Produktion

Zaun- und Tortechnik: Sicherheit macht sich bezahlt

Metallzaun- und Torindustrie entwickelt ganzheitliche Sicherheitslösungen für den Perimeterschutz, bei denen mechanische Schutzsysteme mit elektromechanischen, elektrischen und elektronischen Komponenten kombiniert werden.

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von Regiomanager 12.09.2019
Der Zaun ist die klassische mechanische Absicherung von Industrieanlagen und anderen sensiblen Bereichen (Foto: ©pav1007 – stock.adobe.com)

Die Loveparade-Katastrophe und der Weihnachtsmarkt-Anschlag am Breitscheidplatz in Berlin veränderten die Welt der Veranstaltungen und forcierten die Suche nach Strategien zur Abwehr von Gefahren bei Menschenansammlungen: Sicherheitsfragen wurden auch durch andere Bedrohungslagen befeuert. Diebstahl, Vandalismus, Sabotage, aber auch Spionage sind Probleme in der Industrie. Trotz ihrer hohen Sicherheitsanforderungen befinden sich gewerbliche Immobilien häufig in Gewerbegebieten weit außerhalb von Wohngebieten. Waren sind oft nicht ausreichend gesichert oder versichert. Deshalb wird der Perimeterschutz , also der Schutz von Außenbereichen durch mechanische, bauliche oder personelle Maßnahmen, in fast allen Bereichen immer relevanter.
Wohn- und Industrieanlagen, weiträumige Logistik- und Verkehrsflächen, See- und Flughäfen, Fußballstadien, Freizeit- und Spielgelände sowie Krankenhaus- und Forensikeinrichtungen, aber auch Justizvollzugsanstalten sowie militärische Infrastrukturen gilt es zu schützen. Die Metallzaun- und Torindustrie entwickelt ganzheitliche Sicherheitslösungen für den Perimeterschutz, bei denen die mechanischen Schutzsysteme kombiniert werden. Elektromechanische, elektrische und elektronische Komponenten aus den Bereichen „Akustische und optische Alarmsysteme“, „Überwachungssysteme“, „Videosysteme“ und „Zutrittskontrollsysteme“ ergänzen die klassischen mechanischen Schutzmaßnahmen wie Zäune und Tore. Zufahrtssperren bis hin zu modernen elektronischen Komponenten wie Überwachungskameras, Drohnendetektionsanlagen, Einbruchmelde-Systeme oder Zutrittskontrollen mittels Biometrie sind längst Standard.

Versicherer mit Forderungen

Viele Freigelände sind gegen Diebstahl, Vandalismus oder Industriespionage nur unzureichend gesichert. Ein Umstand, der einige Versicherer inzwischen bewogen hat, ihre Vorgaben für den Schutz von Außengeländen weiter zu erhöhen. Zu denken wäre etwa an hochauflösende Kameras oder Lichtwellenleiter, die in nur wenige Millimeter dicke Bodendetektoren eingebaut sind und Alarm geben, sobald jemand die Fläche betritt. Im Idealfall sind die verschiedenen Komponenten zu einem intelligenten Sicherheitssystem vernetzt.
Trotz aller Technik: Die mechanische Sicherung durch Zäune und Tore, die nur schwer zu überwinden sind, bleibt für den Schutz von Außenanlagen und Gebäuden von zentraler Bedeutung.

Hindernisse erschweren Angriffe

Ein herkömmlicher Maschendrahtzaun sei in etwa 15 Sekunden überwunden, „für einen dedizierten Hochsicherheitszaun brauchen selbst Geübte mit schwerem Gerät mehr als zehn Minuten“, heißt die Botschaft. Physische Hindernisse erschweren jeden Angriff und schaffen ein Zeitfenster für Intervention, wissen die Fachleute. Je nach Sicherheitsanforderung und Budget könne zudem nicht jeder Geländeabschnitt mit dem gesamten Arsenal technischer Möglichkeiten abgesichert werden. Bei Industriearealen sei ein sinnvoller Kompromiss zwischen Abweisung und Wirtschaftlichkeit gefragt. Welche Lösung die richtige ist, hänge von der Funktion ab.
Potenzielle Schwachstellen in der Geländesicherung sind die Zugänge. Der Personenzutritt lässt sich mit Vereinzelungsanlagen kontrollieren, typischerweise Drehkreuze mit Authentifizierung über Kartenlesegeräte oder andere elektronische Kontrollen. Auch der Zugang mit Fahrrädern lasse sich so kontrollieren. Kritisch sei die Fahrzeugzufahrt. Selbst schnell laufende Schiebetore brauchen je nach Breite zwischen 20 und 40 Sekunden, bis das Gelände wieder geschlossen ist. Aus Sicherheits- und Komfortgründen werden deswegen zunehmend Schnellfalttore eingesetzt, die sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde öffnen und schließen, und damit mehr als dreimal so schnell als ein schnell laufendes Schiebetor sind.

Automatisierte Tore gefragt

Türen und Tore verschließen Gebäudeöffnungen in der Außenfassade und im Innenbereich. Dabei spielen Öffnungsfrequenzen, Bedienkomfort und funktionale Vorgaben eine wichtige Rolle. Schließlich sind die Anforderungen vielfältig: Logistikunternehmen verzeichnen viele Öffnungszyklen, Werkstätten müssen das Tor nur selten für eine Durchfahrt ganz öffnen, benötigen aber einen Personendurchgang mit integrierter Schlupftür. Lichteinfall, Wärmeschutz oder Klimatisierung sind weitere Faktoren. Aktuell ist zu beobachten, dass Unternehmen und auch der Privatbereich zunehmend auf automatisierte Toranlagen setzen. Rund ein Viertel der etwa zehn Millionen Tore öffnet und schließt mittlerweile durch einen elektrischen Antrieb.

Branche im Aufwind

Mehr als 1,3 Millionen Tore werden im Jahr in Deutschland produziert, der Gesamtumsatz der Torindustrie lag im vergangenen Jahr bei knapp zwei Milliarden Euro. Im Inland wurden mit Industrie-, Garagen- und Arealtoren sowie Antrieben, Steuerungen und Schutzeinrichtungen 1,5 Milliarden Euro umgesetzt, der Exportanteil am Umsatz mit Toren und Komponenten ist allerdings gesunken. Die deutschen Zaunbauer erwirtschaften Spitzenergebnisse von gut einer halben Milliarde. „Wenn es der Bauwirtschaft gut geht, geht es auch uns gut“, sieht Kai-Uwe Grögor eine „grundsolide Entwicklung“ der deutschen Tor- und Zaunindustrie. Grögor vertritt als Geschäftsführer den BVT-Verband Tore und damit die bundesweite Vereinigung von Tor- und Schrankenherstellern sowie Zulieferern für die Torindustrie, lenkt aber auch die Gütegemeinschaft Zaunbautechnik und damit den führenden Zusammenschluss von Zaunbauunternehmen und Herstellern in Deutschland.
Leicht rückläufig hat sich die Zahl der Beschäftigten entwickelt. Rund 10.000 Mitarbeiter sind gegenwärtig in der Torbranche (inklusive Zuliefersektor) beschäftigt. Der Mangel an Fachkräften, insbesondere im Montage- und Servicebereich, mache der Branche zunehmend zu schaffen. Gerade im stetig wachsenden Servicebereich komme es auf gut ausgebildete und erfahrene Mitarbeiter an, die Verbände sind aber stolz über die Zahl der Ausbildungsplätze. Reinhold Häken | redaktion@regiomanager.de

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