Management

Unternehmenspraxis

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von Regiomanager 01.06.2017
Foto: Trueffelpix - stock.adobe.com | Stefan Mülders

PERSONAL & KARRIERE

Arbeitsvolumen bei über 15 Milliarden Stunden

Im ersten Quartal 2017 arbeiteten die Erwerbstätigen in Deutschland laut einer Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 15,3 Milliarden Stunden – 3,2 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahresquartal. Die Produktivität steige zwar moderat, aber die Wirtschafts- und Produktivitätsentwicklung habe mit dem Arbeitsmarkttrend nicht Schritt gehalten. Ein steigendes Arbeitsvolumen sei gut, aber produktiver werde die Arbeit durch intensive Weiterbildung und betriebliche sowie staatliche Investitionen. Die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten wuchs im ersten Quartal um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, die der Teilzeitbeschäftigten um 2,2 Prozent. Die Erwerbstätigkeit insgesamt nahm um 1,5 Prozent zu und lag bei 43,7 Millionen Personen. Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Erwerbstätigem lag bei 350,7 Stunden und ist damit gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,7 Prozent gestiegen. Dafür standen mit 64,3 Tagen aber auch drei Arbeitstage mehr zur Verfügung als 2016. Der Krankenstand lag – auch aufgrund der starken Verbreitung der Influenza – bei 5,2 Prozent und ist somit um 0,35 Prozentpunkte gestiegen.

Arbeitsmarktbarometer mit leichtem Rückgang

Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Juni erstmals wieder gesunken, nachdem es zuvor mehr als ein Jahr lang angestiegen war. Gegenüber dem Vormonat gab der Frühindikator um 0,3 auf 104,2 Punkte nach. Dieser Dämpfer geht auf die Aussichten für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit zurück: Die Arbeitslosigkeitskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sank im Juni um 0,6 auf 101,4 Punkte. Damit sind die Erwartungen aber nach wie vor positiv. Die Arbeitsagenturen gingen von einer leicht sinkenden Arbeitslosigkeit aus, trotz der Herausforderung, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die abgeschwächten Erwartungen seien als Normalisierung einer sehr positiven Entwicklung zu sehen. Dafür spreche auch, dass die Beschäftigungsaussichten hervorragend blieben: Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers hielt sich im Juni auf dem sehr hohen Stand von 106,9 Punkten. Die Konjunktur liefe rund, die Betriebe stellten ein und hielten zugleich ihre Fachkräfte, die auf dem Arbeitsmarkt immer knapper würden. Zum Aufwärtstrend trügen auch konjunkturunabhängige Branchen wie Pflege oder Erziehung in hohem Maße bei. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein Frühindikator, basierend auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen. Die Punkte-Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

[BILD1] KONJUNKTUR

Gute Konjunktur in Deutschland

Die deutsche Wirtschaft befindet sich bereits seit Frühjahr 2013 in einem langgezogenen Aufschwung. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwartet, dass sie im Sommerhalbjahr weiter deutlich expandieren wird. Die Binnennachfrage und aufgrund der günstigen Arbeitsmarktlage insbesondere der private Konsum dürften kräftig bleiben. Die privaten Haushalte werden bei anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen auch ihre Bauaktivitäten weiter ausweiten, ebenso die Gebietskörperschaften, zumal die Steuereinnahmen hoch sind. „Die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts ist allerdings wegen der geringeren Zahl an Arbeitstagen in diesem Jahr mit 1,6 Prozent etwas niedriger als 2016. Im kommenden Jahr dürfte der Zuwachs 1,8 Prozent betragen“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH. Mit jeweils 1,7 Prozent in diesem und im nächsten Jahr fällt der Anstieg der Verbraucherpreise moderat aus, aber deutlich stärker als in den drei Jahren zuvor. Die Arbeitslosigkeit nimmt zunächst weiter ab. Die öffentlichen Haushalte erzielen weiterhin deutliche Überschüsse, auch in konjunkturbereinigter Rechnung. Risiken für die deutsche Wirtschaft resultieren vor allem aus den globalen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

[BILD2] Preise für Rohstoffe im Mai gefallen

Im Mai fiel der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) um 3,9 Prozent (in Euro: -6,8 Prozent) gegenüber dem Vormonat. Der Index ohne Energie fiel um 3,1 Prozent (in Euro: -6,0 Prozent). Die Ursache für die Entwicklung waren Preissenkungen vor allem bei den Energie- und Industrierohstoffen. So sank der Index für Energierohstoffe um 4,1 Prozent (in Euro -7,0 Prozent) und der Index für Industrierohstoffe fiel um 5,0 Prozent (in Euro -7,8 Prozent). Wenig veränderten sich die durchschnittlichen Preise bei den Nahrungs- und Genussmitteln (+0,1 Prozent; in Euro: -2,9). Gegenüber dem Vorjahr stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex um 12,3 Prozent (in Euro +14,8 Prozent).

Weniger Unternehmensinsolvenzen

Im ersten Quartal 2017 meldeten die deutschen Amtsgerichte 5.177 Unternehmensinsolvenzen. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 4,3 Prozent weniger als im ersten Quartal 2016. Damit setzte sich der Trend abnehmender Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal 2017 fort. Im Wirtschaftsbereich Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) gab es mit 940 Fällen die meisten Insolvenzen. 855 Insolvenzanträge stellten Unternehmen des Baugewerbes. Im Gastgewerbe wurden 551 und im Wirtschaftsbereich Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 547 Insolvenzanträge gemeldet. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger beliefen sich auf rund 5,1 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2016 hatten sie bei knapp 4,7 Milliarden Euro gelegen. Dieser Anstieg der Forderungen bei gleichzeitigem Rückgang der Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist darauf zurückzuführen, dass die Gerichte im ersten Quartal 2017 mehr Insolvenzen von wirtschaftlich bedeutenden Unternehmen registrierten als im Vorjahresquartal.

