Management

Mezzanine-Kapital: Praktische Zwitter

Zwar ist der Markt für Standard-Mezzanine eingebrochen und hat sich nicht wieder erholt. Individuell gestaltet kann Mezzanine-Kapital aber immer noch eine gute Lösung sein.

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von Regiomanager 01.05.2018
Halb Mensch, halb Pferd: So wie Fabelwesen aus der griechischen Mythologie mehrere Eigenschaften in sich vereinen, so können Mezzanine-Instrumente Merkmale aus Fremd- und Eigenkapitalfinanzierungen gleichzeitig bieten. Foto: ©Hans-Jürgen Krahl – stock.adobe.com

Einst wurde es als „Königsweg in der Mittelstandsfinanzierung“ gepriesen und erfreute sich bei den Unternehmen größter Beliebtheit – das Standard-Mezzanine. In den Jahren 2004 bis 2007 legten Geschäftsbanken ganze Programme an solchen Finanzierungen auf, die in der Firmenbilanz eine Zwischenstellung zwischen Eigen- und Fremdkapital einnehmen und im Vergleich zum klassischen Darlehen einige Vorzüge aufweisen. Mehrere Hundert Mittelständler nahmen Mezzanine-Kapital mit einem Volumen von rund fünf Milliarden Euro auf. Die Banken verbrieften die Forderungen, platzierten sie am Kapitalmarkt, waren damit refinanziert und hatten das Risiko aus der eigenen Bilanz ausgelagert. Das Problem dabei: Mit dem Beginn der Finanzkrise scheuten Investoren verbriefte Finanzierungen wie der Teufel das Weihwasser. Die letzten aufgelegten Programme konnten nicht mehr vollständig ausgereicht werden, der Markt für Standard-Mezzanine brach ein – und hat sich seitdem nicht mehr erholt. Doch mit dem Ende des Mezzanine-Kapitals aus den großen Programmen ist der „Königsweg in der Mittelstandsfinanzierung“ nicht gänzlich versperrt. Zwar werden die Finanzierungen heute individuell auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten, zudem behalten die Kapitalgeber sie auf der eigenen Bilanz. Daher sind sie im Vergleich zum standardisierten Programm-Mezzanine teurer. Beliefen sich die Kosten in den Jahren 2004 bis 2007 um die acht Prozent, so können nun bis zu 15 Prozent anfallen. Gerade für Mittelständler, die wachsen, neue Produkte entwickeln oder ins Ausland expandieren möchten, haben sie aber ihren Reiz.

Für Wachstums­unternehmen geeignet

Das gilt auch in der Phase dauerhafter Niedrigzinsen. Denn gerade junge Firmen verfügen oft noch nicht über genügend Eigenkapital und eine ausreichende Bonität, um Kredite zu bekommen. Außerdem werden Mezzanine-Finanzierungen meist in Größenordnungen vergeben, die übliche Kreditvolumina übersteigen. Und nicht zuletzt kann Mezzanine-Kapital je nach Wunsch so ausgestaltet werden, dass es in der Bilanz als wirtschaftliches Eigenkapital gilt, die Eigenkapitalquote stärkt und damit zusätzliche klassische Bankdarlehen ermöglicht. Der Begriff Mezzanine kommt aus dem Italienischen, wo er eine Zwischenetage zwischen zwei Stockwerken bezeichnet. Geprägt wurde er im Zuge der Auflage der großen Programme, gewählt aufgrund der Zwischenposition zwischen Eigen- und Fremdkapital. Unter den Mezzanine-Mitteln finden sich unterschiedliche Instrumente, die Unternehmen wählen können. So zählen etwa Genussrechte dazu. Die Papiere sind eine Art Mix aus Anleihe und Aktie. Wie bei einer Anleihe sammelt das Unternehmen Geld ein, der Kapitalgeber erhält dafür Zinsen. Gleichzeitig nimmt er wie ein Aktionär – bis zur Höhe des eingesetzten Kapitals – am Verlust der Firma teil. Erzielt das Unternehmen geringere Gewinne als erwartet, sinken die Zinsen. Denn anders als bei einer Anleihe ist der Zinssatz nicht fix, sondern erfolgsabhängig gestaltet. Mit Genussscheinen erhalten die Investoren geringe Informations-, jedoch keine Kontroll- und Mitspracherechte. Das Schöne an den „Genüssen“: Während die Eigenkapitalquote gestärkt wird, können die Finanzierungskosten steuerlich abgesetzt werden. Auch stille Beteiligungen gehören zu den Mezzanine-Mitteln. Dabei leistet der Kapitalgeber eine Einlage, die in der Regel nach einer bestimmten Laufzeit zurückgezahlt wird. Je nachdem wie die Verträge gestaltet werden, ist der Investor nur am Gewinn des Unternehmens oder auch an Verlusten sowie den stillen Reserven beteiligt. Auch eine zusätzliche Verzinsung kann vereinbart werden. Nach außen hin tritt ein stiller Gesellschafter nicht in Erscheinung, der Vertrag gilt nur im Innenverhältnis.

