Recht & Finanzen

„Es gibt fast nichts, das nicht gefördert wird“

Ulrich Rose von der EntwicklungsAgentur Wirtschaft (EAW) des Kreises Wesel spricht im Interview über die vielfältigen Fördermöglichkeiten für klein- und mittelständische Unternehmen.

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von Regiomanager 01.03.2017
Ulrich Rose von der EntwicklungsAgentur Wirtschaft (EAW)

Die
wir4-Wirtschaftsförderung unterstützt Unternehmen in jeder Phase ihrer
Entwicklung. Zur umfassenden Betreuung zählen unter anderem individuelle
Förderberatungsleistungen im Ansiedelungs- und Erweiterungsprozess.
Diese Aufgabe übernimmt im Hause der wir4 Ulrich Rose von der
EntwicklungsAgentur Wirtschaft (EAW). Der Diplom-Betriebswirt verrät im
Interview, wie man im Förderdschungel den Überblick behält.

NRM:
Der Kreis Wesel ist im Rahmen des Regionalen
Wirtschaftsförderungsprogrammes NRW wieder zum Fördergebiet erklärt
worden: Was bedeutet das für Unternehmen in der Region?

Ulrich
Rose: Durch die Einordnung des Kreises in die Gebietsförderkulisse
können Unternehmen nun für bestimmte Vorhaben wie Betriebserweiterungen
oder -verlagerungen nicht rückzahlbare Investitionszuschüsse beantragen,
die bislang nicht zur Verfügung standen.

NRM: Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen erfüllen, um die neue Förderung zu erhalten?

Ulrich
Rose: Mit der Förderung werden drei Kriterien verknüpft: Erstens muss
nachgewiesen werden, dass das betreffende Unternehmen überregional
agiert und somit für die Region zusätzliche Einkommensquellen
erschlossen werden. Zweitens soll mit dem geplanten Vorhaben ein
Arbeitsplatzzuwachs einhergehen. Um sicherzustellen, dass sich das
Unternehmen langfristig in der Region engagiert, muss drittens eine
Investition getätigt werden.

NRM: Wie sollten Unternehmen vorgehen, wenn sie den Zuschuss beantragen möchten?

Ulrich
Rose: Auf jeden Fall sollte sich das Unternehmen frühzeitig umfassend
informieren und Fördermöglichkeiten prüfen, bevor mit den geplanten
Aktivitäten begonnen wird. Hier gilt der Grundsatz: Antragsstellung vor
Vorhabens- bzw. Investitionsbeginn! Für Investitionen, die schon
getätigt wurden, ist schließlich keine rückwirkende Beantragung von
Fördermitteln möglich. Je nach Vorhaben besteht die Möglichkeit, weitere
Berater oder Förderinstitutionen hinzuzuziehen. Die wir4 nutzt ein
breites Netzwerk von Experten, die Unternehmen beratend zur Seite
stehen.

NRM: Welche Fördermöglichkeiten gibt es darüber hinaus für Unternehmen?

Ulrich
Rose: Nicht umsonst sprechen Experten von einem „Förderdschungel“. Die
Beantragung von Investitionszuschüssen ist schließlich nur eine
Möglichkeit unter vielen. Von öffentlichen Finanzierungshilfen in Form
von Darlehen über kleine Zuschusshilfen bis hin zu öffentlichen
Bürgschaften gibt es unendlich viele Fördervarianten.

NRM: Wer kann grundsätzlich gefördert werden und wer ist nicht förderfähig?

Ulrich
Rose: Eigentlich gibt es fast nichts, das nicht gefördert wird. Durch
die vielfältige Förderkulisse ist prinzipiell jeder in der Lage, bei
gewissen unternehmerischen Aktivitäten wie Existenzgründungen,
Betriebsverlagerungen oder Unternehmenserweiterungen eine Förderung zu
beantragen. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass nicht jede
Förderart für jedes Vorhaben infrage kommt: Die Beantragung eines
Investitionszuschusses stellt beispielsweise hohe Anforderungen an
Unternehmen.

NRM: Schöpfen Unternehmen in der Region die Fördermöglichkeiten ausreichend aus?

Ulrich
Rose: Bei großen Vorhaben wird von den Fördermöglichkeiten rege
Gebrauch gemacht, bei kleineren Unternehmen herrscht häufig noch eine
gewisse Unkenntnis über die vielfältige Förderkulisse. Auffällig ist
jedoch, dass geförderte Beratungshilfen zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Externe Dienstleister begleiten dann die Fortentwicklung des
Unternehmens, unterstützen alltägliche Geschäftsprozesse und stehen bei
bestimmten Vorhaben wie Erweiterungen, innovativen Entwicklungen, der
Einführung von Qualitäts- oder Gesundheitsmanagements und beim Aufbau
von Digitalisierungsprozessen beratend zur Seite. Unternehmen müssen
sich heute mit neuen Herausforderungen beschäftigen, die sich aufgrund
der Digitalisierung, des demografischen Wandels oder der Energiewende
stellen. Gerade in dieser Phase der Umstrukturierung ist es sinnvoll,
sich von Experten begleiten zu lassen und zusätzlichen externen Rat
einzuholen.

NRM: Wie können Unternehmen herausfinden, in welchen Bereichen Optimierungsbedarf besteht?

Ulrich
Rose: Für Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen zehn und 250
bietet sich unter anderem die Potenzialberatung an. Diese fördert
Consultingleistungen, die dazu beitragen, Prozesse und Strukturen im
Unternehmen zu analysieren, um Optimierungspotenziale zu heben und den
Betrieb wettbewerbsfähiger zu machen. Voraussetzung ist, dass der
Betrieb seinen Sitz in NRW hat und mindestens zwei Jahre alt ist.
Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern können durch das
Förderprogramm unternehmensWert:Mensch unterstützt werden. Für beide
Programme fungiert der Sitz der wir4 in Moers als Antragsstelle.

NRM: Wie gelingt es Ihnen bei der Vielzahl an Fördermitteln, die Unternehmen umfassend zu beraten?

Ulrich
Rose: Große Teile der Beratungsanfragen lassen sich mit unserem
Erfahrungswissen beantworten. Zudem bietet die Recherche im Internet
Beratern und Unternehmern einen sehr guten Überblick. Nichtsdestotrotz
gibt es besondere Förderschwerpunkte, die von externen Spezialisten
begleitet werden sollten. Das gilt zum Beispiel bei tief greifenden
Fragen zu Themenbereichen wie Energie- oder Innovationsförderung. Dank
unseres breiten Netzwerks können wir bei der wir4 als Informationsbroker
agieren und den Kontakt zum richtigen Ansprechpartner vermitteln.

NRM: Wie wird sich die Fördermittelberatung 2017 entwickeln?

Ulrich
Rose: Ich wünsche mir, dass noch mehr Firmen Gebrauch von den
Fördermöglichkeiten machen. Auf diese Weise kann ein Unternehmen
schließlich seine Konkurrenzfähigkeit sicherstellen und sich für die
Zukunft aufstellen. Da sich auch immer mehr Unternehmer dieser Situation
bewusst werden, bin ich mir sicher, dass sich die Fördermittelberatung
positiv entwickeln wird.

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