellen erfordern eine abgeschlossene Berufsausbildung, 16 Prozent ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Bei 20 Prozent der offenen Stellen wird keine Ausbildung vorausgesetzt. „Gerade kleine und mittlere Unternehmen suchen vor allem Fachkräfte mit einer Berufsausbildung“, so IAB-Arbeitsmarktforscher Dr. Alexander Kubis. Das IAB untersucht mit der Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2017 wurden Antworten von annähernd 8.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet.

Branchentarifvertrag für jeden zweiten Beschäftigten

Und noch eine aktuelle Untersuchung des IAB: Das Anfang Juni veröffentlichte IAB-Betriebspanel, eine Befragung von rund 15.000 Betrieben, zeigt, dass 2016 rund 48 Prozent der Beschäftigten in Deutschland in Betrieben arbeiteten, für die ein Branchentarifvertrag gilt. Seit 1996 ist der Anteil der in tarifgebundenen Betrieben Beschäftigten deutlich zurückgegangen. 1996 arbeiteten in Westdeutschland 70 Prozent der Beschäftigten in Betrieben, in denen ein Branchentarifvertrag galt. Im Jahr 2016 waren es nur noch 51 Prozent. In Ostdeutschland sank der entsprechende Anteil der Beschäftigten von 56 auf 36 Prozent. Gegenüber 2015 hat sich der Anteil aber kaum verändert: In Ostdeutschland sank er um einen Prozentpunkt, in Westdeutschland blieb der Wert konstant. Für acht Prozent der Beschäftigten im Westen und elf Prozent im Osten galt ein zwischen Betrieb und Gewerkschaft abgeschlossener Firmentarifvertrag. Das bedeutet ein Minus von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr in Ostdeutschland. In Westdeutschland ist keine Veränderung zu verzeichnen. 42 Prozent der westdeutschen und 53 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten arbeiteten 2016 in Betrieben ohne Tarifvertrag. In Westdeutschland profitierten 50 Prozent dieser Arbeitnehmer jedoch indirekt, da sich ihre Betriebe an Branchentarifverträgen orientierten. In Ostdeutschland waren es 48 Prozent der Beschäftigten.

[BILD2] KONJUNKTUR

Deutsche Wirtschaft in Frühjahrseuphorie

Nachdem die Wirtschaftsleistung in Deutschland bereits im Auftaktquartal um überdurchschnittliche 0,6 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten gestiegen war, ist für das zweite Vierteljahr erneut ein deutliches Plus von knapp einem halben Prozent zu erwarten. Das hat das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ergeben. Es liegt bei 104 Punkten und damit deutlich über der 100-Punkte-Marke, die einen durchschnittlichen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts anzeigt. Die deutsche Wirtschaft befinde sich derzeit in einer echten Frühjahrseuphorie. Für die kommenden Quartale sei aber mit einem etwas geringeren Tempo zu rechnen. Der Arbeitsmarkt bleibe eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft. Bei spürbaren Lohnzuwächsen werden die Einkommen der privaten Haushalte weiter steigen. Allerdings zieht auch die Teuerung etwas kräftiger an, sodass der Konsum wohl an Fahrt verliere. Die Industrie profitiert von einer guten Auftragslage und einer anhaltend regen Auslandsnachfrage. DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner dämpft aber übermäßig optimistische Erwartungen: „In der Industrie wachsen die Bäume nicht in den Himmel: Während es im laufenden Quartal wohl einen deutlichen Schub geben dürfte, wird sie im weiteren Verlauf eher wieder auf einen moderaten Aufwärtskurs einschwenken.“ Für eine Entschleunigung spreche auch, dass die Unternehmen die aktuelle Lage günstiger beurteilen als die Aussichten. Deshalb dürften auch die Unternehmensinvestitionen im weiteren Verlauf nur verhalten ausgeweitet werden.

[BILD3] RECHT & FINANZEN

Pauschal 40 Euro bei verspäteter Lohnzahlung

Zahlt ein Arbeitgeber den Arbeitslohn verspätet oder unvollständig, hat der Mitarbeiter gemäß § 288 Absatz 5 BGB Anspruch auf einen pauschalen Schadenersatz von 40 Euro. So hat es das Landesarbeitsgericht Köln entschieden. Ein Leiharbeitnehmer hatte vor Gericht nicht gezahlte Branchenzuschläge der chemischen Industrie geltend gemacht und verlangte 40 Euro Verzugspauschale auf den nicht vollständig gezahlten Lohn. Anders als die Vorinstanz gab das Landesarbeitsgericht dem Kläger recht, weil es sich bei der Pauschale um eine Erweiterung der Regelung zu den Verzugszinsen handele, die auf Arbeitsentgeltansprüche zu zahlen sind. Auch der Zweck der gesetzlichen Neuregelung, die Erhöhung des Drucks auf den Schuldner, Zahlungen pünktlich und vollständig zu erbringen, spreche für eine Anwendbarkeit zugunsten von Arbeitnehmern, die ihren Lohn unpünktlich oder unvollständig erhalten. Landesarbeitsgericht Köln, Urteil vom 22. November 2016, 12 Sa 524/16

