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Serie – 10 Tipps: Lastenräder

Umweltfreundlicher Transport

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von Regiomanager 13.07.2023
(© master1305 – stock.adobe.com)

Privatleute sind in Großstädten schon häufig mit Lastenrädern unterwegs – egal ob Kinder oder Einkauf, in die Transportbox passt viel rein. Bei der gewerblichen Nutzung ist noch viel Luft nach oben, dabei bietet ein Cargobike auch für Gewerbetreibende viele Vorteile. Transporträder gelten als wesentlicher Bestandteil der Verkehrswende, deswegen wird die Anschaffung von Bund, Land und vielen Kommunen bezuschusst.
Unsere 10 Tipps drehen sich dieses Mal rund um den emissionsfreien, leisen und günstigen Transport per Lastenrad.

1: WIE VIEL PLATZ UND LADEGEWICHT WERDEN BENÖTIGT?

Ein wesentliches Kriterium für die Auswahl eines Lastenrades ist die Größe des Aufbaus. Was wollen Sie transportieren? Sind es nur ein paar Akten oder Bücher? Oder muss auch eine Leiter reinpassen und größere Kartons? Sollte der Aufbau als abschließbare Kiste gestaltet sein oder wie ein Pick-up mit offener Wanne oder Ladefläche zum Festzurren von Kisten? Mittlerweile gibt es verschiedene Hersteller von Cargobikes, die Aufbauten unterschiedlichster Form und Volumina anbieten. Außerdem kommt es auch auf das zulässige Ladegewicht an. Das variiert stark je nach Modell. Mit Zuladungsmöglichkeiten bis 350 Kilogramm können sogar schwere Werkzeuge oder Materialien dank E-Unterstützung entspannt transportiert werden. Wer sich ein Lastenrad anschaffen möchte, sollte sich zunächst Gedanken machen zum eigenen Bedarf und sich einen Marktüberblick verschaffen.

2: EIN- ODER ZWEISPURIG UNTERWEGS?

Es gibt noch eine grundsätzliche Entscheidung: Wollen Sie auf zwei Rädern fahren, ähnlich wie auf einem klassischen Fahrrad? Fachleute sagen, dass diese Räder wendiger sind, aber an der Ampel nicht von alleine stehen und häufig weniger Zuladung schaffen. Ein zweispuriges Lastenrad mit drei bis vier Rädern, mit Kiste oder Ladefläche, hat den Vorteil, dass es teilweise hohe Gewichte transportieren und selbstständig an der Ampel stehen kann. Dafür sind diese Räder weniger wendig und das Fahrgefühl unterscheidet sich deutlich von einem klassischen Fahrrad. Eine Variante – die auch vom Bund gefördert wird – sind Lastenanhänger. Als Zugmaschine können ein normales E-Bike oder ein E-Lastenrad verwendet werden. Praktisch ist daran, dass man das Rad auch ohne Anhänger nutzen kann.

3: WER NUTZT DAS LASTENRAD?

Für welches Modell man sich entscheidet, hängt auch davon ab, wer das Lastenrad nutzt. Wird es nur von einer Person gefahren? Ist das eine erfahrene Radfahrerin? Oder wird es ein Pool-Bike, das sich mehrere aus dem Team teilen? Dann sollte man die verschiedenen Bedürfnisse berücksichtigen – und auch auf ergonomische Einstellungen und die Rahmengröße achten. Nicht, dass die Radler hinterher z.B. Knieschäden bekommen. Und bei mehreren Nutzern ist auch wichtig, dass es schnell anpassbare Lösungen gibt wie verstellbare Lenker- und Sattelhöhe. Tipp: Wenn das Cargobike von mehreren Leuten genutzt wird, sollte vorher geklärt werden, wer sich um das Rad kümmert. Vor allem das regelmäßige Aufladen des Akkus ist wichtig.

4: REICHWEITE, LADEDAUER, PREIS

Ähnlich wie bei der Anschaffung eines E-Autos spielen auch beim elektrisch betriebenen Lastenrad die Faktoren Reichweite, Ladedauer, Akkuleistung und Preis eine Rolle. Die Reichweite liegt im Durchschnitt zwischen 40 bis 75 Kilometern. Bis der Akku wieder voll ist, dauert es ungefähr vier bis sechs Stunden. Je nach Modell müssen die Lithium-Ionen-Akkus entnommen und separat geladen werden. Die Preisspanne für neue Cargobikes, mit denen man Waren transportieren kann, beginnt unter 2.000 Euro und reicht bis über 10.000 Euro. Aber es gibt verschiedene Zuschüsse (siehe Tipp 7 und 8).

5: OHNE FÜHRERSCHEIN UNTERWEGS

Lastenräder können auf der Kurzstrecke mit dem Auto voll konkurrieren: Eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat ergeben: Bei Strecken bis zu drei Kilometern sind beide Modi nahezu gleich schnell. Die Hälfte aller Fahrten bis 20 Kilometer Distanz würde bei einem Wechsel vom Pkw zum Lastenrad höchstens zwei bis zehn Minuten länger dauern. Weitere Vorteile des Cargobikes: Sie sind emissions-, zulassungs-, versicherungs- und führerscheinfrei. Man kann ohne Spritkosten auf dem Fahrradweg am Autostau vorbeifahren und meist direkt am Ziel parken. Der Punkt, dass man ohne Führerschein Waren oder Werkzeug transportieren kann, bedeutet, dass auch Beschäftigte ohne Fahrerlaubnis (wie z.B. Azubis) mobil sind.

