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Kreis Coesfeld – vom „Armenhaus“ zum Top-Standort

In 60 Jahren hat sich der Kreis vom vermeintlichen „Armenhaus der Republik“ zu einem angesehenen Wirtschaftsstandort entwickelt.

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von Regiomanager 01.02.2018
Burg Vischering in Lüdinghausen Foto: ©Marcus – stock.adobe.com

Ob Wildpferde oder Dichterfürstin, Luxuswagen oder Marzipan, der Kreis Coesfeld kann auf jeder Klaviatur mitspielen. Der Merfelder Bruch mit seinen rund 300 Wildpferden wird jedes Jahr am Pfingstmontag zum Publikumsmagnet und die Burg Hülshoff mit dem Geburtshaus von Annette von Droste-Hülshoff und dem Droste-Museum ist immer einen Besuch wert. So spiegelt der Kreis Coesfeld die Vielfalt des Münsterlandes wider, das viele häufig eher als bäuerlich oder gar rückständig abtun. Dass dies längst zum überholten Klischee geworden ist, zeigen die vielfältigen Aktivitäten im Kreis wie die ICAN-Gründerschmiede, die zu Existenzgründungen ermutigen soll, denn diese sind eine wichtige Basis für den Erfolg einer Region, oder die Wasserwelten rund um Burg Vischering, die Geschichte mit Zukunft und Tourismus verbinden. Im Kleinen agieren und im Großen beeindrucken, ließe sich der Kreis zwischen A 1, A 31 und A 43 beschreiben, der überdies über einen kleinen Verkehrslandeplatz in den Borkenbergen verfügt. Rund 220.000 Menschen leben auf einer Fläche von 1.112,05 km² in fünf Städten und sechs Gemeinden, häufig in und neben historischen Gebäuden, die dem Kreis einen besonderen Charme verleihen. Mit einer Arbeitslosenquote von 3 % liegt der Kreis seit Jahren weit unter dem NRW-Schnitt, im Dezember 2017 wurde mit 2,7 % gar die niedrigste Quote in NRW erreicht. Einen Höchststand gab es dagegen am 31. März 2017 zu vermelden, da waren 66.626 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Kreis tätig. Eine Wachstumstendenz, die sich auch in der Bevölkerung widerspiegelt – seit 1990 hat sich die Einwohnerzahl um 20 % erhöht.

Wirtschaft

„Kleiner Tiger Nordrhein-Westfalens“ wird der Kreis Coesfeld gelegentlich genannt, weil er eine der Regionen in NRW ist, denen am meisten Wachstum zugetraut wird. Ein Grund dafür ist die Lage zwischen den Wirtschaftszentren Münster, Ruhrgebiet und Enschede, aber auch die Mischung aus den vielen klein- und mittelständischen, oft inhabergeführten Unternehmen, die vielfach in Nischenmärkten auf Weltmarktniveau tätig sind, bildet eine wichtige Grundlage dieses positiven Images. Handwerk, Industrie und Dienstleistung schaffen die wirtschaftliche Basis der Region, vor allem Ernährungswirtschaft und Möbelherstellung, chemische Industrie sowie Maschinen- und Anlagenbau haben hier eine besondere Bedeutung. Aber auch Nischen wie Agrarmarktforschung. Zulieferungen für die Luft- und Raumfahrtindustrie und spezielle Luxus- und Designprodukte gehen aus dem Kreis Coesfeld in die Republik und die ganze Welt. Unterstützung erhalten die Unternehmen vom Kreis und der Wirtschaftsförderung durch die Initiierung von Projekten wie PUSH.3D-Druck, mit dem die Chancen der Digitalisierung für kleine und mittelständische Unternehmen ausgelotet werden. Die Unternehmen im Kreis sind am Puls der Zeit, ob es kleine, innovative Unternehmen sind wie „kleinkariert“ von Nadine Vieker mit ihrer Kleidung im Retro-Stil, für die sie 2017 mit dem Unternehmerbrief NRW ausgezeichnet wurde, oder das Klinkerwerk Hagemeister, das 2017 mit dem „Energieklinker“ den Innovationspreis Münsterland abräumte. Viele „kleine Tiger“ sorgen dafür, dass der Kreis Coesfeld heute als Top-Standort gilt.

Politik

Seit der Entstehung des heutigen Kreises Coesfeld wird dieser von einem Landrat mit CDU-Parteibuch geführt, auch im Kreistag liegt die CDU mit 28 Sitzen weit vor der SPD mit 13 und Bündnis 90/Grünen mit 6 Sitzen. Ferner vertreten sind die FDP und UWG jeweils mit 3 Plätzen und Die Linke sowie Familie mit jeweils einem Sitz.
Dr. Birgit Ebbert | redaktion@regiomanager.de

INFO

Kreise im Münsterland

Teil 1: Kreis Borken, 1. Ausgabe 2018

Teil 2: Kreis Coesfeld, 2. Ausgabe 2018

Teil 3: Kreis Steinfurt, 3. Ausgabe 2018

Teil 4: Kreis Warendorf, 4. Ausgabe 2018

Teil 5: Stadt Münster, 5. Ausgabe 2018

 

Städte und Gemeindendes Kreises

Ascheberg

Die Gemeinde Ascheberg liegt mit ihren 106,32 km² an der Grenze zu Münster und verfügt mit Schloss Westerwinkel über eines der ersten Barockschlösser in Westfalen. Aber auch Weltneuheiten werden in Ascheberg geschaffen wie der klappbare Fahrradspiegel der Firma Krampe, die ihre Ideen aus der Gemeinde in die Welt trägt.

