Management

Unternehmenspraxis (Ausgabe 04/23)

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von Regiomanager 14.09.2023
© ­­­ Daniel Coulmann − stock.adobe.com | Daniel Boss

KONJUNKTUR

Trübe Zeiten für Selbstständige

Das Geschäftsklima für Selbstständige hat sich zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Das ergibt die aktuelle ifo-Befragung für dieses Segment („Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex für Selbstständige“). Der Index sank im Juli auf -16,4 Punkte, nach -12,6 im Juni (nicht saisonbereinigt). „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Schwächephase“, sagt ifo-Expertin Katrin Demmelhuber. „Die Selbstständigen können sich dem nicht entziehen.“ Die Dienstleister erwarteten für die nächsten Monate schlechtere Geschäfte und sie zeigten sich merklich weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Der Umsatz blieb rückläufig und die Selbstständigen stuften ihre Auftragsbestände als zu gering ein. Die Nachfrageschwäche der Industrie wirkte sich negativ aus auf unternehmensnahe Dienstleister wie IT- oder Unternehmensberatungen sowie den Bereich Werbung/Marktforschung. Konsumnahe Branchen wie das Gastgewerbe spürten im Juli die Zurückhaltung der Privathaushalte. Das Gleiche gilt für den Einzelhandel, wo sich das Geschäftsklima weiter verschlechtert hat – vor allem wegen pessimistischer Erwartungen. Seit August 2021 berechnet das ifo-Institut den „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex für Selbstständige“. Er umfasst sowohl Soloselbstständige als auch Kleinstunternehmen (weniger als neun Mitarbeiter). Der Schwerpunkt liegt auf dem Dienstleistungssektor.

STANDORT

Jungunternehmer unzufrieden

Die Qualität Deutschlands als Gründungsstandort bewerteten Jungunternehmerinnen und -unternehmer in einer aktuellen Online-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gerade mal mit einem schwachen „befriedigend“. „Mit immer wachsender Bürokratie, hohen Steuern, schlechten Digitalstandards und steigenden Kosten verprellen wir potenzielle Jungunternehmer“, kommentiert DIHK-Präsident Peter Adrian die Unzufriedenheit der Gründerinnen und Gründer mit der deutschen Wirtschafts- und Standortpolitik. Gut 600 Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer meldeten sich über die Umfrage in diesem Jahr zu Wort. „Die Resonanz macht deutlich, wie ernst es den Gründerinnen und Gründern mit ihren Rufen nach einem besseren Umfeld ist“, sagt DIHK-Präsident Adrian. Der Gründungsstandort Deutschland werde zusehends unattraktiver. Das ist auch an der Zahl derjenigen abzulesen, die eine Neugründung anstreben: Derzeit ist das Interesse an Gründungen so gering wie nie, seit die DIHK diese Daten erhebt. Das hat die IHK-Expertenbefragung zum aktuellen DIHK-Report Unternehmensgründung gezeigt, dessen ersten Teil die DIHK bereits Mitte Juli veröffentlicht hatte. Die wichtigsten Gründe offenbart nun die Befragung der Jungunternehmerinnen und -unternehmern selbst: 69 Prozent geben stetig wachsende Regulierung und Bürokratie als Ballast für den Unternehmensalltag an. „Der Aufwand für Dokumentations- und Meldepflichten, Verwaltungsgänge und Normerfüllung schreckt ab und hemmt die Unternehmen mehr und mehr“, erläutert Adrian. Die Betriebe bräuchten deshalb gebündelte, einfache und schnelle Prozesse.

BAUEN & WOHNEN

Ausbau beim Trinkwasser

Die Auswirkungen der durch den Klimawandel verursachten Trockenphasen auf die Wasserversorgung sind, so der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, bereits an vielen Stellen in Deutschland sichtbar und werden absehbar noch deutlich steigen. Das mache einen erheblichen Aus- und Umbau der Wasserinfrastruktur notwendig. Dabei seien insbesondere Verbundleitungen von zentraler Bedeutung. Der Bedarf an solchen Wasserfernleitungen dürfte aufgrund der Folgen des Klimawandels zukünftig erheblich ansteigen. Die Planung und der Bau solcher Wasserfern- bzw. Verbundleitungen sind laut BDEW für die Betreiber jedoch aktuell mit enormen rechtlichen und bürokratischen Hemmnissen verbunden, die entsprechende Projekte deutlich verlangsamen. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum der rechtliche Rahmen für Wasserfernleitungen deutlich hinter den Regelungen anderer Infrastrukturen wie etwa für Fernstraßen oder Energieleitungen zurückbleibt“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. Bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung handele es sich um einen herausragenden Teil der Daseinsvorsorge, deren Sicherstellung eine Kernaufgabe des Staates sei. Auch die nationale Wasserstrategie hebe die gesteigerte Relevanz von Wasserfernleitungen ausdrücklich hervor. „Eine Angleichung des Rechtsrahmens für die Öffentliche Wasserversorgung, um den Bau von Fern- bzw. Verbundleitungen zu beschleunigen, ist unbedingt notwendig. Dies gilt umso mehr, als dies ohne erhebliche Eingriffe in das bestehende Rechtssystem möglich ist“, sagt Weyand. Ein aktuelles Rechtsgutachten, das für den BDEW erstellt wurde, zeige, dass sich schon mit wenigen Gesetzesänderungen eine deutliche Beschleunigung des Baus von Verbundleitungen und damit eine Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Trinkwasser möglich wäre. Verbundleitungen sollen eine angemessene Ver-teilung des verfügbaren Wasservorkommens zwischen wasserärmeren und wasserreicheren Gebieten ermöglichen.

