Kolumne

Parallelwelten: Das Drecksocken-Phänomen

Geschäftsreisen können Spaß machen, manche Begleiterscheinungen jedoch nicht, findet Simone Harland.

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von Regiomanager 01.03.2018
Foto: ©pathdoc - stock.adobe.com

Es sind oft die kleinen Dinge und Situationen, die auf Geschäftsreisen den letzten Nerv rauben. Zum Beispiel, dass manche Menschen im Flugzeug erst mal ihre Jacke ausziehen, bevor sie sich auf ihren Platz setzen und alle Nachfolgenden aufhalten (erfahrene Geschäftsreisende packen ihre Jacke bereits vor dem Boarding zum Handgepäck). Im Zug stören die Personen, die mit ihren Taschen den Fußraum unter den Sitzen okkupieren. Außerdem wäre da noch das Drecksocken-Phänomen …

Das Drecksocken-Phänomen? Sagen Sie nicht, Sie kennen es nicht. Vermutlich wollen Sie nur nicht darüber reden. Niemand spricht gerne über dreckige Socken. Verständlich, das Thema ist wenig appetitlich. Trotzdem haben fast alle Geschäftsreisenden damit zu kämpfen. Zumindest diejenigen, die aus Effizienzgründen nur mit Handgepäck reisen und auf diese Weise nach dem Aussteigen aus dem Flugzeug die Koffersuche vermeiden (die meisten Geschäftsreisen dauern ohnehin nur wenige Tage, da reicht das Handgepäck). Denn wohin packt man die Socken, die nach einem langen Tag auf Messen, Symposien, Konferenzen oder bei Kunden eine bestimmte Grundfeuchte und damit auch einen – nennen wir es mal beschönigend – leicht abgehangenen Geruch erworben haben? Es verbietet sich von selbst, sie ohne weitere Vorkehrungen wieder in die Tasche zu packen. Hosen, Hemden, Blusen und andere Kleidungsstücke würden sich beschweren. Außerdem passiert es in einem solchen Fall nur zu leicht, dass beim nächsten Gespräch mit Kunden oder Geschäftspartnern die aus dem Handgepäck gezogenen Unterlagen mit der ein oder anderen Socke garniert sind …

Zur Lösung des Sockenproblems empfiehlt es sich, die Fußwäsche abends im Hotel aufzuhängen, am besten im Bad. Und zwar an einer gut sichtbaren Stelle, damit die Ausgaben für Socken wegen der vielen Geschäftsreisen nicht ins Unermessliche steigen. Durch das Aufhängen trocknet zumindest die Grundfeuchte ab. Dennoch lassen sich die Socken auch danach nicht einfach in den Koffer werfen. Denn abgehangen sind und bleiben sie, zumindest bis nach der nächsten Wäsche. Ein Plastikbeutel für abgehalfterte Socken erscheint deshalb zwar zunächst als gute Idee. Sollte jedoch trotz nächtlichem Sockentrocknens von der Grund- noch ein wenig Restfeuchte geblieben sein, schwitzen die Socken im Plastik auch ohne Füße weiter und sind a) nach einiger Zeit noch abgehangener und beginnen b) zu schimmeln. Jedenfalls wenn man ein paar Tage länger unterwegs ist. Zum bereits bestehenden Odeur gesellt sich in der Folge noch Muff hinzu. Greift der dann auf den Rest der Kleidung über – auweia! Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Problemen, die Schimmel hervorrufen kann. Plastikbeutel sind also ebenfalls keine Lösung.

Doch was verwendet man stattdessen, um die getragene Socke vom restlichen Kofferinhalt abzuschirmen? Ein Extra-Fach? Da solche Fächer meistens ebenfalls aus Plastik sind … Sie wissen schon. Hinzu kommt: Extra-Fächer werden oft für die kleinen Extras auf Reisen benötigt. Nicht jedoch für profane Socken. Außerdem geraten die dort gerne in Vergessenheit. Wiegt das Handgepäck mehr, als die Airline erlaubt, kann es daher unter Umständen sinnvoll sein, die Fächer nach Socken zu durchforsten. Profi-Reisende (ja, die gibt es, Stichwort: digitale Nomaden) schwören deshalb auf Baumwollsäckchen, mit denen sie ihre Dreckwäsche von den sauberen Wäschestücken trennen. Diese Säckchen sind luftdurchlässig, sodass eventuelle Feuchtigkeitsrückstände abdampfen können – im ganz wörtlichen Sinne. Die Feuchtigkeit verteilt sich im gesamten Koffer, Schimmelbildung wird unwahrscheinlich. Auch Berührungsmöglichkeiten zwischen den Socken und dem Rest der Wäsche gibt es nicht länger, sind die Socken durch Säckchen separiert. Schade für die Socken (doch sie sind ja zum Glück ohnehin meist paarweise unterwegs, außer sie kommen aus der Waschmaschine), gut für die saubere Kleidung. Ein weiteres Plus: Die Baumwolle schirmt selbst das Abgehangene der Socken vom Rest der Wäsche ab. Zumindest bis zu einem gewissen Grad oder einer bestimmten Verweildauer im Gepäck. Denn natürlich nimmt Baumwolle auch den Geruch der Dinge an, die sie umhüllt. Naturfaser eben. So gut Baumwollsäckchen deshalb das Sockenproblem zeitweilig zu lösen vermögen, irgendwann sind auch ihre Geruchsaufnahmekapazitäten erschöpft. Wer dann vergisst, die Säckchen mit den Socken mitzuwaschen, steht vor einer neuen Herausforderung: dem müffelnden Baumwollsäckchen-Phänomen. Ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, die auf Geschäftsreisen den letzten Nerv rauben. Simone Harland | redaktion@regiomanager.de  

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