Management

Gemeinsames Handeln dient dem Handel

Die Nähe zu den Niederlanden prägt die Region

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von Regiomanager 01.01.2017
Zunächst transportierte die Diebels-Brauerei ihre Fässer mit Pferdefuhrwerken – später setzte sie Lastwagen ein

Gemeinsames
Handeln nutzt den Unternehmen beiderseits der Grenzen: Seit
Jahrhunderten handeln und tauschen sich die Menschen im Kreis Kleve mit
ihren niederländischen Nachbarn aus – zu beiderseitigem Nutzen. Im
Norden und Westen grenzt der landschaftlich reizvolle Kreis auf einer
Länge von rund 140 Kilometern an die Provinzen Limburg und Gelderland.
Die guten
nachbarschaftlichen Beziehungen drücken sich in auch
zahlreichen grenzüberschreitenden Unternehmungen aus. Sie förderten und
fördern eine breit gefächerte mittelständische Wirtschaftsstruktur im
Kreis Kleve mit seinen rund 310.000 Einwohnern.

Große Unternehmensvielfalt

Acht
Städte (Emmerich, Goch, Geldern, Kalkar, Kevelaer, Kleve, Rees und
Straelen) und acht Gemeinden (Bedbau-Hau, Issum, Kerken, Kranenburg,
Rheurdt, Uedem, Wachtendonk und Weeze) gehören zum Kreis Kleve. Derzeit
finden 84.000 Menschen dort Arbeit, Tendenz steigend. Die
Unternehmensvielfalt ist groß: Sie reicht von der Herstellung von
Leiterplatten, Verpackungsmaschinen, Spektralanalysegeräten über
Industrieofenbau, den weltgrößten Hersteller von Kaffeeröstmaschinen,
Produzenten von digitalen Datenträgern bis hin zu Elektrobau-,
Maschinenbau- und Schuhindustrie. Das Ernährungsgewerbe spielt mit einem
Beschäftigtenanteil von über sechs Prozent eine besondere Rolle. Mit
Konsumgütermarken wie Diebels, Bofrost, Kühne und Katjes produzieren
u.a. überregional und weltweit bekannte Unternehmen ihre Produkte im
Kreisgebiet. Auch die bundesweit größte Versteigerungseinrichtung
NBV/UGA mit gartenbaulichen Erzeugnissen hat seinen Standort im
Kreisgebiet. Viele der mittel-ständischen Unternehmen sind bis heute
inhabergeführt. Für einen reibungslosen Warentransport sorgen drei
Autobahnen und acht Bundesstraßen. Per Eisenbahn ist der Kreis jeweils
rechts- und linksrheinisch mit der Hollandstrecke und der
Linksrheinischen Strecke erschlossen. Am Spoykanal bei Kleve und am
Rhein liegen drei Häfen: in Emmerich, Rees und Kleve. Vor allem der
Rhein-Waal-Terminal sorgt für steigende Wachstumsraten. Über den
Flughafen Weeze im Kreisgebiet und den Düsseldorfer Flughafen ist der
Landkreis international angebunden. Ein fortschrittliches
Bildungsangebot mit allen Schultypen sowie das international
ausgerichtete Bildungsangebot der Hochschule Rhein-Waal sorgen für
innovativen Nachwuchs. Auch der Tourismus zählt heute zu einem
bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Mit dem Rad, in Wanderschuhen, mit
Inlineskatern oder auf dem Rücken von Pferden lässt sich der Kreis Kleve
naturnah erkunden. Die Attraktivität des Kreises spiegelt sich in
steigenden Übernachtungszahlen wider. Zahlreiche historische Stätten und
Museen bieten attraktive Ziele. Überregional bekannt ist das Schloss
Moyland. Es zählt nicht nur zu den bedeutendsten mittelalterlichen
Kastellen des Rheinlandes, sondern auch zu den bedeutendsten
neugotischen Schlossbauten in NRW. Seit 1997 beheimatet es das Museum
für moderne Kunst, in dem sich auch der Sitz des Joseph-Beuys-Archivs
befindet. Vor allem aber sind es die vielen Unternehmen, die seit Langem
mit der Region verbunden sind und für Innovation und Arbeitsplätze
sorgen. Als der Krefelder Braumeister Josef Diebels 1878 im Alter von 32
Jahren die Brauerei Diebels in Issum gründet, ahnt er vermutlich nicht,
dass das Unternehmen einst zu den führenden Altbierherstellern gehören
würde. Der Erfolgsweg zeichnet sich bereits unter dem Gründer selbst ab:
1898 verlassen rund 10.000 Hektoliter die Brauerei. 1928 sind es fast
25.000 Hektoliter. Von Kriegseinwirkungen verschont, nutzt das
Unternehmen das Wirtschaftswachstum. 1975 erreicht der Bierausstoß
500.000 Hektoliter. Sechs Jahre später hat sich der Ausstoß bereits
verdoppelt. Die alkoholfreie Alt-Variante folgt 1987. 2001 wird die
Privat-brauerei Teil der Interbrew-Gruppe. Seit 2008 gehört die Brauerei
zur Anheuser-Busch InBev, der größten Brauerei der Welt.

