Immobilien (Technik)

Die Sonne strahlt

Die Solarbranche boomt. In diesem Jahr wurde die dreimillionste Solarstromanlage in Betrieb genommen. Auch in Zukunft ist weiteres Wachstum zu erwarten.

Avatar
von Regiomanager 15.08.2023
(© RealPeopleStudio – stock.adobe.com)

Im ersten Quartal 2023 verzeichnete die Photovoltaik-Nachfrage ein Allzeithoch. Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurden 2,7 Gigawatt Photovoltaik-Leistung neu in Betrieb genommen, was einem Anstieg von 33 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres 2022 entspricht.
Dieser Rekord ist vor allem auf einen beispiellosen Solarboom in deutschen Eigenheimsiedlungen zurückzuführen. Laut einer Analyse des Bundesverbandes Solarwirtschaft wurden jeweils ein Drittel der bisher in Deutschland installierten Photovoltaik-Leistung auf privaten Gebäuden, ein Drittel auf Gewerbebauten und ein Drittel in ebenerdig errichteten Solarparks installiert.
Ein Blick auf die Statistik zeigt, wie stark der Photovoltaik-Ausbau in den letzten Jahren beschleunigt wurde: Im Jahr 2011 wurde die einmillionste Solarstromanlage in Betrieb genommen, 2020 die zweimillionste und nur drei Jahre später die dreimillionste. Der Bundesverband Solarwirtschaft erwartet bereits Anfang 2024 die Inbetriebnahme des viermillionsten PV-Systems.
Neben den drei Millionen Solarstromanlagen sind nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft bereits weitere rund 2,6 Millionen Solarthermie-Systeme auf deutschen Dächern installiert. Diese werden vor allem von Privathaushalten genutzt, um den Großteil ihres Warmwasser- oder einen Teil ihres Raumwärmebedarfs abzudecken. Insgesamt nutzen schätzungsweise über fünf Millionen Privathaushalte in Deutschland bereits Solarenergie von ihren eigenen Hausdächern für die Strom- und/oder Wärmeerzeugung.

Private Immobilieneigentümer als wichtigste Treiber

Neben immer mehr und immer größeren Solarparks haben private Immobilienbesitzer in den letzten Jahren eine maßgebliche Rolle als Treiber der Energiewende gespielt. Die Nachfrage nach Photovoltaik-Systemen und Solarspeichern hat sich zwischen 2019 und 2022 mehr als verdreifacht, wie aus Auswertungen des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur hervorgeht.
„Beinahe alle Zeichen stehen weiter auf Wachstum: Solarsysteme sind preiswert, die Zahl der Fachkräfte steigt, die Liefersituation hellt sich auf und Marktbarrieren werden zunehmend abgebaut“, freut sich Carsten Körnig, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft.
Die Bundesnetzagentur meldete über Pfingsten die Inbetriebnahme der dreimillionsten Solarstromanlage. Die jährliche Solarstromernte der hierzulande installierten PV-Kraftwerksbestände reicht bereits aus, um mehr als zehn Prozent des heimischen Strombedarfs klimafreundlich zu decken. Gemäß den Beschlüssen der Ampelkoalition soll dieser Anteil bis zum Jahr 2030 auf über 25 Prozent erhöht werden.
Die gestiegenen Energiepreise im letzten Jahr führten zu einer deutlichen Zunahme der Nachfrage nach Solarheizungen. 2022 wurden rund 91.000 neue Solarwärmeanlagen installiert, was einem Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch Unternehmen und Investoren von Solarparks zeigen ein spürbares Interesse an Photovoltaik-Systemen. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) planen in den kommenden Jahren die Installation einer Solarstromanlage auf ihrem Firmendach. Trotzdem bleiben immer noch über 90 Prozent der geeigneten Firmendächer für die Energiewende ungenutzt, weshalb hier laut Carsten Körnig ein hoher Nachholbedarf besteht.

