Management

Serie – Internationalisierung für Mittelständler: Den Weltmarkt erschließen

Welche Chancen die Internationalisierung der Wirtschaft für Ihr Unternehmen bereithält.

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von Regiomanager 01.08.2017
(Foto: ©Kzenon – stock.adobe.com)

Von der YOLO-Popkultur über Just-in-time-Produktion bis hin zum virtuellen Arbeitsplatz – die digitale Revolution und der technologische Fortschritt lassen die Welt mit ihren Menschen und Warenströmen zusammenwachsen. Das Welthandelsvolumen und die Verflechtung von nationalen Volkswirtschaften schaffen ein globales Wirtschaftsdorf und die Internationalisierung bietet dem Mittelstand neue Chancen. In unserer vierteiligen Serie zum Thema Internationalisierung im Mittelstand möchten wir Ihnen einen kleinen Ausblick auf die Möglichkeiten und die Fallstricke bei der Internationalisierung Ihres Unternehmens geben. Welche Ansprechpartner gibt es? Wie und wo informieren Sie sich am besten im Vorfeld einer Geschäftsreise ins Ausland? Und in welcher Form können Sie international erfolgreich sein? Diese und weitere Fragen werden wir im Verlauf der Serie ansprechen und Ihnen dabei Hilfestellungen und nützliche Adressen vermitteln.

Von der Internationalisierung profitieren

Lassen Sie uns zu Beginn zunächst einen kurzen Blick auf die aktuelle Situation werfen. So hat das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn 2015 in einem Arbeitspapier festgestellt, dass der Anteil des Exportumsatzes mit Waren und Dienstleistungen am BIP von 20 Prozent im Jahr 1993 auf satte 46 Prozent im Jahr 2013 gestiegen ist. Vergleicht man weiter Zahlen der Deutschen Bundesbank, so fällt auf, dass sich der Bestand an Direktinvestitionen von heimischen Unternehmen im Ausland im Jahr 2012 mit rund 2 Billionen Euro im Vergleich zu 1994 verzehnfacht hat. Allein diese beiden Zahlen zeigen die Bedeutung des Außenhandels für unsere Wirtschaft. Gehen wir noch weiter ins Detail, sehen wir, dass der Exportumsatz der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) 2015 bei über 206 Milliarden Euro lag und rund 17 Prozent des Exportumsatzes aller deutschen Unternehmen ausmachte. Doch Export ist im internationalen Geschäft nur ein Standbein. Vergessen Sie nicht, dass auch der Import, zum Beispiel von ausländischen Zulieferern oder Tochterfirmen aus bestimmten Zielländern wie der Türkei (Textilindustrie), Tschechien (Automobilindustrie) oder China (Elektroindustrie), zu einem unternehmerischen Vorteil führen kann. Dabei stellte Dr. René Söller, Volkswirt beim Statistischen Bundesamt, 2016 fest, dass die im Außenhandel aktiven KMU zwischen 2010 und 2013 hinsichtlich ihrer Beschäftigungsentwicklung erfolgreicher waren als KMU ohne Auslandsgeschäft. Dabei weisen KMU einen geringeren Internationalisierungsgrad als Großunternehmen auf. Das IfM ermittelte, dass die KMU 40 Prozent Auslandsaktivitäten durch direkten und indirekten Export, Import sowie Verkauf an Privatpersonen aus dem Ausland im internationalen Geschäft tätigen. Die Internationalisierungsschwelle wurde bei knapp 2 Millionen Euro Jahresumsatz ermittelt.