Gründerstadt Uedem

In
Uedem gründet Johann van Elten 1910 die Schuhfabrik van Elten. Er
stellt Sicherheitsschuhe zunächst – wie einst üblich – aus Holz her.
Doch der Firmengründer setzt auf Innovation und entwickelt den ersten
modernen Sicherheitsschuh aus Leder. Auf dem Weg hin zu mehr Sicherheit
folgt ab 1960 der Einsatz von Stahlkappen für den Zehenschutz, seit 2007
sind Kunststoffkappen im Einsatz. Spezialsohlen und ergonomische
Erkenntnisse erhöhen seit Jahren Sicherheit und Tragekomfort. Dank
ansprechendem Design lassen die Modelle kaum noch auf einen
Sicherheitsschuh schließen. Heute gehört das Unternehmen, das von den
Urenkeln des Gründers geführt wird, zu den führenden Herstellern von
hochwertigen Sicherheits- und Berufsschuhen in Europa. Es beschäftigt
über 260 Mitarbeiter, die rund 2,2 Millionen Paar Schuhe produzieren.
Als Naherholungsgebiet bietet Uedem Bewohnern wie Besuchern ein gut
ausgebautes Wanderwege- und Radwanderwegenetz. Der historische Rundweg
führt die Gäste in die Geschichte der Gemeinde vom Mittelalter bis in
die Neuzeit. Der historische Stadtkern Kalkars mit seinen alten
Treppengiebelhäusern und dem gotischen Rathaus zeugen bis heute von
wirtschaftlicher Prosperität. Der Handel und das Handwerk spielen seit
alters her eine große Rolle. Die Geschichte von Wolters Nutzfahrzeuge
aus Kalkar reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Zunächst liegt der
Haupterwerb im Schmiede- und Kesselhandwerk. 1894 übernimmt Peter-Anton
Wolters die Geschicke in der Firma. Er richtet den Schwerpunkt auf
Maschinen und Fuhrwerke des landwirtschaftlichen Bedarfs aus. Während
des Zweiten Weltkrieges zerstören Bomben die Produktionsanlagen – man
baut sie wieder auf. Neben landwirtschaftlichen Maschinen setzt die
Firma ab Mitte der 50er-Jahre auf Lastwagen. Die Produktpalette im
Bereich Nutzfahrzeuge umfasst heute Lastwagen der Marken Fiat, IVECO und
MAN, die außer in Kalkar an drei weiteren Standorten vertrieben werden.
Aber auch Marken wie Mercedes, Volvo, Scania, DAF, Renault, Citroën und
VW betreut das Unternehmen fachgerecht. Zum Leistungsspektrum gehören
darüber hinaus auch Um- und Anbauten, Nachrüstungen oder der Einbau von
Zubehör an allen Nutzfahrzeugen und deren Baugruppen. Als
Full-Range-Anbieter liefert Wolters Fahrzeuge von einer bis zu 100
Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Die landwirtschaftliche Sparte ist
inzwischen ausgegliedert.

Umschlagort Emmerich

Die Stadt Emmerich verfügt über den größten Hafen im Landkreis Kleve. Der Umschlag wächst weiter ebenso wie die Anzahl der
sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten. Weltweit bekannt ist der Lakritzhersteller Katjes, der
in der Stadt seinen Sitz hat. Das 1910 in den benachbarten Niederlanden
gegründete Unternehmen macht seinerzeit aus der Not eine Tugend: Weil
die Hauptproduktion des Unternehmens in Fliegenfängern liegt, sucht man
ein Produkt, das auch im Winter benötigt wird. Der Zuckersirup,
Hauptgrundlage für die Fliegenfänger, gibt den Ausschlag. Xaver Fassin,
Stiefbruder des Gründers, nutzt ein altes Apothekerrezept und stellt
Lakritze her, bei der Zuckersirup ebenfalls eine Hauptrolle spielt. Auf
eine wechselvolle Geschichte blickt die 1855 durch den Emmericher
Apotheker und Namensgeber Heinrich von Gimborn als
chemisch-pharmazeutische Fabrik gegründete H. von Gimborn  GmbH zurück.
Die Produktion von Pasten und Tabletten für den Humanbereich steht
zunächst im Vordergrund. Mit Tinte, Lakritze und Fenchelhonig erweitert
die Firma ihr Sortiment. Ende des 19. Jahrhunderts ist das Unternehmen
u.a. auch in Südamerika, China und den USA vertreten. Ab 1909 wird es
zur Aktiengesellschaft, die 1929 von Pelikan übernommen wird und nun
Tinte und Durchschlagpapier herstellt. 1950 werden die durch Bomben
zerstörten Gebäude wieder aufgebaut. Die erste Produktion von
Tiernahrung beginnt 1965 und zeichnet einen neuen Weg auf. Das
Unternehmen entwickelt spezielle Katzen- und Hundeaufzuchtmilch. Heute
zählt es zu den renommiertesten Herstellern von Hunde- und
Katzennahrung. Eine weitere Tradition hat sich bis heute erhalten: Die
Verantwortlichen in Politik und Verwaltung unterstützen Unternehmen bei
Veränderungen oder Neuansiedlungen – auch grenzüberschreitend.

Dirk-R. Heuer I redaktion@niederrhein-manager.de

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