Regio Manager: Welche Rolle spielt das Thema Familienstiftung in Ihrer Beratungsarbeit?
Marc Lemkens: Es kommt uns zwar nicht täglich auf den Schreibtisch, ist aber ein Thema, auf das wir immer häufiger angesprochen werden. Das liegt vor allem daran, dass es in letzter Zeit in vielen Publikationen und auch in den Sozialen Netzwerken aufgegriffen und präsentiert wird. Wir selbst betrachten die Familienstiftung als eine Gestaltungsvariante von vielen, wenn es um den Umgang mit Vermögenswerten geht.
RM: Ist der Begriff Stiftung nicht irreführend?
Sebastian Lemkens: Man muss eben zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Stiftungen unterscheiden: Mit einer gemeinnützigen Stiftung, die wohltätige Zwecke verfolgt, hat sie nichts zu tun. Vielmehr dient sie, wie der Name ja schon sagt, der Sicherung des Familienvermögens. Es handelt sich also um eine juristische Person, mit der ein bestimmter Zweck verfolgt wird. Sie soll eine mögliche Zersplitterung verhindern.
Einbringen lassen sich die unterschiedlichsten Vermögenswerte: Geld, Immobilien, Wertpapiere, aber auch ganze Unternehmen. Bei einer erfolgreichen Anlagestrategie wird das Stiftungsvermögen größer, die Begünstigten können sich über Ausschüttungen freuen, die allerdings der Kapitalertragsteuer von 25 Prozent und dem Solidaritätszuschlag unterliegen.
RM: Was sind die Vorteile einer Familienstiftung?
Sebastian Lemkens: Der größte Vorteil ist zugleich die stärkste Motivation für die Gründung einer solchen Stiftung: Das Vermögen ist vor negativen Einflüssen geschützt – seien es Insolvenzen oder Streitigkeiten innerhalb der Familie. Das Vermögen wird über den Tod hinaus gesichert.
Marc Lemkens: Vor allem im Erbfall kommt es immer wieder zu Konflikten. Das gilt insbesondere dann, wenn das Erbe nicht klar geregelt ist. Mit einer eindeutigen Stiftungssatzung lässt sich das Risiko dafür deutlich minimieren. Ganz ausschließen lassen sich Streitigkeiten damit aber nicht.
RM: Wie sinnvoll ist dieses Instrument bei der Gestaltung der Unternehmensnachfolge?
Marc Lemkens: Es besteht in der Tat die Möglichkeit, dass das Unternehmen so als Teil des Stiftungsvermögens erhalten und langfristig gesichert bleibt. Unsere Meinung dazu lautet: Für Familienunternehmen kann es sinnvoll sein – muss es aber nicht. Es kommt immer auf den Einzelfall an.
RM: Gibt es nicht auch steuerliche Vorteile?
Sebastian Lemkens: Bei einzelnen Anlageformen ist die Ertragsbesteuerung im Falle der Stiftung günstiger. Beim Vererben kann eine Stiftung zu weniger Erbschaftssteuer führen. Allerdings unterliegen Familienstiftungen unter anderem der Körperschaftssteuer und der Erbersatzsteuer. Auch hier gilt also: Pauschale Aussagen lassen sich nicht treffen. Es muss immer der konkrete Einzelfall betrachtet werden. Genau darauf ist unsere ganzheitliche Beratung ausgerichtet.
RM: Im Vordergrund stehen aber in der Regel nichtsteuerliche Gründe. Wo liegen denn mögliche Nachteile?
Marc Lemkens: Die größte Hürde für viele lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: Das Vermögen, das in eine Familienstiftung eingebracht wird, gehört einem nicht mehr. Eine Stiftung hat keine Anteilseigner. Der Zugriff auf Vermögen ist darüber hinaus begrenzt. Das ist nicht nur ein psychologischer Aspekt, sondern kann auch ganz konkrete Probleme nach sich ziehen: Wird plötzlich Liquidität benötigt – aus welchen Gründen auch immer – lässt sich diese nicht so einfach herstellen. Man kann beispielsweise nicht mal eben ein Mietshaus durch Verkauf zu Geld machen und dieses dann frei verwenden.
Sebastian Lemkens: Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache der Unumkehrbarkeit. Denn ist die Stiftung einmal gegründet, lässt sich das Vermögen praktisch nicht mehr herauslösen. Entsprechend sollte die Entscheidung nicht von heute auf morgen getroffen werden, sondern sollte das Ergebnis eines längeren und sorgfältigen Abwägungsprozesses sein, der unbedingt professionell begleitet werden sollte. Die Gründung einer Stiftung erfolgt auf Ewigkeit.
Marc Lemkens: Man muss sich klarmachen, dass es sich bei einer Familienstiftung um eine langfristige Einrichtung handelt. Sie ist daher alles andere als ein flexibles Instrument. An veränderte Bedingungen, seien sie familiärer oder wirtschaftlicher Art, lässt sie sich kaum bzw. nur sehr schwer anpassen. Daher sollte man auch niemals das gesamte Vermögen in eine Stiftung stecken. Eine Ausnahme kann allerdings sein, wenn keine engen Familienmitglieder vorhanden sind.
RM: Wie ruft man eine solche Stiftung überhaupt ins Leben?
Marc Lemkens: Am Anfang steht ein sogenannter Stiftungserrichter bzw. eine Stiftungserrichterin. Das können zum Beispiel die Gründer eines Familienunternehmens sein. Sie bringen das Anfangsvermögen ein und stellen in Form der Satzung die Regeln bezüglich Vermögensverwaltung und Ausschüttungen auf.
Sebastian Lemkens: Die Gründung einer Familienstiftung muss in der Regel von einer Behörde genehmigt werden. Außerdem erfolgen regelmäßig unabhängige Kontrollen, ob der Stiftungszweck auch eingehalten wird. Nur sogenannte Treuhandstiftungen bedürfen keiner Genehmigung.
RM: Das klingt nach hohem Aufwand…
Marc Lemkens: Daher macht es auch erst ab einer gewissen Vermögenshöhe Sinn, über die Gründung einer Familienstiftung überhaupt nachzudenken. Um es plakativ zu formulieren: Mit weniger als einer Million Euro auf dem Konto lohnt es sich sehr wahrscheinlich nicht.
Sebastian Lemkens: Die Verwaltung einer Familienstiftung ist sehr komplex. Schließlich müssen die rechtlichen Vorgaben penibel eingehalten werden. In der Regel kümmert sich der Stiftungsvorstand um die Stiftung und ihre komplexen Anforderungen – das sind in Familienstiftungen regelmäßig Familienmitglieder.
RM: Wie lautet also Ihr Fazit?
Marc Lemkens: Bei größeren Vermögen wäre es sicherlich fahrlässig, nicht auch über das Instrument der Familienstiftung nachzudenken. Wenn alles passt, empfehlen wir es unseren Mandanten auch. Wir befassen uns schon lange mit diesem Thema und haben die nötigen Kompetenzen dafür im Haus. Doch vor einer solchen Entscheidung sollte eine intensive und vor allem ergebnisoffene Beratung erfolgen.
Sebastian Lemkens: Was möchte ich mit der Familienstiftung erreichen? Welche Folgen hat die Gründung für mich? Welche Konsequenzen bin ich bereit zu tragen? Das sind nur einige der Fragen, die es im Vorfeld zu beantworten gilt.
RM: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Lemkens und Lemkens
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