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Serie – 10 Tipps: Innovationsmanagement: Neues bewusst gestalten

Internet, Smartphones, Digitalisierung: Das sind drei Beispiele für technische Innovationen, die die Welt in diesem Jahrhundert rasant verändert haben. Auch in Zukunft wird die Digitalisierung Märkte auf den Kopf stellen. Wer im Wettbewerb bestehen will, musste schon immer seine Prozesse und Produkte überdenken und weiterentwickeln. Durch die Digitalisierung beschleunigen sich Innovationsprozesse jedoch. Die Notwendigkeit, anders zu arbeiten, neue Dinge zu erfinden und Geschäftsmodelle zu verändern, wird dringlicher. Ein gezieltes Innovationsmanagement ist sinnvoll. „Innovationsmanagement ist die bewusste Gestaltung und Steuerung von Innovationsprozessen und ihrer Rahmenbedingungen“, lautet die Definition von Professor Klaus Fichter von der Universität Oldenburg. Was das konkret für Unternehmen bedeutet, verraten Ihnen die folgenden Tipps.

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von Regiomanager 01.01.2018
Foto: ©Sergey Nivens – stock.adobe.com

1 GEZIELTE REVOLUTION

Produktinnovationen und Prozessverbesserungen finden in den meisten Unternehmen bisher in kleinen Schritten statt. Das bekannte Geschäft wird weiter optimiert und lediglich um einzelne Geschäftsfelder bereinigt. Das liegt halt daran, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist, gerne an Routinen festhält und Angst hat, gewohnte Praktiken aufgeben und lieb gewordene Privilegien abgeben zu müssen. Aber wenn Märkte bedroht sind, ergibt sich ein Zwang zum Neuanfang. Revolutionäre Änderungen sind dann zwingend. Ideal ist es, wenn Unternehmen bereits vorausschauend handeln und frühzeitig über Innovationen nachdenken. Und das strukturiert. Überlegen Sie sich, auf welchen Feldern Sie innovativ sein wollen. Welche Geschäftszweige schwächeln und verändert werden müssten? Welche Kompetenzen gibt es im Unternehmen, die auf anderen Gebieten eingesetzt werden können? Tipp: Verzetteln Sie sich nicht. Verfallen Sie nicht in einen Innovationswahn und versuchen Sie nicht, an allen möglichen Ecken etwas zu verändern. Konzentrieren Sie sich z.B. auf eine neue Produktidee.

2 INNOVATIONSTREIBER
Wie entstehen Innovationen? Treiber sind meist einzelne Personen oder kleine Teams. „Das sind Leute mit Fach-Know-how, die für ein Thema brennen“, weiß Professor Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule. Der promovierte Betriebswirt beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit den Entstehungszusammenhängen von Innovationen. Solche Leute bräuchten Freiraum zum Querdenken, Zeit und etwas Geld. Wer nur im Routinegeschäft steckt, dem bleibe keine Luft mehr für neue Ideen. Tipp: Vordenker im Unternehmen brauchen Rückendeckung durch den Chef oder einen anderen Entscheider. Das ist wichtig, damit Innovationen auch gegen Widerstände umgesetzt werden können. Wenn der Chef selbst als Innovator unterwegs ist – wie zum Beispiel damals Steve Jobs bei Apple –, ist das eine ideale Voraussetzung.

3 INNOVATIONSKULTUR
Ohne passende Rahmenbedingungen wird ein Innovationsmanagement nicht gelingen. Damit Innovationsprozesse in Gang kommen und gestaltet werden können, bedarf es einer Innovationskultur im Unternehmen. Von der Chefetage bis zum Auszubildenden muss ein Bewusstsein vorliegen, dass innovative Ideen und Lösungen das Unternehmen nach vorne bringen. Innovationsmanagement ist etwas substanziell anderes als das Management von wiederholten Routineentscheidungen. Deswegen muss auch über unkonventionelle Methoden, neue Strukturen und Kooperationspartner nachgedacht werden. Tipp: Chefetage und Management müssen den Mut aufbringen, Freiheitsgrade für Innovationen zuzulassen. Auch das Risiko des Scheiterns und Irrwege müssen einkalkuliert werden.

4 BRANCHENÜBERGREIFENDE IDEEN
Innovationen sind nicht nur neue Produkte im Sinne von Erfindungen. 80 Prozent aller Innovationen sind eine Rekombination vorhandenen Wissens. Das bedeutet, Unternehmen können ihre bereits vorhandenen Potenziale für neue Produkte und Dienstleistungen in ganz anderen Branchen nutzen. Professor Bernd Kriegesmann nennt als Beispiel den Bergbauzulieferer, der heute seine Getriebekompetenzen in Windkraftanlagen untergebracht hat. Oder das Unternehmen Porsche, das in den 1990er-Jahren mit seinem hausinternen Consulting-Team die eigenen Abläufe grundlegend umgekrempelt und den Turnaround geschafft hat. Heute ist Porsche Consulting auch extern als Beratungsunternehmen erfolgreich. Tipp: Schauen Sie über den Tellerrand. Sie sollten sich Wissens- und Technologiequellen außerhalb Ihres angestammten Fachgebietes aneignen. Besuchen Sie zum Beispiel Messen, andere Unternehmen oder machen Sie Fortbildungen außerhalb Ihrer Branche.