Vereinfachungen beim Netzanschluss neuer Solaranlagen

Hilfreich sind hier die vom Bundeswirtschaftsministerium geplanten Vereinfachungen beim Netzanschluss neuer Solarstromanlagen auf Gewerbedächern. Die bisherigen strengen Zertifizierungsauflagen haben den Photovoltaikausbau auf Firmendächern stark gebremst und zu langen Verzögerungen bei der Solarisierung von Firmendächern geführt. Dieses Marktsegment gilt als besonders erfolgskritisch für das Erreichen der Klimaschutzziele.
Die neuen Regierungspläne sehen vor, dass PV-Anlagen mit einer Anschlussleistung zwischen 135 bis 500 Kilowatt zukünftig von der Pflicht zum Anlagenzertifikat befreit werden, wenn sie über den Eigenverbrauch in der Kundenanlage hinaus maximal 270 Kilowatt Leistung ins Netz einspeisen.
Carsten Körnig: „Damit wird eine weitere große Marktbarriere beseitigt. Dank der bereits erfolgten Abwägung von Netz- und Solartechnik-Belangen beim Zustandekommen des Kompromisses wird es hoffentlich schnell zu einer Verabschiedung der Verordnungen kommen. Nur mit einer vollständigen Entfesselung und einer schnellen Vervielfachung der Photovoltaik-Nachfrage auch im Gewerbesektor lassen sich die ehrgeizigen Photovoltaik-Ausbauziele der Bundesregierung erreichen..
Diese sehen vor, den Anteil der Photovoltaik von derzeit gut zehn Prozent in den kommenden zehn Jahren auf 30 Prozent zu steigern, die insgesamt in Deutschland installierte PV-Leistung von derzeit rund 70 Gigawatt (GW) auf 215 GW bis zum Jahr 2030.
„Die Aufhebung des Eigenverbrauchsverbotes und das Heraufsetzen der Gebotshöchstwerte haben die Solarauktionen auf Erfolgskurs gebracht. Doch der Ausbau muss weiter beschleunigt werden. In vier Jahren muss jährlich fünfmal so viel Solarstromleistung auf Firmendächern installiert werden. Es ist daher überfällig, nun weitere Investitionsbarrieren für die Errichtung neuer PV-Firmendächer zu beseitigen“, so Körnig.

Der gewerbliche
Solarbau boomt

Handwerker, die Installationen von Photovoltaik- und Solaranlagen anbieten, können sich bei diesen Zahlen über den aktuellen Solarboom und die geplanten Vereinfachungen beim Netzanschluss neuer Solarstromanlagen auf Gewerbedächern freuen. Die Branche für gewerblichen Solarbau hat in den letzten Jahren einen regelrechten Aufschwung erlebt und nimmt eine immer wichtigere Rolle in der nachhaltigen Energiewirtschaft ein.
Schließlich hat das wachsende Bewusstsein für den Klimawandel und die Notwendigkeit, auf erneuerbare Energien umzusteigen, die Solartechnologie zu einer attraktiven Option für Unternehmen jeder Größe gemacht, die ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und gleichzeitig ihre Energiekosten senken möchten.
Eine der großen Herausforderungen in der Branche besteht darin, maßgeschneiderte Lösungen für die individuellen Bedürfnisse jedes Unternehmens zu entwickeln. Die Größe der Anlage, die Positionierung der Solarpanels und die Speicherkapazitäten müssen sorgfältig geplant werden, um die maximale Energieausbeute zu gewährleisten. Ingenieure, Architekten und Solarexperten arbeiten eng zusammen, um eine optimale Integration der Solaranlagen in die bestehende Infrastruktur zu erreichen.
Als Teil der erneuerbaren Energiewirtschaft trägt der gewerbliche Solarbau dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, die CO2-Emissionen zu reduzieren und einen positiven Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten. Unternehmen, die auf Solarstrom umsteigen, können nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen, sondern auch ihr Image stärken und Kunden gewinnen, die umweltbewusste Geschäftspraktiken schätzen.
Für Handwerker, die Photovoltaik- und Solaranlagen anbieten, bedeutet der Solarboom eine vielversprechende Geschäftschance, um die steigende Nachfrage zu bedienen und zur weiteren Verbreitung der Solarenergie beizutragen.