FINANZEN & RECHT

Luxus mit Falschgeld

Die Deutsche Bundesbank hat im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland rund 26.700 falsche Euro-Banknoten im Nennwert von knapp 2,9 Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen. Die Anzahl der Fälschungen stieg gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022 um zehn Prozent. „Trotzdem bleibt das Falschgeldaufkommen weiterhin niedrig: Rein rechnerisch entfielen sechs falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner“, sagte Burkhard Balz, im Vorstand der Deutschen Bundesbank unter anderem zuständig für Bargeld. Besonders stieg die Anzahl der falschen 200- und 500-Euro-Banknoten. Dadurch fiel im ersten Halbjahr 2023 die Schadenssumme um 66 Prozent höher aus als im vorherigen Halbjahr. „Mit den gefälschten 200- und 500-Euro-Banknoten wurden vor allem betrügerische Geschäfte mit Luxuswaren wie Schmuck, Goldbarren, Uhren und Autos abgewickelt“, so Balz.

PERSONAL & KARRIERE

Mehr Mütter erwerbstätig

Im Jahr 2022 waren 69 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder erwerbstätig. Gegenüber dem Jahr 2005 hat die Erwerbstätigenquote von Müttern damit von 60 Prozent um rund neun Prozentpunkte zugelegt. Wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus weiter mitteilt, stieg die Erwerbstätigkeit von Vätern im selben Zeitraum von 88 auf 92 Prozent weniger stark. Seit der Einführung des Elterngelds im Jahr 2007 ist damit sowohl die Erwerbstätigkeit von Müttern als auch die Erwerbstätigkeit von Vätern gestiegen. Die größten Unterschiede in der Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern finden sich bei den Eltern jüngerer Kinder: Ist das jüngste Kind im Haushalt weniger als ein Jahr alt, so war 2022 nur rund jede achte Mutter erwerbstätig (13 Prozent), im Vergleich zu 87 Prozent der Väter. Bei Kindern im Alter von zwei bis unter drei Jahren waren 64 Prozent der Mütter und 92 Prozent der Väter erwerbstätig. Während sich die Erwerbstätigkeit von Vätern je nach Alter des Kindes lediglich zwischen 87 und 93 Prozent bewegte, stieg sie bei Müttern mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes deutlich stärker an. Und auch das zeigt die Statistik: Seit dem Jahr 2005 gab es bei der Aufteilung der Erwerbsarbeit nur geringe Veränderungen. Damals betrug der Anteil der Paare, bei denen der Vater in Vollzeit und die Mutter in Teilzeit tätig war, noch 69 Prozent und lag damit um vier Prozentpunkte höher als 2022. Während der Anteil von Paaren mit zwei Elternteilen in Teilzeit von zwei auf fünf Prozent zugenommen hat, blieb der Anteil der Elternpaare mit zwei vollzeitbeschäftigten Elternpaaren (27 Prozent) nahezu unverändert.

Eine Million IT-Beschäftigte

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in digitalen Berufen hat erstmals die Millionenschwelle überschritten. Das gab die Bundesagentur für Arbeit (BA) bekannt. Seit 2013 wuchs diese Zahl um rund 380.000 Beschäftigte. Mit einem Beschäftigungsplus von 60 Prozent ist die Zahl der Beschäftigten weitaus stärker gewachsen als die Beschäftigung insgesamt. Diese stieg in den vergangenen zehn Jahren um 16 Prozent an. Die Tätigkeit in IT-Berufen verlangt in der Regel zumindest einen beruflichen Abschluss, in vielen Fällen auch eine Weiterbildung oder ein Studium. Dabei steigt der Anteil der Akademiker von Jahr zu Jahr an und liegt nun bei 41 Prozent, Tendenz weiter steigend. Rund ein Drittel der Beschäftigten arbeitet als Softwareentwickler oder Programmierer, ein weiteres Drittel als Informatiker mit Ausbildung oder sogar Studium, die übrigen sind etwa als Webadministratoren, Anwenderberater oder Entwickler angestellt. 2022 waren bei der BA im Durchschnitt rund 24.000 offene Jobangebote für IT-Kräfte gemeldet, ebenfalls ein neuer Höchstwert. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen, die eine Beschäftigung in IT-Berufen suchen, lag bei rund 27.000. Damit ist das Verhältnis von Arbeitslosen zu gemeldeten Stellen fast ausgeglichen. Die eigentliche Arbeitskräftenachfrage liegt sogar noch höher, weil Unternehmen nicht alle offenen Stellen melden müssen. Bereits seit Jahren gibt es ausgeprägte Engpässe in einigen IT-Berufen.

Daniel Boss | redaktion@regiomanager.deDaniel Boss
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