Billerbeck

Die Perle der Baumberge wird die Stadt Billerbeck, 91,36 km² und 11.593 Einwohner, genannt. Sie hat eine besondere Bedeutung im Kreis Coesfeld als anerkannter Erholungs- und Wallfahrtsort, hier ist aber unter anderem auch die Dornieden Anlagentechnik zu Hause, deren Spezialfertigungen weit über die Kreisgrenzen hinaus im Einsatz sind.

Coesfeld

Die Kreisstadt Coesfeld ist mit 141,36 km² Fläche und 36.116 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Kreis. Wie überall im Münsterland hat hier die Textilindustrie eine lange Geschichte, die heute durch die Bekleidungswarenkette Ernsting’s family, die hier ihren Ursprung hat, fortgeführt wird.

Dülmen

Die größte Stadt im Kreis Coesfeld mit 184,83 km² Fläche und 46.613 Einwohnern ist Dülmen, die Stadt der Wildpferde. Dülmen zeigt, dass man mit Ideen und kleinen Dingen Erfolg haben kann. Ein Beispiel dafür ist Yara, Weltmarktführer von Mineraldüngern, das seinen Ursprung und Sitz in Dülmen hat.

Havixbeck

Die Gemeinde Havixbeck, die eine Fläche von 53,18 km² aufweist und 11.689 Einwohner zählt, verdankt ihre Bekanntheit vor allem der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, deren Familien-Stammsitz, Burg Hülshoff, sich im Ort befindet. Nicht nur die Gedichte der großen Tochter der Stadt sind weltweit in aller Munde, sondern auch die individuell angefertigten Naschereien der Münsterländer Marzipan Manufaktur aus Havixbeck.

Lüdinghausen

Über 100 Jahre war die Stadt Lüdinghausen, 140,54 km² Fläche und 24.263 Einwohner, Kreisstadt des gleichnamigen Kreises, bis sie in den 1960er-Jahren dem Kreis Coesfeld zugeordnet wurde. Eines der wichtigsten Unternehmen in der Stadt ist neben dem Maggi-Werk die Metall Design Manufaktur Polenz, die mit edlen Metallen unter anderem Yachten gestaltet.

Nordkirchen

Mit ihrem Barockschloss, das als „Westfälisches Versailles“ gilt, ist Nordkirchen, 52,41 km² Fläche, 9.781 Einwohner, weithin bekannt, wird das Schloss doch von der UNESCO als schutzwürdig angesehen. Aber auch die Firma CaPlast sorgt mit ihren Beschichtungslösungen seit über 50 Jahren dafür, dass der Name der Stadt in die Welt reicht.

Nottuln

Bis in die Zeit 4.000 v. Chr. reichen die Siedlungsspuren in Nottuln, das heute 85,67 km² umfasst, auf denen 19.435 Einwohner leben. Auch viele der Unternehmen blicken auf eine lange Geschichte zurück wie die Humberg Industrieguss, die 1926 mit Graugussprodukten für die Landwirtschaft begann und heute Aluminiumgussteile für die gesamte Industrie liefert.

Olfen

Der eine nennt Olfen das „Tor zum Münsterland“, der andere sieht es als „Tor zum Ruhrgebiet“, den 12.490 Einwohnern ist wichtig, dass sie hier Lebens- und Wohnqualität finden und Arbeitsplätze, die unter anderem die NSM Magnettechnik bietet, die mit ihren Handlingsystemen für Metalle international gefragt ist.

Rosendahl

Mit dem Wasserschloss Darfeld und Schloss Varlar zeigt die 94,48km² große Gemeinde Rosendahl, die 10.712 Einwohner zählt, gleich doppelt, dass sie eine herrschaftliche Geschichte hat. Eine über 100-jährige Geschichte kann auch die Firma Münsterländische Margarine-Werke aufweisen, die in Rosendahl seit 1889 Milch- und Margarineprodukte herstellt.

Senden

Ein Teil der 109,45 km² der Gemeinde Senden ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, in dem die 20.455 Einwohner gerne seltene Flora und Fauna besichtigen. Eine der Firmen, die mit ihren Etikettiermaschinen auf Weltmarktniveau agiert, ist die Languth GmbH, die vor 85 Jahren als Reparaturbetrieb für Maschinen startete.

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Fotostrecke

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