5 QUERDENKER UND KÜNSTLER
Neue Ideen und Denkweisen, andere Herangehensarten und Kommunikationsformen – auch solche Dinge fördern das Innovationsmanagement. Der Spieleentwickler, der ein Logistikunternehmen berät; ein Schauspieler, der Kommunikationstrainings veranstaltet – die Zusammenarbeit mit Künstlern und Kreativen kann sehr fruchtbar sein. Im Internet gibt es entsprechende Plattformen, auf denen man seine Ideen ausschreiben kann und Berater aus den verschiedensten Fachbereichen erreicht. Ideenwettbewerbe und Hochschulkooperationen sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, Innovationen voranzutreiben. Tipp: Führen Sie ein Ideenmanagement im Unternehmen ein und benennen eine Abteilung oder ein „Innovationsteam“, das hausinternen die Ideen bündelt.

6 INTRAPRENEUERSHIP
Auch wenn Vorreiter den Innovationsprozess anstoßen, so muss die Mannschaft nachziehen bzw. mitziehen. Wenn die Mitarbeiter frühzeitig in den Innovationsprozess einbezogen werden, hat das mehrere Vorteile: Das gemeinsame Überlegen und Gestalten fördert die Motivation bei den Mitarbeitern. Außerdem ist ihr Wissen und Potenzial eine wichtige Ressource. Und wenn es später um die Einführung eines neuen Produktes oder einer neuen Arbeitsorganisation geht, wird die Akzeptanz besser sein. Schließlich wollen die Mitarbeiter Erfolg für „ihr Baby“. Tipp: Die Mitarbeiter sollten nicht das Gefühl bekommen, dass die bisherigen Produkte, Prozesse und Dienstleistungen nichts mehr wert sind. Innovationen müssen nicht radikal das Alte ersetzen, es funktioniert auch ein Nebeneinander. Man denke an den Einzelhändler, der auch einen Online-Shop betreibt.

7 INKUBATOREN UND NETZWERKE
Inkubatoren als kreative Ideenschmiede: Immer mehr Großkonzerne leisten sich solche autonomen Versuchslabore. Fachleute verschiedenster Disziplinen brüten in diesen Sondereinheiten gemeinsam ihre Ideen aus. Als Mittelständler muss man meist mit weniger Ressourcen haushalten, deswegen bieten sich betriebsinterne Netzwerke an. Das funktioniert virtuell und temporär, und beim Wissensaustausch können auch die Kunden mit einbezogen werden. Diese Netzwerkarbeit läuft neben dem Tagesgeschäft – das heißt, die Innovationsgeschwindigkeit ist wahrscheinlich geringer als in Inkubatoren, aber der Praxisbezug und der Blick für die Umsetzbarkeit dürfte größer sein.  Tipp: Feiern Sie Ihre Erfolge. Auch ein Prototyp ist es wert, angemessen gewürdigt zu werden. Nicht nur die Serienreife und hohe Verkaufszahlen sollten der Maßstab sein. Ihre Mitarbeiter werden sich freuen, wenn Sie ihre innovativen Ideen wertschätzen.

8 VON START-UPS LERNEN
Flache und sogar keine Hierarchien, eine innovative Arbeitsorganisation, flexible Arbeitszeiten und -orte: Das sind Markenzeichen von Start-ups. Bei aller Lockerheit und spacigen Büros inklusive Kickerkasten auf dem Flur: Auch in Start-ups gibt es Strukturen und Regeln. Kreativzeit ist mancherorts fest eingeplant. Das Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen Sipgate veranstaltet beispielsweise alle 14 Tage einen „Open Friday“, an dem die tägliche Arbeit liegen bleibt. Stattdessen kann jeder Themen und Ideen vorschlagen, die mit allen Interessierten besprochen werden. Dabei kommen auch Themen zur Sprache, die die gängige Praxis hinterfragen. Tipp: Ein Erfolgsrezept von Start-ups ist, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter besonders hoch ist. Die intrinsische Motivation der Mitarbeiter ist meist stark ausgeprägt – also die Motivation jedes Einzelnen aus sich selbst heraus, Innovationen zu entwickeln.

9 INNOVATIVE METHODEN NÖTIG
Reines Brainstorming reicht nicht aus, um innovative Prozesse in Gang zu bringen. Strukturiertes Vorgehen ist nötig und dazu gehören auch gezielte Innovationsmethoden. Design Thinking oder agiles Projektmanagement gelten als probate Mittel, um neue, marktgerechte Produkte zu entwickeln. Die Produktentwicklung erfolgt schrittweise und dem Kunden werden schon Prototypen zum Testen gegeben. Die Entwicklungszeit ist extrem kurz; die Perfektion ist zweitrangig. Kundennutzen und Kundenbedürfnisse stehen im Vordergrund. Tipp: Methoden-Know-how ist wichtig. Man kann es sich z.B. von externen Dienstleistern ins Haus holen, eigene Mitarbeiter fortbilden oder mit Hochschulen zusammenarbeiten.

10 DRANBLEIBEN
Auch innovative Start-ups überdenken ihre Arbeitsprozesse und Methoden regelmäßig. Beim Design Thinking sind die Verbesserungsprozesse Teil des Entwicklungsprozesses. Aber darüber hinaus gilt es betriebsintern Abläufe, Arbeitsorganisation, Arbeitskultur, Kommunikationsprozesse etc. in gewissen Abständen zu durchleuchten. Wie effektiv ist das Ganze? Wie zufrieden sind die Leute? Wie klappt die Umsetzung der Ideen? Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess gehört zum Innovationsmanagement. Tipp: Unternehmen müssen bei der Produkteinführung einen langen Atem haben – Computer, Navis oder Smartphones haben den Markt auch nicht über Nacht erobert.

Claudia Schneider | redaktion@regiomanager.de

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