Zinsen steigen, Euro schwächt sich ab

Die Experten von Banken und Versicherungen erwarten, dass die Zinsen im kommenden Quartal weiter steigen. Zugleich rechnen sie mit einem höheren Ölpreis und einem schwächeren Euro. Das geht aus dem ersten „IW Financial Expert Survey“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor. Er führt den früheren Prognosetest des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fort. Im Durchschnitt prognostizieren die Experten der 14 befragten Finanzinstitute, dass die Zinsen für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren von derzeit 0,34 Prozent bis Ende September auf 0,56 Prozent steigen. Auch für kurzfristige Geldgeschäfte zwischen Banken rechnen sie mit steigenden Zinsen. Beim Ölpreis erwarten die Experten einen Anstieg von durchschnittlich 3,1 Prozent im kommenden Quartal. Auf den Aktienmärkten dürfte es dagegen kaum Veränderungen geben. Der Euro werde im Vergleich zum Dollar etwas billiger, im Durchschnitt wird eine Abwertung um 2,3 Prozent erwartet. Das ZEW hatte seit Anfang 2001 quartalsweise die Prognosen von Finanzinstituten zu sechs relevanten Wirtschaftsindikatoren abgefragt und die Qualität der Prognosen überprüft. Der IW Financial Expert Survey setzt diese Arbeit fort.

[BILD4] MANAGEMENT

Die Sorgen der Chefs

Die unsichere politische Lage rund um den Globus ist aus Sicht deutscher Unternehmen derzeit die größte Herausforderung. Das geht aus einer gemeinsamen Umfrage von IW Consult und The Conference Board hervor. Sorgen vor einer globalen Rezession sind bei hiesigen Managern dagegen weniger verbreitet als in anderen Ländern. Die Suche nach und die Entwicklung von kommenden Führungskräften spielt bei der Personalplanung eine besonders große Rolle. Auf den Rängen drei bis sechs der brisantesten Themen folgen aus Sicht der 31 befragten Manager deutscher Unternehmen die europäische Finanzstabilität, der zunehmende Terrorismus, Cybersicherheit und Gewalt. Deutlich weniger Aufmerksamkeit widmen die Entscheider den Effekten des Brexit, dem Klimawandel und dem schwachen Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern. Die Umfrage der IW Consult in Deutschland ist Teil der weltweiten Erhebung des Wirtschaftsnetzwerks The Conference Board, an der mehr als 500 CEOs teilnahmen. Dabei zeigt sich: Die Sorgen deutscher Manager heben sich von jenen in anderen Ländern ab – etwa hinsichtlich des Risikos einer globalen Rezession, dem in Deutschland nur wenig Beachtung geschenkt wird. Weltweit steht diese Sorge bei CEOs dagegen an erster Stelle.

Mindestlohn statt Tariflohn

Der Mindestlohn hat die Tarifverhandlungen komplizierter gemacht und manchen Tariflohn verdrängt. Wie eine Befragung von acht Branchenverbänden durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt, sehen einige Verbände darin einen erheblichen Eingriff in die Tarifautonomie. In fast allen betroffenen Branchen habe der Mindestlohn Tariflöhne verdrängt oder die Tariflohndynamik vorbestimmt. Der Mindestlohn hat in allen Branchen zu einem spürbaren Anstieg der Stundenlöhne geführt. Diese finanzielle Mehrbelastung für die Unternehmen wurde nicht an anderer Stelle, beispielsweise durch Kürzungen bei tariflichen Sonderzahlungen oder Zuschlägen, aufgefangen. Solche Einschnitte gab es allein in der Systemgastronomie, allerdings dort auch nur für Neueingestellte. Da der Lohnabstand zwischen weniger qualifizierten und qualifizierten Tätigkeiten verringert worden ist und einige Gewerkschaften zudem einen Abstand zwischen dem untersten Tariflohn und dem Mindestlohn fordern, dürften die Tarifverhandlungen in Zukunft deutlicher komplizierter werden. Wenn die Arbeitgeber aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu einer Entlohnung deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn bereit seien, werde es im Zweifel keine neuen Tarifverträge geben.

Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de

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