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Industrie-Elektroniker: Spannung für die Industrie

Ohne die Elektroindustrie würde in Deutschlands Unternehmen nur wenig laufen. Licht, Wärme und Maschinensteuerung benötigen die Produkte und Dienstleistungen der Branche.

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von Regiomanager 29.11.2018 Anzeige
Foto: ©ipopba– stock.adobe.com | Stefan Mülders

Elektrizität ist kein Phänomen, das vom Menschen geschaffen wurde. Die Natur kennt sie seit Jahrtausenden, am bekanntesten ist wohl der Blitz beim Gewitter. Aber auch in der Tierwelt ist sie „im Einsatz“, beispielsweise bei Fischen, die ihre Gegner mit Stromstößen betäuben. Bereits die alten Griechen hatten diese natürlichen Formen erkannt und niedergeschrieben. Erforscht wird Elektrizität seit dem 17. Jahrhundert, eine systematische Nutzbarmachung im Sinne technischer Anwendungen begann Ende des 19. Jahrhunderts. Damit startete auch der Siegeszug einer Branche, die heute in Deutschland zu den größten Wirtschaftszweigen gehört. Ein wesentlicher Teil davon ist die Industrie-Elektronik, die für den Bau von Schaltschränken und -anlagen, Steuerungstechnik und -modulen, Nieder- und Mittelspannungsanlagen oder Automatisierungstechnik verantwortlich ist.

Export treibt die Branche an

So ist die Elektroindustrie die zweitgrößte Industriebranche nach dem Maschinen- und Anlagenbau – der wiederum wesentlich von ihr abhängig ist. Ohne Produkte und Dienstleistungen der Industrie-Elektroniker würden heute keine Stadien oder Veranstaltungshallen funktionieren, würde kein Produktionsbetrieb laufen, kein Elektroauto fahren. Auch in der jüngeren Vergangenheit (seit 2014) ist die Elektroindustrie wieder kontinuierlich gewachsen. Im Oktober verkündete der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) die Zahlen der deutschen Elektroindustrie für das Jahr 2017. Während der Umsatz im Vorjahresvergleich um 7,3 Prozent auf 191,5 Milliarden Euro gestiegen ist, konnte die Produktion um 4,6 Prozent gesteigert werden. Wesentlichen Anteil daran hat der Export: Der ZVEI vermeldete hier das vierte Rekordjahr in Folge, das bei den Ausfuhren (inklusive Re-Exporte) mit einem Plus von 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr abschloss. Hierzu wiederum trugen im Besonderen die BIRCS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) mit 15,9 Prozent Wachstum auf 27,9 Milliarden Euro bei. Vor allem China hatte mit 19,1 Milliarden Euro Umsatz (+17,4 Prozent) einen hohen Anteil an den steigenden Exportraten. Die Branche sorgt für elf Prozent der deutschen Industrieproduktion und erzielte ein Drittel ihrer Erlöse mit neuen Produkten.

Wachstum im dritten Quartal gedämpft

Auch im aktuellen Jahr konnte der ZVEI weiter steigende Zahlen aus der Elektroindustrie verkünden. So WEITER GEHTS AUF SEITE 16
FORTSETZUNG VON SEITE 10 stieg der Umsatz im ersten Halbjahr um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und lag erstmals überhaupt bereits im ersten Halbjahr über der 100-Milliarden-Euro-Grenze. Weiterhin waren im ersten Halbjahr Exporte der wesentliche Konjunkturtreiber: China lag mit 10,5 Milliarden Euro (+12,2 Prozent) ganz vorne vor den USA mit 8,5 Milliarden Euro (−0,9 Prozent) und Frankreich mit 6,2 Milliarden Euro (+2,0 Prozent). Auch bei den Beschäftigten wurden im Sommer mit 880.870 Rekordzahlen erreicht – der höchste Stand seit September 2001. Rund 96.000 arbeiten in Forschung und Entwicklung, etwa 44.000 sind Auszubildende.
Mit den aktuellsten Meldungen mit Konjunkturdaten für das dritte Quartal war erstmals ein minimal geringeres Wachstum vermeldet worden. Im September hätten die Auftragseingänge ihren Vorjahreswert um 4,1 Prozent verfehlt. Aus dem Ausland gingen sechs Prozent weniger Bestellungen ein. Relativiert wird der Vergleich dadurch, dass im vergangenen Jahr Großaufträge im gleichen Zeitraum für ein zweistelliges Plus gesorgt hatten. So kommen zu rückläufigen Bestellungen aus dem Inland und vorher bereits bekannt gewordenen Negativeinflüssen bei Exporten nach Großbritannien und der Türkei im dritten Quartal insgesamt 8,8 Prozent geringere Auftragseingänge aus Ländern außerhalb des Euroraums hinzu. „Damit stagnieren die Zahlen in der Auftragslage in den gesamten ersten drei Quartalen des Jahres“, sagt ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann. Dementsprechend hat auch das Geschäftsklima im Oktober nachgegeben. Die Geschäftserwartungen gingen so weit zurück, dass sie erstmals seit November 2014 wieder in negatives Territorium kamen.

Prozessautomation gut aufgestellt

Auch wenn die jüngsten Konjunkturdaten noch nicht eingeflossen waren, verkündete der Fachbereich Messtechnik und Prozessautomation Anfang Oktober noch ein „starkes und außerordentlich stabiles Jahr“. Auch der Ausblick auf 2019 bleibe angesichts der starken Exporte positiv, wenngleich mit einer leichten Abschwächung zu rechnen sei. Herausforderungen ergäben sich allerdings durch Währungsveränderungen, Materialverknappung, Handelskonflikte und Fachkräftemangel. Schon jetzt trage aber die Digitalisierung spürbar zum Wachstum bei und ist wohl auch im Inland eine der größten Chancen für die Branchen. Denn Industrie 4.0 ist ein Zukunftsthema, das für viele Unternehmen erst jetzt ins Rollen kommt und dessen Ausmaß und damit positive Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette bisher noch gar nicht vollständig absehbar sind. „Ohne die Unternehmen der Automatisierungsbranche ist die vierte industrielle Revolution nicht denkbar“, heißt es beim ZVEI-Fachverband Automation. „Die Lösungen und Produkte der Mitglieder des Fachverbands sind integraler Bestandteil der Fabrik der Zukunft.“ Themen, mit denen sich der Fachverband und damit auch die Unternehmen der Branche auseinandersetzen, sind Cybersicherheit, Energieeffizienz und Umweltschutz.
Stefan Mülders | redaktion@regiomanager.deStefan Mülders
| redaktion@regiomanager.de

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