[BILD3] MANAGEMENT

Zeitarbeit bietet Flüchtlingen Einstiegschancen

Jede vierte Zeitarbeitsfirma hat laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im vierten Quartal 2016 schon Erfahrungen mit Geflüchteten gesammelt, die seit 2014 nach Deutschland gekommen sind. Danach folgen „Gastgewerbe“ sowie „Erziehung und Unterricht“ mit jeweils knapp 16 Prozent und „Metalle und Metallerzeugung“ mit gut 13 Prozent. Insgesamt hatten im vierten Quartal 2016 bereits zehn Prozent der rund 211.000 deutschen Betriebe Erfahrungen mit den Geflüchteten gesammelt – und damit vier Prozent mehr als noch ein halbes Jahr zuvor. Rund 13 Prozent der Betriebe aus der Zeitarbeitsbranche hatten zum Ende des Jahres schon einen der seit 2014 nach Deutschland Geflüchteten eingestellt. Der Durchschnittswert für die Gesamtwirtschaft lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 3,5 Prozent. 16 Prozent der Betriebe planten zum Befragungszeitpunkt die Einstellung von Geflüchteten, acht Prozent die Ausbildung. Nach Auskunft der IAB-Forscher hätten Geflüchtete in den Betrieben die besten Chancen auf eine Ausbildung oder eine Beschäftigung, in denen bereits ein hoher Anteil von Personen mit ausländischer Nationalität beschäftigt sei. Andersherum seien aus betrieblicher Sicht unzureichende Deutschkenntnisse derzeit der Hauptgrund für Einstellungshemmnisse von Geflüchteten. Zudem würden viele Betriebe die beruflichen Qualifikationen der geflüchteten Menschen als noch nicht ausreichend einschätzen. Angesichts des langfristig sinkenden Arbeitskräftepotenzials in Deutschland könnten Geflüchtete künftig einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs leisten. Die hierfür notwendigen Sprach- und Qualifikationsmaßnahmen erforderten jedoch erhebliche Anstrengungen des Staates, der Betriebe und der Geflüchteten.

[BILD4] DEMOGRAFIE

Wie Deutschland der Demografie trotzen kann

Trotz wirtschaftlich guter Lage stellt der demografische Wandel Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland vor strukturelle Herausforderungen. In einer groß angelegten Studie zeigt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), wie verhindert werden kann, dass das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahrzehnten einbricht. Die Alterung der Gesellschaft schreitet trotz der hohen Zuwanderung in den nächsten Jahrzehnten weiter fort. Nach IW-Berechnungen wird der Anteil der über 67-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von derzeit 17,7 auf 25,8 Prozent im Jahr 2035 steigen. Gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um 2,7 Millionen (fünf Prozent). Das hat auch Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Mithilfe des Growth-Accounting-Modells haben die IW-Forscher berechnet, dass das mögliche jährliche Wachstum von 1,7 auf 0,7 Prozent zurückgehen wird. Durch eine gezielte Wirtschaftspolitik kann die Bundesrepublik aber gegensteuern: Dafür müsste ein größerer Anteil der Bevölkerung arbeiten, das gesetzliche Rentenzugangsalter sukzessive auf 68 Jahre steigen und die Wochenarbeitszeit leicht angehoben werden. Alleine dadurch könnte das Wirtschaftswachstum in den kommenden 18 Jahren jährlich um 0,2 Prozentpunkte steigen. Investieren Staat und Unternehmen zudem mehr in Infrastruktur, Bildung, Forschung und Entwicklung, zahlt sich das langfristig aus: Nach IW-Berechnungen würde das BIP im Jahr 2035 um 265 Milliarden Euro – umgerechnet sieben Prozent – höher ausfallen als in einem Szenario ohne diese Impulse. Das sind rund 3.200 Euro pro Kopf.

WELTWIRTSCHAFT

Investoren in Kauflaune

Chinesische Unternehmen investieren laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) jährlich Milliarden in Deutschland. Dabei setzen sie immer stärker auf die direkte Übernahme hiesiger Firmen, vor allem der Maschinenbau steht im Fokus der Asiaten. Demnach haben seit 2005 chinesische Investoren 196 deutsche Unternehmen ganz oder teilweise übernommen. Zumeist sichern sie sich kleine Betriebe aus dem Maschinenbau und der Automobilindustrie. Doch auch Pharmaunternehmen sowie Firmen aus der Branche der erneuerbaren Energien werden häufiger zum Übernahmeziel. Allein 2016 investierten chinesische Anleger laut IW weit mehr als 10 Milliarden Euro in Deutschland und übernahmen rund 39 Firmen – ein neuer Rekord. Da die meisten Investitionen für sich genommen zu klein sind, um veröffentlicht zu werden, dürfte die tatsächliche Summe noch höher liegen. Chinesische Investoren sicherten sich deutsches Knowhow und stießen in neue Märkte vor. Was bedrohlich klingen mag, hat derzeit große Vorteile für die heimische Wirtschaft. Denn häufig schlagen chinesische Firmen bei Unternehmen zu, die in wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Zwar griffen, so die Studie des IW, chinesische Firmen auf Spitzentechnologie zu, sie sicherten aber auch viele Arbeitsplätze in Deutschland. Unter dem Strich überwögen die positiven Aspekte des chinesischen Engagements. Allerdings würde das Mitmischen der chinesischen Politik – bei gleichzeitiger Ausbremsung der Investitionen im eigenen Land – zu einer Wettbewerbsverzerrung führen.

Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.de

Stefan Mülders
| redaktion@regiomanager.de

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