6: AN DIE SICHERHEIT DENKEN

Auch wenn man die Lastenräder ohne Führerschein fahren darf, müssen insbesondere gewerblich genutzte Räder der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) entsprechen. Licht, Reflektoren und eine Klingel gehören zum Standard. Auch die Bremsen sollten intakt sein und das Cargobike regelmäßig gewartet werden. Das Institut für Verkehrsforschung des DLR rät zudem, dass das Fahren mit dem Lastenrad anfangs trainiert werden sollte: So ist das Überfahren einer Bordsteinkante mit einem voll beladenen Lastenrad etwas schwieriger als mit einem konventionellen Fahrrad. Auch das Wenden will geübt sein. Arbeitgeber sollten auch für die Sicherheitsausrüstung sorgen und Helm sowie Regen- und gegebenenfalls Winterbekleidung stellen. Zu bedenken ist auch, ob es eine geeignete Ab- oder Unterstellmöglichkeit für das Lastenrad am Unternehmenssitz gibt.

7: ZUSCHUSS FÜR NEUE LASTENRÄDER

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert die Anschaffung von neuen E-Lastenrädern und -anhängern. Unternehmen können 25 Prozent der Anschaffungskosten erstattet bekommen. Maximal gibt es 2.500 Euro Zuschuss pro Lastenrad bzw. Anhänger. Das BAFA fördert auch „projektbezogene Ausgaben“, dazu gehören Sicherheitsausstattung (Schloss, Rückspiegel, höherwertige Beleuchtung, Fahrradhelm, stärkerer Akku), aber auch Versandkosten oder Upgrades bei Griffen, Sattel oder Reifen. Wie bei den meisten Förderungen gilt: Der Förderantrag muss vor Beauftragung (Bestellung beim Händler/Hersteller) erfolgen. Weitere Informationen: www.bafa.de
Tipp: Finanzierung über Leasing ist nicht zulässig, wenn man BAFA-Fördermittel erhalten will. Argument: Ein geleastes Lastenrad wird nur zur Nutzung überlassen. Auch eine Kaufoption ist nicht ausreichend, schreibt die BAFA.

8: FÖRDERUNGEN VON LAND UND KOMMUNEN

Klimafreundliche Mobilität wird vom Land Nordrhein-Westfalen sowie von einigen Kommunen vorangetrieben. Das NRW-Wirtschaftsministerium fördert die Anschaffung von E-Lastenrädern mit 2.100 Euro für Unternehmen. 500 Euro Zuschuss gibt es für Lastenräder ohne E-Antrieb. Anhänger werden nicht gefördert. Dafür werden Leasingmodelle akzeptiert und die NRW-Förderung kann zusätzlich mit Bundesfördermitteln kombiniert werden. Weitere Infos unter www.elektromobilitaet.nrw. Eine Übersicht der kommunalen Förderprogramme finden sich zusätzlich auf der Website www.cargobike.jetzt/kaufpraemien/nordrhein-westfalen.

9: WERBUNG FÜRS UNTERNEHMEN

Ein Unternehmer, der auf dem Lastenrad unterwegs ist, ist immer noch ein echter Hingucker. Das kommt bei den Kunden bestimmt gut an. Vielleicht finden auch Nachwuchskräfte das Cargobike cool und interessieren sich für das Unternehmen. Die Transportboxen der Lastenräder eignen sich ideal als Werbeträger. Sobald man mit dem Rad durch die Gegend kurvt oder es im öffentlichen Bereich abstellt, wirbt man automatisch und kostenlos für den eigenen Betrieb.

10: „FLOTTES GEWERBE“ DENKT AN SERVICE

Das Pilotprojekt „Flottes Gewerbe“ ist 2022 in Stuttgart und Karlsruhe gestartet. Unternehmen erhalten eine individuelle Beratung, welcher Typ Lastenrad zum Betrieb passt. Im Mai 2023 hat sich die Stadt Düsseldorf an dem Projekt beteiligt; auch dort konnten Gewerbetreibende Lastenräder ausprobieren. Das Projekt soll auf weitere Städte ausgedehnt werden. „Bevor wir ein Projekt in einer Stadt starten, suchen wir zuerst lokale Wartungspartner, die sich um den Service und die Wartung kümmern. Das können Fahrradhändler, Lastenradspezialisten oder auch Autowerkstätten sein. Ziel ist es, das Rad bei einem Defekt innerhalb von 48 Stunden wieder einsatzbereit zu haben – das ist eine wichtige Voraussetzung für gewerbliche Anbieter“, erklärt Alexander Lutz, der mit seiner Agentur cargobike.jetzt Lobbyarbeit für Lastenräder macht und auch auf der Messe Eurobike 2023 für Lastenräder geworben hat. Wer mal ein Lastenrad ausprobieren möchte: Auf www.cargobike.jetzt gibt es auch eine „Städteliste Cargobike Sharing“.

Claudia Schneider | redaktion@regiomanager.de

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