Management

Perspektiven: Arbeiten und Leben@Deutschland 2025

Wie das Arbeitsleben in ein paar Jahren aussehen wird, kann noch niemand genau sagen. Fakt ist: Die Welt ist vernetzt und es spielt (fast) keine Rolle mehr, von wo auf dieser Welt aus Konzepte geschrieben, Kunden angerufen oder Verträge ausgearbeitet werden.

Avatar
von Regiomanager 01.03.2017
(Foto: © ktsdesign – stock.adobe.com ) | Christine Elbel

Der Spagat zwischen Berufs- und Privatleben wird dadurch zu einer immer größeren Herausforderung und damit auch die Frage nach dem „Wie will ich eigentlich leben und arbeiten?“. Hört man die Eltern noch reden von den ehemals „besseren Zeiten“, verdreht heutzutage niemand mehr die Augen, eher kullert so manche Wehmuts-Träne über die Wange: 40 Jahre in einer Firma? Betriebsrente? So etwas wird es im künftigen Berufsleben nicht mehr geben.

Die Welt ist vernetzt – Digitalisierung ist der Megatrend unserer Zeit  

„Die Industrie 4.0 (übersetzt = Vernetzung der Produktion bzw. Aufbau eines intelligenten Wertschöpfungsprozesses) hat mit ihrer selbstständigen Fertigungssteuerung von Produkten bis zum Jahr 2025 das Potenzial, die Bruttowertschöpfung in den industriellen Kernbranchen in Nordrhein-Westfalen um 15,6 Milliarden Euro zu steigern. Gleichsam bestehen aber auch Gefahren, wenn die Veränderungen der Digitalisierung nicht aktiv angegangen werden“, heißt es in der aktuellen Studie der Prognos AG, die seit 1959 Zukunftsstrategien auf Basis neutraler Analysen und fundierter Prognosen entwickelt und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft europaweit berät. Das Thema Digitalisierung ist seit Jahren hochaktuell und noch immer schwingt dabei die Sorge nach Vernichtung von Arbeitsplätzen mit. Nicht ganz zu Unrecht – erlebt die Arbeit in den entwickelten Ländern doch die markantesten Veränderungen seit Generationen.

Die Weichen müssen jetzt gestellt werden

Die Digitalisierung in der Unternehmensstrategie in kleinen und mittleren Unternehmen in NRW hat bislang keine bis eine nur geringe Relevanz. Das muss sich dringend ändern, um im nationalen und internationalen Umfeld nicht komplett den Anschluss zu verpassen. Dazu bedarf es jedoch auch bestimmter Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, die von der Landesregierung und den Ministerien geschaffen werden müssen, denn Wirtschaft und Gesellschaft sind auf eine gut funktionierende Infrastruktur angewiesen. Ohne diese ist eine positive wirtschaftliche Entwicklung nicht möglich: Digitale Netze, Strom-, Gas- und Verkehrswege und andere Infrastrukturen sind die Nerven- und Blutbahnen von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Land NRW ist durch seine zentrale Lage im Herzen Europas und seinen großen Exportsektor dabei in hohem Maße mit der Weltwirtschaft verbunden, braucht aber dringend eine Ausweitung seiner Straßen-, Schienen- und Wasserstraßennetze. Die Verkehrsprognose der Bundesregierung geht davon aus, dass bis 2030 der Bedarf um weitere 40 Prozent ansteigen wird. Stand heute sind die Kapazitätsgrenzen aber vielfach bereits erreicht oder schon überschritten. „Es braucht für die nächsten zehn bis 15 Jahre einen Masterplan zur Infrastruktur“, betont Prognos in seiner Studie.

Bildung: Wichtigste Ressource des 21. Jahrhunderts

Auch auf anderen Gebieten gilt es, relativ zügig gegenzusteuern. In den nächsten 15 Jahren droht NRW eine Arbeitskräftelücke von 640.000 Fachkräften. Das Land muss Maßnahmen ergreifen, um die aufkommende Lücke zu schließen, wie beispielsweise Rahmenbedingungen für eine gezielte Zuwanderung zu schaffen, Arbeitszeiten auszuweiten, Bildungsoffensiven zu starten und Beschäftigungschancen durch Weiterbildung zu verbessern. Die Fachkräftelücke muss vor allem qualitativ geschlossen werden; es müssen entsprechende Angebote bereitgestellt werden. Das Thema „Lebenslanges Lernen“ wird eine stärkere individuelle als auch gesellschaftliche Bedeutung erhalten, denn für den Einzelnen sichert es die berufliche und damit auch private Zukunftsfähigkeit in einer immer schneller agierenden, immer dynamischer werdenden Wissensgesellschaft.