Mehr Strom erzeugen
mit Solartrackern

Ebenfalls steigend ist die Beliebtheit von Solartrackern. Dabei handelt es sich um technische Vorrichtungen, die eine Photovoltaik-Anlage automatisch nach dem jeweiligen Sonnenstand ausrichtet. Mit einem Solar-Tracking-System sind sowohl bei kleinen als auch großen Solaranlagen überdurchschnittliche Solarerträge realisierbar: Solartracker erzeugen mehr Strom als ihre stationären Gegenstücke, da die Solarmodule stets optimal zur Sonne ausgerichtet sind und somit das Maximum an Solarenergie absorbieren und in Solarstrom umwandeln können. Dieser Anstieg kann je nach geografischer Lage des Trackingsystems bis zu zehn bis 25 Prozent betragen.
Es gibt verschiedene Arten von Solartrackern, wie einachsige und zweiachsige Tracker, die je nach Standort und spezifischen Anforderungen der Solaranlage ausgewählt werden können: Installationsgröße, lokales Wetter, Breitengrad und elektrische Anforderungen sind wichtige Faktoren, die den Typ des für eine bestimmte Solaranlage am besten geeigneten Solartrackers beeinflussen können.
Zu beachten ist, dass Solartracker geringfügig teurer sind als ihre stationären Gegenstücke. Dies ist in der Regel eine Steigerung von 0,08 bis 0,10 USD/W, abhängig von der Größe und dem Standort des Projekts. Einachsige Tracker-Projekte erfordern außerdem einen zusätzlichen Fokus auf Unternehmensstabilität und Bankfähigkeit. Wenn es darum geht, Projekte zu finanzieren, sind diese Systeme komplexer und werden daher aus Sicht eines Finanziers als höheres Risiko angesehen.
Insgesamt sind Solartracker allerdings hocheffiziente Anlagen und eignen sich sowohl für große als auch für kleine Projektstandorte, wenn der Standort und die Standortbedingungen angemessen sind.

Alle Zeichen stehen weiterhin auf Wachstum

Die jährliche Solarstromernte der installierten PV-Kraftwerksbestände reicht bereits aus, um mehr als zehn Prozent des heimischen Strombedarfs klimafreundlich zu decken. Die Ampelkoalition plant, diesen Anteil in den kommenden zehn Jahren auf rund 30 Prozent auszubauen.
Daher wundert es nicht, dass der Bundesverband Solarwirtschaft die Zukunft der Solartechnik als positiv beurteilt: „Vom großen Solarpark bis zum kleinen Balkonkraftwerk ist die Nachfrage sprunghaft gestiegen. Solartechnik verbessert dabei nicht nur stetig die Klimabilanz des Strommixes. Preiswerte Solarenergie ist inzwischen auch zu einem wichtigen Treiber der Verkehrs- und Wärmewende geworden. Spätestens durch die jüngste Energiekrise hat sich herumgesprochen, welche großen ungenutzten Energiepotenziale die meisten Dächer bieten. Ein durchschnittliches Eigenheimdach reicht in der Regel aus, um den kompletten Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarf einer vierköpfigen Familie rechnerisch zu decken“, betont Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Dementsprechend stünden beinahe alle Zeichen weiterhin auf Wachstum für die Branche: „Solarsysteme sind preiswert, die Zahl der Fachkräfte steigt, die Liefersituation hellt sich auf und Marktbarrieren werden zunehmend abgebaut.“ Allerdings bestünde das Risiko, dass gestiegene Finanzierungskosten aufgrund hoher Zinsen diese Entwicklung bremsen könnten.

Teilen:

Newsletter abonnieren

Newsletter abonnieren und Brancheninfos erhalten

Datenschutz*