Produktion in Südwestfalen

ROTH Energie: „Offen sein für Energie-Alternativen“

Heizöl, Gas, Elektro, Schmierstoffe – auf der Suche nach der optimalen Lösung befindet sich die Energiepolitik auf Schlingerkurs. Die Adolf ROTH GmbH & Co. KG mit Sitz in Gießen ist seit Jahrzehnten eine verlässliche Konstante auf dem Energiemarkt. Geschäftsführer Lucas Smajek vertritt die 4. Generation im Familienunternehmen. Im Gespräch mit dem Südwestfalen Manager appelliert er für mehr Technologieoffenheit auf der Suche nach der Energie der Zukunft.

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von REGIO MANAGER 17.11.2025 Anzeige
Tanklager in Frankfurt am Main

Südwestfalen Manager: Herr Smajek, erzählen Sie uns doch zunächst, wie die Geschichte Ihres Familienunternehmens bisher verlaufen ist.

Lucas Smajek: Die Firma wurde 1949 von meinem Urgroßvater gegründet und von meinem Großvater weiter aufgebaut. In den 2010er-Jahren hat meine Mutter Christiane Roth das Unternehmen als alleinige Gesellschafterin übernommen und erfolgreich in die neue Zeit geführt. Meine Schwester, Katharina Smajek, ist vor circa fünf Jahren in das Unternehmen eingestiegen; sie ist hauptsächlich für alle personellen und organisatorischen Themen verantwortlich. Ich bin seit 2,5 Jahren dabei und leite gemeinsam mit meiner Mutter das operative Geschäft des Unternehmens.

SWM: Wie verlief die Entwicklung des Unternehmens in der jüngeren Vergangenheit?

Lucas Smajek: Der Markt hat sich in den vergangenen zehn Jahren konsolidiert und wird jetzt von den großen Anbietern dominiert. Wir sind mitgewachsen.

Eine wichtige Entscheidung war, in den 1990er-Jahren in Gießen einen Gleisanschluss zu legen und die Kesselwagenversorgung aufzubauen. Wir waren auch eines der ersten Unternehmen, die in Deutschland sogenannte Geister-Tankstellen eröffnet haben, also solche, die vollautomatisch laufen und 24 Stunden geöffnet sind. 2012 beziehungsweise 2015 sind wir in das Strom- und Erdgasgeschäft eingestiegen und haben hier ein breites Portfolio aufgebaut. Das war in den letzten Jahren sehr hilfreich. Von Gießen aus expandieren wir bundesweit. Wir beschäftigen mittlerweile ca. 750 Mitarbeiter. Wichtig ist uns, weiterhin unsere Identität als Mittelständler mit Familienwerten zu wahren.

SWM: Gerade im Bereich Energie war in den vergangenen Jahren viel in Bewegung. Wie ist die Marktsituation heute?

Lucas Smajek: In den letzten Jahren war kein Jahr wie das andere. Die Zeit der Krisen hat die Sensibilität von Jung und Alt in Bezug auf Energie erhöht. Das Heizöl hat eine Renaissance erlebt. Die Preisentwicklung, die Energiewende, das Thema CO²-Emissionen – all das macht die Branche gerade spannend. Jeder weiß, dass wir in Zukunft einen bunten Energiemix brauchen, aber niemand weiß genau, wie der aussehen soll. Und niemand traut sich, viel Geld für wegweisende Investitionen in die Hand zu nehmen. Ein Beispiel ist Wasserstoff. Er könnte die Zukunft für den Schwertransport sein. Doch dann wurden alle Förderungen gestoppt und die Investitionen blieben aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive aus. Wir sehen aktuell, dass sich selbst bei der Elektrothematik die Geister scheiden und das Aus vom Verbrenner gerade sehr intensiv diskutiert wird.

SWM: Sie sind also für mehr Offenheit auf der Suche nach der Energie der Zukunft?

