Management

Classen Design: Ressourcen und Geld sparen

Vom Nischenthema in den oberen Bereich der Wirtschafts-Agenda: Die Ressourceneffizienz macht Karriere.

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von Regiomanager 01.06.2016
Blick in eine Produktion: Kreislaufwirtschaft als Möglichkeit für Ressourceneffizienz (Quelle: VDI ZRE )

In
der deutschen Wirtschaft ist seit einiger Zeit ein interessantes
Phänomen zu beobachten: Das Interesse an der sogenannten
Ressourceneffizienz wächst und wächst. „War es früher eher ein
Nischenthema im Umweltbereich, erleben wir, dass es immer häufiger auf
der Agenda der Industrieunternehmen steht“, sagt Dr. Martin Vogt,
Geschäftsführer des VDI Zentrums Ressourceneffizienz (VDI ZRE) mit Sitz
in Berlin. Nach einer Umfrage des VDI ZRE unter Mittelständlern aus dem
vergangenen Jahr meinten zwei Drittel, dass branchenweit das Thema
intensiv diskutiert werde. Im Vorjahr waren es noch 56 Prozent gewesen.
„Für zwei Drittel der Unternehmen ist Ressourceneffizienz bereits Teil
der Unternehmensstrategie“, so Dr. Vogt.

Kompetenzzentrum unterstützt KMU

Die
bundesweite Informationsstelle für Ressourceneffizienz in Unternehmen
ist im VDI Zentrum Ressourceneffizienz angesiedelt. Das Kompetenzzentrum
unterstützt mit seiner Arbeit vor allem kleine und mittlere Unternehmen
dabei, Ressourceneffizienzpotenziale zu heben, da diese oft keine
Kapazitäten haben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Das
Zentrum arbeitet im Auftrag der Nationalen Klimaschutzinitiative des
Bundesumweltministeriums. Es soll das verfügbare technische Wissen über
den effizienteren Verbrauch von Material und Energie bündeln. Das
branchenspezifische Know-how stellt es den Unternehmen zur Verfügung.
Doch was bedeutet Ressourceneffizienz überhaupt? Laut VDI-Richtlinie
beschreibt sie das Verhältnis eines bestimmten Nutzens oder Ergebnisses
zum dafür nötigen Ressourceneinsatz. Der Nutzen besteht in einem
konkreten Produkt, einer Dienstleistung oder deren Kombination. Der
Aufwand besteht in der Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen.
„Insgesamt bedeutet Ressourceneffizienz, dass der gesamte
Produktlebensweg unter die Lupe genommen werden kann, deswegen ist für
viele der Begriff recht vage“, erklärt Dr. Martin Vogt. „Es beginnt bei
der Herstellung des Rohmaterials über die Produktherstellung, die
Nutzungsphase des Produkts und endet bei der Weiterverwertung des
Produkts oder der Beseitigung.“ Ressourceneffizienz kann seiner Aussage
nach auf vielerlei Arten erreicht werden. „Der ,Klassiker’ ist erstens,
durch Optimierungen mit weniger Materialeinsatz genauso viel an
Endprodukten herzustellen.“ Eine zweite Möglichkeit ist die
Materialsubstitution. Der Leichtbau bei Fahrzeugen, etwa der Ersatz von
Konstruktionen aus Stahl durch Aluminium, sei dafür ein typisches
Beispiel, wo vor allem in der Nutzungsphase Einsparpotenziale
prognostiziert würden. Kraftstoffverbrauch und Abnutzung sind nur zwei
Beispiele dafür. Um Aussagen über die Ressourceneffizienz dieser
Materialien treffen zu können, ist allerdings eine Betrachtung des
gesamten Lebenszyklus erforderlich.

Sparmodell Kreislaufwirtschaft

„Eine
dritte Möglichkeit ist die Kreislaufwirtschaft, wo Materialien am Ende
der Nutzungsphase wieder dem Stoffkreislauf zugeführt werden“, so Dr.
Vogt weiter. Der Nutzen für in dieser Hinsicht sensibilisierte
Unternehmen kann sich in barer Münze ausdrücken. Der Chef des
Kompetenzzentrums zitiert in diesem Zusammenhang das Statistische
Bundesamt, wonach die Materialkosten mit über 40 Prozent den größten
Kostenblock im verarbeitenden Gewerbe einnähmen. „Die Personalkosten
liegen im Vergleich bei unter 20 Prozent. Einsparungen auf diesem Gebiet
machen sich daher weit deutlicher in der Firmenkasse bemerkbar als bei
Personal- oder Energiekosten.“ Unternehmen, die effizient produzierten
und dadurch Materialkosten einsparten, verschafften sich somit einen
deutlichen Wettbewerbsvorteil. Sie seien unabhängiger von
Preisschwankungen des Marktes. „Stellt man die gedankliche Rechnung auf,
die Materialkosten um nur zwei Prozent zu senken, kann mitunter so viel
Geld gespart werden, dass am Ende der Gewinn um 30 Prozent steigt“, so
Dr. Vogt, der zugleich die weniger kaufmännischen Aspekte nicht unter
den Tisch fallen lassen will. „Die Unternehmen, die ressourceneffizient
produzieren, leisten einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und
Klimaschutz.“ Nicht zuletzt würden Kunden die Ressourceneffizienz von
Vorprodukten immer mehr einfordern. „Dementsprechend kann man davon
ausgehen, dass auch die kleinen und mittleren Unternehmen, die häufig
Zulieferer sind, über die Anforderungen ihrer Kunden das Thema
Ressourceneffizienz auf ihre Agenda gesetzt bekommen“, so der Experte.

Gutes Beispiel Landgasthof

Grundsätzlich,
davon ist Dr. Martin Vogt überzeugt, zahle sich Ressourceneffizienz für
alle Branchen des verarbeitenden Gewerbes aus. „Bei uns im VDI ZRE
liegt der Fokus insbesondere auf der Metall- und Kunststoffverarbeitung,
dem Maschinen- und Anlagenbau, der Chemie und Verfahrenstechnik, dem
Fahrzeugbau, der Elektroindustrie sowie der Bauwirtschaft.“ Doch das
Zentrum wirbt auch mit Erfolgsgeschichten aus anderen Branchen. So wurde
jüngst das Beispiel eines oberbayerischen Landgasthofs auf YouTube
hochgeladen. Der Familienbetrieb in fünfter Generation hat mit
verschiedenen kleinen Maßnahmen seine Lebensmittelabfälle um bis 30
Prozent verringern können. Unter anderem ist die Szene zu sehen, wie die
Chefin des Hauses drei unterschiedliche Schnitzel-Portionsgrößen
präsentiert: für den kleinen Appetit bis zum Bärenhunger. So sollen die
berühmten Reste auf den Tellern vermieden werden. Banal? Vielleicht.
Doch die Wirtsleute sprechen von fünf Prozent weniger Nahrungsmitteln in
der Tonne – allein durch diese simple Aktion. „Die Leitidee, den
Verbrauch von endlichen, natürlichen Ressourcen vom Wirtschaftswachstum
und dem Konsum zu entkoppeln, bringt viele Gewinner hervor:
wettbewerbsfähige Unternehmen, zufriedene Arbeitnehmer, einen
attraktiven Wirtschaftsstandort Deutschland und die Schonung der
natürlichen Ressourcen unseres Planeten“, betont Dr. Martin Vogt.

Daniel Boss | redaktion@niederrhein-manager.de

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