Den Zielmarkt analysieren und bewerten

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast – ganz in diesem Sinne möchten wir Sie dazu ermutigen, Ihre eigenen Nachforschungen bezüglich unseres Themas anzustellen, denn die Internationalisierung von Unternehmen ist von KMU zu Großunternehmen, von Brache zu Branche und von Region zu Region ganz unterschiedlich. Zudem gehört das Werkzeug der Analyse zu Ihrem mächtigsten Verbündeten im Auslandsgeschäft. Ganz vorn dabei ist hier die Branchenstrukturanalyse (Five Forces) nach Porter. Michael Eugene Porter, US-amerikanischer Ökonom und Universitätsprofessor für Wirtschaftswissenschaft an der Harvard Business School, gilt als einer der führenden Managementtheoretiker. Sein Analysemodell dient der Bestimmung der Attraktivität einer Branche und kann mit ein wenig Recherche leicht von Unternehmen zur Analyse eines Auslandsmarktes genutzt werden. Im Rahmen des Modells werden dabei die Verhandlungsmacht der Lieferanten und der Kunden, die Bedrohung durch neue Wettbewerber und Ersatzprodukte sowie die Wettbewerbsintensität innerhalb der Branche analysiert und bewertet. Eine andere Analyse, die sich bestens mit der Branchenstrukturanalyse ergänzt, ist eine klassische SWOT-Analyse. Hierbei kann man die Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Bedrohungen (Threats) eines Marktes sondieren. Es gibt zwar auch weitergehende Analysetools wie die BCG-Matrix von Bruce Henderson, Gründer der namensgebenden Boston Consulting Group, oder das Diamanten-Modell von Porter, mit dem man die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften und Regionen in einzelnen Branchen analysieren kann, doch diese Tools sollte man den Fachleuten überlassen. Branchenstruktur- und SWOT-Analyse dagegen sind, die richtigen Informationen vorausgesetzt, auch für Führungskräfte anwendbar und erklären oft die Märkte oder wirtschaftliche Rahmendaten wesentlich verständlicher als zahlenbeladene Statistiken. So finden Sie in der Regel am Ende jedes länderspezifischen Themenschwerpunktheftes von Germany Trade & Invest eine SWOT-Analyse. Und damit kommen wir zu Ihren Quellen.

Informationen, Expertisen und Institutionen

Denn was nützen Analysewerkzeuge, wenn Sie keine Informationen oder Daten haben, mit denen Sie diese füttern können. Da das primäre Ziel im internationalen Geschäft des deutschen Mittelstands der europäische Binnenmarkt ist, können Fachbücher zunächst einen Einblick in das Land und seine Gesellschaft geben. Auch können Sie nützliche Daten beim Statistischen Bundesamt, bei verschiedenen Institutionen der EU oder über die OECD-Datenbank unter http://stats.oecd.org erhalten. Darüber hinaus können Ihnen die für Sie zuständige IHK oder spezialisierte Schwerpunkt-IHKs in NRW weiterhelfen. So betreut zum Beispiel die IHK Mittlerer Niederrhein mit ihrer Expertise die Subsaharaländer Äthiopien, Angola, Ghana, Kamerun, Kenia, Nigeria, Südafrika und Tansania. Die IHK betreibt unter www.subsahara-afrika-ihk.de ein Webportal zum Thema und bietet Informationen zum Wirtschaftsraum; von der Kulturkompetenz bis zur Unternehmensdatenbank. Weitere nützliche Adressen für Recherche und Informationen sind die deutschen Auslandshandelskammern (AHK). Diese beraten, betreuen und vertreten weltweit an über 130 Standorten in 90 Ländern deutsche Unternehmen, die ihr Auslandsgeschäft auf- oder ausbauen wollen. Die AHKs sind Institutionen der deutschen Außenwirtschaftsförderung. Sie können sie online unter www.ahk.de finden oder eine ihrer Niederlassungen besuchen. So hat zum Beispiel die Deutsch-Indische Handelskammer im Herzen der Düsseldorfer Altstadt ihren Sitz. Sollten Sie jedoch spezielles Wissen über einen Markt, ein Produkt oder ein Unternehmen etwa aus dem außereuropäischen Raum suchen, dann hilft oft nur der Weg zu einer Wirtschaftsberatung oder einem regionalspezifischen Fachberater; alternativ und in Ergänzung dazu das Gespräch mit einem Unternehmer, der dort, wo Sie hinmöchten, aktiv ist oder sich diesbezüglich bereits die Finger verbrannt hat. Lernen Sie aus den Erfahrungen Ihrer Unternehmerkollegen. Oft lässt sich so viel Ärger vermeiden und Geld einsparen.

Vom Import bis zur Tochtergesellschaft

Das internationale Geschäft ist ein lohnenswertes Feld, das in Zukunft für viele mittelständische Unternehmen von stetig wachsender Bedeutung sein wird. Wie Sie sich hier richtig aufstellen und Ihre Personalpolitik den veränderten Anforderungen anpassen können und welche Formen der Auslandsaktivitäten vom Import seltener Metalle bis zur Tochtergesellschaft in São Paulo möglich sind, das lesen Sie in unserem nächsten Beitrag.
André Sarin | redaktion@niederrhein-manager.de

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