Mit Nachrang versehen

Bilanziert das Unternehmen nach Handelsgesetzbuch (HGB), was bei mittelständischen Firmen meist der Fall ist, können stille Beteiligungen je nach Ausgestaltung als Fremd- oder als Eigenkapital gelten. Sollen sie als bilanzielles Eigenkapital qualifiziert werden, so müssen sie für mindestens fünf Jahre für beide Vertragsparteien unkündbar sein. Sie müssen in voller Höhe am Verlust des Unternehmens teilnehmen und mit einem Nachrang versehen sein. Dies bedeutet, dass die stillen Gesellschafter bei einer Unternehmensinsolvenz erst nach anderen Gläubigern bedient werden. Über stille Beteiligungen erhalten die Kapitalgeber bestimmte Kontrollrechte. So dürfen sie etwa Einsicht in den Jahresabschluss, die Bücher und Geschäftsunterlagen des Unternehmens verlangen und diese prüfen. Weitere Mezzanine-Instrumente sind etwa Wandelanleihen und sogenannte Nachrangdarlehen. Bei Lletzteren tritt der Geldgeber im Falle einer Insolvenz wie bei einer stillen Beteiligung hinter die Ansprüche anderer Gläubiger zurück.

Die Kapitalgeber

Da Geber von Mezzanine-Kapital im Vergleich zu einem klassischen Bankdarlehen deutlich höhere Risiken eingehen, da das Unternehmen in der Regel auch keine Sicherheiten hinterlegen muss, sind die Finanzierungen nicht nur teurer, sie lohnen sich auch erst ab einem bestimmten Volumen. Schließlich muss der Investor die Kapitalnehmer zunächst sehr genau prüfen. Das kostet Zeit und verursacht Kosten. Üblicherweise beläuft sich das Volumen einer Mezzanine-Finanzierung auf mindestens 500.000 Euro. Manche Investoren stellen auch geringere Summen bereit. Das Mezzanine-Kapital wird nicht nur von großen Geschäftsbanken bereitgestellt. Die Finanzierungen sind z.B. auch bei den Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften der Länder (MBG) zu bekommen. Auch Family Offices, Private-Equity-Gesellschaften sowie Versicherungen kommen als Finanzierer infrage. Und: Es gibt immer mehr Crowd-Lending-Plattformen, über die ein „Schwarm“ von Privatpersonen gemeinsam Mezzanine-Mittel wie Genussrechte oder Nachrangdarlehen stellt. Auch wenn die Zeiten der günstigen Standard-Programme vorbei ist – die Mezzanine kann noch immer ein guter Finanzierungsweg sein. Andrea Martens | redaktion@regiomanager.de

INFO

Die Plus- und Minuspunkte von Mezzanine-Finanzierungen

Vorteile:

  • Höhere Eigenkapitalquote: Mezzanine-Kapital kann das Eigenkapital stärken und damit die Aufnahme zusätzlicher Kredite ermöglichen oder die Kosten für reine Fremdkapitalfinanzierungen verringern.
  • Höhere Flexibilität: Die Finanzierungen können individuell und recht flexibel ausgestaltet werden. Laufzeiten, Kündigungs- und Rückzahlungsmodalitäten, Verzinsung sowie eine mögliche Beteiligung an Verlusten können die Vertragsparteien verhandeln.
  • Höhere Kontrolle: Das Unternehmen gibt keine Stimmrechte ab, daher bleibt ihm Vergleich zu Eigenkapitalfinanzierungen, etwa über Private Equity, mehr Kontrolle.

Nachteile:

  • Höhere Kosten: In der Regel fallen bei einer Mezzanine-Finanzierung höhere Kosten an, da die Geldgeber größere Risiken eingehen.
  • Weniger Gewinn: Von Unternehmensgewinnen oder einer Wertsteigerung des Unternehmens profitieren über ein Mezzanine-Kapital finanzierte Firmen meist nicht in vollem Umfang. Schließlich geht ein Teil davon an den Kapitalgeber.

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