Management

Unternehmen vernetzen: „NRW in die KI-Champions-League!”

Unternehmen und Forschung zu vernetzen – das ist eines der vorrangigen Ziele der Kompetenzplattform KI.NRW. Ein Interview mit Geschäftsführer Dr. Christian Temath über „KI made in NRW“.

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von Regiomanager 13.09.2023
(© ­­­master1305 − stock.adobe.com)

Regio Manager: Was genau ist KI.NRW?

Dr. Christian Temath: KI.NRW ist die vom Land NRW geförderte Kompetenzplattform für Künstliche Intelligenz in Nordrhein-Westfalen. Sie ist angesiedelt am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt Augustin bei Bonn, einem der größten Forschungsinstitute für angewandte Künstliche Intelligenz in Europa. Und das leitet auch gut zu unserem Ziel über: Wir wollen NRW in der Champions League der angewandten KI etablieren. Das gelingt, indem wir den Transfer von Künstlicher Intelligenz aus der Spitzenforschung in die Wirtschaft beschleunigen, eine Leitregion für berufliche Qualifizierung in KI aufbauen und Impulse im gesellschaftlichen Dialog setzen. Dabei stellen wir den Menschen in den Mittelpunkt einer vertrauenswürdigen KI.

RM: Woher schöpfen Sie Ihre Kontakte?

CT: Wir als KI.NRW sind eine große Vernetzungsinitiative. Das heißt, wir suchen aktiv den Kontakt zu relevanten Multiplikatoren in Nordrhein-Westfalen, wie etwa den Industrie- und Handelskammern. Ebenso gehen wir auf Branchenverbände aus Handel oder Handwerk und auf nordrhein-westfälische Unternehmen zu. Auch Kooperationen mit Cluster-Initiativen bieten gute Vernetzungsmöglichkeiten. Darüber hinaus nehmen wir über das Jahr an sehr vielen Veranstaltungen teil beziehungsweise organisieren diese selbst: So besuchen wir beispielsweise Messen, halten Vorträge und veranstalten Workshops oder Networking-Events. Durch die Vernetzung von Forschung und Wirtschaft setzen wir immer wieder Impulse für gemeinsame Projekte. Aus einigen entstehen die KI.NRW-Flagships. Hierbei handelt es sich um hochinnovative und anwendungsbezogene KI-Leuchtturmprojekte in Einzel- und Verbundvorhaben aus unterschiedlichen Branchen wie Mobilität, Produktion und Gesundheit. Diese werden vom Land NRW gefördert.

RM: Was kann ich als Unternehmen tun, um von Ihrem Know-how zu profitieren?

CT: Eine wichtige Voraussetzung, um von KI zu profitieren, ist den Mut zu haben, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen und sich zu fragen: »Wo kann KI speziell meinem Unternehmen konkret helfen?« Hier setzen wir bei KI.NRW mit spezifischen Angeboten für Unternehmen an, die kostenfrei zur Verfügung stehen und direkt über unsere Website gebucht werden können. Damit wollen wir speziell KMU dabei begleiten, ihre KI-Reise zu starten. Dazu zählen beispielsweise Erstberatungsangebote wie der »KI.Schnellstart«, die »KI.Sprechstunde«, aber auch der Einführungsvortrag »KI.Kick-off«. Es gibt zudem konkrete Workshopformate wie den »AI Design Sprint™«, in dem mit den Mitarbeitenden eines Unternehmens konkrete KI-Konzepte erarbeitet werden. Und im Format »AI.Shadowing« gehen die KI-Expert*innen in die Unternehmen und beobachten Prozesse und Abläufe, um KI-Potenziale zu identifizieren, zu bewerten und nutzbar zu machen. Wir stellen auf Wunsch den Kontakt zu KI-Unternehmen für die Implementierung her. Unabhängig davon, für welches KI-Projekt sich ein Unternehmen entscheidet, für alle ist eines wichtig: Damit der Einsatz von Künstlicher Intelligenz erfolgreich wird, ist es wichtig, KI als Teamsport zu begreifen, bei dem alle Mitarbeitenden mitgenommen werden.