Wegweisende Erwachsenenbildung am Beispiel Dänemark

Dass Erwachsenen- und Arbeitsmarktbildung eigentlich gar nicht schwer ist, zeigt sich am Erfolgsbeispiel Dänemark. Laut einer regelmäßigen Befragung, dem European Social Survey, leben eben dort nicht nur die glücklichsten Menschen der Welt, sondern auch die zufriedensten. Der Begriff „Hygge“ stammt von unseren nordischen Nachbarn und beschreibt den Zustand des Wohlbefindens. Und Deutschland möchte sich gerne vom Hygge-Fieber anstecken lassen: Ratgeber zum Thema gehen in Buchhandlungen zuhauf über den Ladentisch. Aber wie geht denn das zusammen: Glück, Zufriedenheit, Privatleben und Arbeit? Kaum ein anderes Land ist so technikaffin wie Dänemark, die uns um Längen voraus sind in digitaler Technik und IT. Auch hier wieder: Hygge. Die Dänen nehmen sich immer wieder Freiräume, Auszeiten vom attackierenden, verschlingenden Alltag.

Lebenslanges Lernen ist Chance, nicht Kampf

Lebenslanges Lernen wie auch der Wechsel in ein anderes Berufsfeld gehören in Dänemark zum Leben dazu und werden nicht als bedrohlich empfunden. Allerdings passen die staatlichen Rahmenbedingungen auch gut zum Hygge-Gefühl. Jedes Jahr nehmen rund 20 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an einem Arbeitsmarkt-Ausbildungsprogramm, kurz AMU, teil. Für länger dauernde Ausbildungen steht ihnen dabei 90 Prozent des Lohns zu. Das dänische System ist so umfassend gestaltet, dass für Arbeitslose z.B. kaum gesonderte Maßnahmen eingerichtet werden müssen. Die AMU-Center gehen auf in den 1940er-Jahren gegründete gewerkschaftliche Abendschulen für Un- und Angelernte zurück und bieten heute rund 2.000 Bildungsgänge an, die zwischen einem und 30 Tagen dauern. Sie richten sich an Qualifizierte und Ungelernte aus nahezu allen wirtschaftlichen Bereichen. Dabei ist der Übergang zwischen Grundausbildung und Weiterbildung fließend, die Bildungsangebote für Arbeitslose sind in das System integriert, sodass diese mit der Berufswelt verbunden bleiben.

DeutschlandVision 2030

Eine kurze Zukunfts-Trend-Pronose zeigt der Zukunftswissenschaftler, Publizist und Berater für Wirtschaft und Politik, Professor Dr. Horst-W. Opaschowski, auf: 1. 0,5 x 2 x 3-Arbeitsverhältnisse: die Folgen der Globalisierung. (Das heißt: Die Hälfte der Mitarbeiter verdient doppelt so viel und muss dafür dreimal so viel leisten wie früher.)
 

  • 2. Strategie der besten Köpfe: die Zuwande rung als Zukunftspotenzial.
  • 3. Leben ist die Lust zu schaffen: die Leis tungsexplosion der jungen Generation.
  • 4. Der zweite „DemografischeWandel“: die neue Lust auf Familie.
  • 5. Die Frauen kommen mit Macht: Die Arbeitswelt wird weiblicher.
  • 6. Re-Start mit 50: Die Wirtschaft braucht wieder ältere Arbeitnehmer.
  • 7. Comeback mit 65: Zuverdienst statt Altersarmut.
  • 8. Lebensqualität bis ins hohe Alter: Wah verwandtschaften und soziale Konvois.
  • 9. Gesundheitsorientierung als neue Zu- kunftsreligion: Wohlergehen im Zentrum des Lebens.
  • 10. Gut leben statt viel haben: die Sehn sucht nach dem Sinn.

Der geschäftsführende Gesellschafter der Prognos AG, Christian Böllhoff, drückt es mit den Worten des österreichisch-britischen Philosophen Karl Popper so aus: „Unsere Einstellung der Zukunft gegenüber muss sein: Wir sind jetzt verantwortlich für das, was in der Zukunft geschieht.“

Christine Elbel | redaktion@regiomanager.de

Christine Elbel
| redaktion@regiomanager.de

Teilen:

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*