Marketing/Vertrieb

Kampagnen ohne Agentur? Was DIY-Marketing 2025 kann – und wo es scheitert

Avatar
von REGIO MANAGER 23.05.2025

Kann man mit einem kostenlosen ChatGPT-Account, einem Canva-Abo und etwas Mut tatsächlich Anzeigen, Social-Media-Kampagnen oder sogar Video-Content innerhalb weniger Stunden umsetzen – ganz ohne Agentur, Studio oder Werbetexter? Vor allem kleine Unternehmen, Soloselbstständige oder Start-ups sind geneigt, diese Möglichkeiten ins Auge zu fassen, um ihre Marke zu präsentieren und Reichweite zu erzielen.

Doch wie leistungsfähig ist dieses Do-it-yourself-Marketing tatsächlich? Und wo liegen die Grenzen, wenn es um langfristigen Markenaufbau, strategische Differenzierung oder rechtliche Sicherheit geht?

Werbevielfalt im Web

Das Web 2025 ist reich an Werbemitteln in unterschiedlichster Ausprägung: Einfache, KI-generierten Textanzeigen im Blogstil finden sich ebenso wie Pop-ups und Banner mit dynamischem Retargeting, wie sie zum Beispiel im Modesektor beliebt sind, wo KI-basierte Echtzeit-Angebote wie bei Zalando Lounge oder About You Deals auf individuelle Nutzerprofile zugeschnitten und automatisiert ausgespielt werden.

Auch aufwendig gestaltete Vergleichsseiten, wie sie beispielsweise im iGaming-Bereich beliebt sind, wo etwa Pokerfirma’s neue Casino Favoriten eine regelmäßig aktualisierte Übersicht bieten, in der Anbieter anhand relevanter Kriterien wie Bonusbedingungen, Spielauswahl oder Supportqualität verglichen und in einem praktischen, scrollbaren Format präsentiert werden, tauchen auf.

Im klassischen E-Commerce oder bei Dienstleistungsportalen entstehen ebenso täglich tausende verschiedener Werbeformen – oft vollautomatisiert durch Tools wie Jasper AI, Writesonic oder Systeme zur dynamischen Ad-Erstellung in Meta, TikTok oder Google Ads.

Aber manche Inhalte wirken nur auf den ersten Blick professionell, visuell ansprechend und thematisch treffend. Werden sie nämlich mit  Vorlagen vollautomatisch erstellt, droht ein Individualitätsverlust. Wenn sich die Formate zu sehr ähneln – sei es im Sprachstil, in der Gestaltung oder im Informationsaufbau – lässt sich schlecht eine wirklich eigenständige Markenstimme zu entwickeln.

Die neue Toolbox – Marketing per Mausklick

Im Zentrum der neuen Marketingrealität stehen leicht zugängliche Tools, die Aufgaben übernehmen, für die früher ganze Teams nötig waren. Canva beispielsweise hat sich 2025 mit seiner „Visual Suite 2.0“ weiterentwickelt. Neben klassischen Designvorlagen bietet das Tool nun Funktionen wie „Magic Design“, das auf KI-basierten Stilvorschlägen beruht, oder „Canva Docs“ und „Canva Sheets“, mit denen sich selbst Präsentationen, Grafiken und Social-Media-Posts automatisieren lassen.

Noch mächtiger wird die DIY-Palette durch generative KI-Tools wie ChatGPT oder Jasper AI. Diese liefern in Sekundenschnelle Werbetexte, E-Mail-Kampagnen oder Produktbeschreibungen. Die jüngste Version von ChatGPT (GPT-4o, veröffentlicht im Mai 2025) kann sogar Bilder und Webseiten analysieren, um dazu passende Marketingtexte zu erstellen oder Inhalte automatisch zu optimieren.

Hinzu kommen spezialisierte Video-Tools wie Synthesia oder Descript, mit denen Unternehmen ohne Filmteam professionelle Produktclips, Tutorials oder Erklärvideos produzieren – KI-generierte Sprecherstimme inklusive.

Selbst der Medieneinkauf ist längst vereinfacht: Im Meta Ads Manager können Kleinunternehmen Anzeigen erstellen, Budgetvorgaben definieren und Zielgruppen automatisch segmentieren lassen – unterstützt durch KI-Empfehlungen, die auf Echtzeitdaten basieren.

All das führt zu einem beispiellosen Empowerment – viele Unternehmen, besonders auch KMU,  empfinden die neue Autonomie als kreativen und wirtschaftlichen Vorteil.

Wo die Tools an Grenzen stoßen

DIY-Marketing bringt zahlreiche Vorteile mit sich und es ermöglicht kleinen Betrieben mehr Sichtbarkeit und spart Ressourcen. Doch es ersetzt keine tiefergehende Kommunikation. Der Trend geht deshalb zur Kombination: Automatisierte Tools für den Alltag, menschliche Expertise für das, was langfristig zählt.

Der Hype hat nämlich auch seine Schattenseiten. Immer mehr Marketingverantwortliche berichten davon, dass KI-generierter Content sich zwar schnell erstellen lässt, aber kaum noch unterscheidbar ist. Zudem bestehen Unsicherheiten beim Datenschutz: Automatisierte CRM-Systeme oder Trackinglösungen, die ohne Rechtsprüfung genutzt werden, können mit der DSGVO oder dem neuen EU AI Act kollidieren (Start der Umsetzung: Februar 2025, volle Gültigkeit: August 2026).

In diesen Punkten zeigt sich, warum klassische Agenturen auch in 2025 keineswegs obsolet sind. Eine Agentur denkt nicht nur in Zielgruppen, sondern auch in Beziehungen, Emotionen und kulturellem Kontext. Sie entwickelt nicht nur Inhalte, sondern orchestriert sie zu einer markenprägenden Gesamtwirkung.

Besonders bei komplexen Themen wie Nachhaltigkeitskommunikation, Fachkräftemangel oder Gesundheit sind Fingerspitzengefühl und Glaubwürdigkeit gefragt. Gleiches gilt für Public Affairs, Employer Branding oder ethische Markenführung – Bereiche, in denen Do-it-yourself-Lösungen oft scheitern. Deshalb sollten Unternehmen ihre Marketingstrategie nicht vollständig outsourcen – aber auch nicht ausschließlich auf KI-Prompts und Templates setzen. Die Zukunft liegt im Zusammenspiel: KI als Werkzeug – und der Mensch als strategischer Dirigent.

 

 

 

 

Teilen:

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*