RM: Kann man im Rahmen der generativen KI als Unternehmen produktiver werden und somit auch dem Problem des Fachkräftemangels entgegenwirken?

CT: Absolut. Für viele Unternehmensbereiche werden neue KI-Tools zur Verfügung stehen, die auf generativer KI basieren und uns assistieren. Generative KI sehe ich vor allem im Bereich der Produktentwicklung und -verbesserung: Hier wird eine KI beispielsweise Vorschläge für neue Produktvariationen machen oder zur Optimierung bestehender Designs, die dann im weiteren Entwicklungsprozess genutzt werden können. Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass insbesondere repetitive administrative Prozesse, wie die Dokumentenanalyse, künftig größtenteils durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden. Hierbei ist wichtig zu betonen, dass KI als Assistenzsysteme verstanden werden. Der Mensch bleibt derjenige, der den Gesamtzusammenhang von Projekten oder Aufgaben begreift, über den Tellerrand blickt, die richtigen Fragen stellt und letztlich die Entscheidung trifft. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass KI dazu beitragen kann, Mitarbeitende bei ihrer Arbeit zu entlasten, damit sie wieder mehr Zeit haben, sich auf ihre wesentlichen, anspruchsvolleren Tätigkeiten zu konzentrieren. Gleichzeitig ist es mithilfe von KI möglich, den Fachkräftemangel zu bewältigen.

RM: In welchen Bereichen sehen Sie die KI als besonders zukunftsweisend für die Wirtschaft?

CT: Laut einer aktuellen Bitkom-Studie ist KI eine Querschnittstechnologie, die praktisch überall zum Einsatz kommt – in der Automobilbranche, im Maschinenbau wie auch im Dienstleistungsbereich. Allein in NRW gibt es sehr viele Use Cases, die zeigen, wie KI entlang der Wertschöpfungskette verschiedener Branchen helfen kann, Prozesse besser zu machen oder Energie und Ressourcen zu sparen. Im Gebäude-Energiemanagement beispielsweise – dazu zählen unter anderem Lüftungs- und Heizungseinstellungen – lässt sich mithilfe von Künstlicher Intelligenz der Energieverbrauch um bis zu 20 Prozent senken. Auch in der Produktion lässt sich KI vielseitig einsetzen, wie etwa zur Produktverbesserung, Qualitätssicherung oder Produktivitätssteigerung. Im Logistikbereich wiederum lassen sich mittels KI-basierter Tourenplanung Fahrtzeiten und damit der CO2-Ausstoß reduzieren. Auch im Handel oder bei der Produktion von Lebensmitteln können Ressourcen eingespart werden. So lässt sich durch die Prognosen mittels KI eine Überproduktion von frischen Lebensmitteln, beispielsweise Backwaren, vermeiden. Es zeigt sich also: KI ist da, um zu helfen – bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft sowie bei der Erhaltung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit.

Info: Kontakte finden zur KI

Deutschlandweite Kontakte findet man auf www.plattform-lernende-systeme.de: Forschungsinstitutionen, Transferzentren und Studiengänge: Die „Plattform Lernende Systeme“ hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2017 initiiert. Die rund 200 Mitglieder sind in Arbeitsgruppen und einem Lenkungskreis organisiert. Sie zeigen den persönlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen von lernenden Systemen auf, benennen aber auch Herausforderungen und Gestaltungsoptionen.

Auf www.ki.nrw findet man eine Vielzahl an Informationen und Kontakten rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Eine digitale KI-Landkarte gibt einen Überblick über das gesamte KI-Ökosystem in Nordrhein-Westfalen mit anbietenden Unternehmen, Beispielanwendungen und KI-Produkten, aber auch zu Forschungsprojekten und -einrichtungen sowie zur beruflichen Ausbildung.

Birgit Marx | redaktion@regiomanager.de

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