Lucas Smajek: Absolut. Man darf nicht stur auf einer Energieform wie Elektro beharren. In vielen Bereichen sind andere Alternativen sinnvoller. Es wird nicht die eine Lösung geben, sondern notwendig sein, die Technologie an die Anwendungen anzupassen. HVO 100 beispielsweise ist eine Alternative zum Diesel, die bei geringfügigem Mehrpreis zu sofortiger Emissionseinsparung führt. Wir haben bereits diverse Tanklager und Tankstellen für HVO 100 umgebaut. Aber auch dieses Thema läuft zurückhaltend an. Mehr Technologieoffenheit wäre mein Wunsch an die Politik. Wir sollten uns auch mehr auf die Dinge fokussieren, in denen wir immer gut waren, nämlich die heimische Wirtschaft. Von ihr hängt unser Wohlstand ab.

SWM: Wie sehen Sie die Rolle von ROTH Energie auf dem Markt?

Lucas Smajek: Aufgrund unserer Größe und Logistik spielen wir eine wichtige Rolle im Mittelstand. Hamburg mit seinem Hafen gilt als Zentrum für alle Ölhändler, im mittelhessischen Raum sind wir infrastrukturell gut gelegen und ein interessanter Partner für viele Firmen, die vom Norden in den Süden wollen. Wir versuchen, die Regionalitätskarte zu spielen, mit einer dezentralen Organisation, die es uns ermöglicht, nah beim Kunden zu sein. Im Unterschied zu vielen Konzernen sind wir auch der verlängerte Arm zum Endkunden.

SWM: Welche Rolle spielt für Sie die Region Südwestfalen?

Lucas Smajek: Nach den Übernahmen der beiden Schmierstoffspezialisten Brachthäuser in Finnentrop und Kaiser Söhne in Arnsberg haben wir ein ganz klares Signal in der Region gesetzt. Mit den Schmierstoffmarken Mobil, Total und Shell die durch unsere Eigenmarken CRO und Sicom ergänzt werden, haben wir ein sehr leistungsstarkes Portfolio, welches durch unsere Anwendungsfachberater, Anwendungsingenieure und Servicetechniker komplettiert wird. In Sachen Industrieschmierstoffe führt in Südwestfalen kein Weg an uns vorbei.

SWM: Das Thema Nachhaltigkeit dominiert die gesamte Energiebranche. Wie sehen Ihre Aktivitäten in Bezug auf Produkte und Ihr Unternehmen aus?

Lucas Smajek: Bei den Produkten liegt unser Fokus hier auf HVO100 und anderen klimafreundlichen synthetischen Kraft- und Brennstoffen. Die Infrastruktur ist in weiten Teilen schon vorbereitet und ohne größere Umrüstungen weiterhin nutzbar. Auch im Schmierstoffbereich wird das Thema nachhaltige und biologisch abbaubare Schmierstoffe immer wichtiger. Wir sind in dieser Produktrange sehr gut aufgestellt.

Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere Flexibilität durch unseren eigenen Fuhrpark und unsere eigenen Läger. Wir können die Versorgung über Straße, Wasser und Schiene gewährleisten.

Elektro ist natürlich weiterhin ein wichtiges Thema. Wir hatten auch schon mit Wasserstoffprojekten begonnen, aber dann fielen die Förderungen weg. Themen wie Bio-Heizöl und Bio-Diesel sind für uns bisher eher marginal, werden aber im Zuge der CSRD- und Red III-Richtlinie ab 2026 auch eine Rolle spielen, wenn der Markt dafür da ist. Einen Teil unseres Fuhrparks von rund 400 Fahrzeugen haben wir bereits auf HVO 100 umgestellt.

SWM: Welche Alleinstellungsmerkmale hat ROTH Energie im Wettbewerb?

Lucas Smajek: Mit der Kombination aus persönlicher Beratung und der logistischen Aufstellung können wir unseren Kunden Vorteile verschaffen. Dazu haben wir eine hohe Preistransparenz. Unser Ziel ist nicht, der Günstigste zu sein, sondern mit dem Gesamtpaket zu überzeugen. Deshalb bieten wir auch individuelle Serviceleistungen im Baukastensystem an.

SWM: Worauf wird Ihr Fokus in den nächsten Jahren liegen?

Lucas Smajek: Im Bereich erneuerbare Energien wollen wir weiter vorankommen, insbesondere mit HVO 100. Bei Schmierstoffen, Strom und Gas sehe ich ebenfalls Wachstumspotenzial. Ich freue mich jedenfalls auf die weitere Entwicklung des Unternehmens in der zurzeit vielleicht spannendsten Branche überhaupt.

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